Schwester Gerhild

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Sie war die erste Schwester auf die ich traf. Und ich hasste sie, tief und innig. Von vier Monaten die ich blieb, wünschte ich ihr fast drei Monate lang, täglich einen Autounfall an den Hals, bis Ronja mich immer korrigierte und meinte sie würde immer mit Fahrrad kommen. Dann eben ein Fahrradunfall, antworte ich stets. Ich erinnere mich, wie Sie meine Tasche ins Zimmer trug. Sie war alt und so bestimmend, während ich zum Anfang immer zurückhaltend bin. Sie durchsuchte die Tasche, meine Klamotten, die Binden, einfach alles. Lustig, das man auch selbst später Zigarren so wie ein Feuerzeug ein schmuggelte. Was es einen bringt, wenn sie dich einfach nicht ein ordnen können. Sie hatte die Angewohnheit, einem am Samstag nicht einfach so wie jeder andere um neun zu wecken, nein. Sie stellte den Fernseher an, suchte MTV raus und stellte auf volle Lautstärke, tanzte dann fröhlich bei uns rein und rief dann das altbekannte ,,Aufstehen, dann wiegen, Blutdruck, dann könnt ihr essen". Es war eine Abwechslung,  angenehm war es trotzdem keinesfalls.  Ich weiß nicht was es war, aber etwas änderte sich zum Schluss und ich mochte die Frau auf einmal, und das irgendwie sogar sehr. Ich erinnere mich bis heute an ihre Aussage ,,Die meisten kommen wieder, du nicht. Du wirst es schaffen!''. Sie war so überzeugt von mir, sah vielleicht nur die guten Dinge, die paar. Was würde sie jetzt nur sagen, war nicht nochmal stationär, hab 2 Jahre danach ganz mit Therapie aufgehört aber mit den Drogen angefangen. Ich bin das kleine Übel, Vergleich ich mich mit meinen Bekannten, aber gesund ist das ganze nicht. Ich lebe und bin beudeteund zufriedener als damals, manchmal sogar zielorientiert und motiviert, aber nie gänzlich nüchtern, zählt das?

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