K A P I T E L 24

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"Ich dachte wir betrinken uns." - "Es ist kurz nach eins." lachend reichte Markus Linea eine Dose Cola welche sie missbilligend ansah. "Wie lange sahst du gestern noch mit Joschka und Raban draußen?", fragte sie dann und ließ sich auf der Werkzeugbank nieder. "Als wir nach hause wollten kam Juli gerade wieder.", antworte Markus und nahm mit etwas Schwung neben ihr Platz. "Ich finds schön, dass eure Eltern alle so locker damit umgehen wenn ihr zusammen seit. Wenn ich unterwegs war wollte meinte Tante immer wissen wo genau ich bin, mit wem, bis wann und natürlich musste ich spätestens um acht zuhause sein.", interessiert legte Markus seinen Kopf schief. Zum ersten Mal erzählte Linea etwas von Berlin. Er wusste lediglich, dass sie dort bei ihrer Tante gewohnt hatte, nicht mehr und nicht weniger. Er oder die anderen waren zwar neugierige gewesen, doch weder Leon noch Marlon hatten mehr Preis gegeben. Das Thema sogar ziemlich abrupt abgebrochen. Nie hätte er gedacht genau mit dieser Person, welche ein einziges Mysterium  seitdem sie genkommen war, schon nach kurzer Zeit so vertraut zu sein. Er konnte sich nichts vormachen, die Brünette durfte in seine Werkstatt und seine Maschinen ausprobieren, während seine Freunde nicht mal in die Nähe durften.
Wenn man bedenkt wie oft Raban und Joschka sich lauthals darüber beschwerten. "War nicht immer so, meine Mum war früher ziemlich streng. Aber irgendwann hat sie es aufgegeben, spätestens seitdem sie so gut mit Julis und Joschkas Mum befreundet ist.", schmunzelte Markus. "Wirklich? Hätte ich jetzt nicht erwartet, Sonntag wirkte sie so entspannt." - "Sie hat früher ziemlich viel wert auf gute Manieren und Etikett gelegt-", Linea begann zu lachen, konnte sich einen schmollenden kleinen Markus vorstellen, dessen Mutter ihm gutes Benehmen  beibringen wollte, während er einfach nur im Dreck Fußball spielen wollte. "Ich meins Ernst, ich hab mich mit Händen und Füßen gegen alles gewehrt, ich sollte sogar auf eine privat Schule gehen.", bei dem Gedanken daran schüttelte es den Torwart. "Ich bin auf eine Privatschule gegangen, hör auf.", lachend machte sie eine wegwerfende Bewegung. "Wir hätten ein Elite Paar werden können, hätte ich meinen Willen nicht durchgesetzt.", grinsend nahm er einen Schluck und zwinkerte ihr zu. "Hätten wir aber nur wenn du auch tanzen könntest. Ich weiß nicht wie oft ich zu dieser Tanzschule musste nur weil Standarttänze nicht in der Jungend von heute verloren gehen sollten.", imitierte sie ihre Tante und Markus lachte auf.
Wer hätte gedacht, dass sich Linea und Markus über so ein Thema so ausgiebig unterhalten konnte. Linas Tante war wohl die extrem Version von Markus Mutter und die beiden hatten schon in jungen Jahren vieles durchstehen müssen. Sie saßen Ewigkeiten zusammen, der eigentliche Grund für ihre Anwesenheit in der Garage vergessen. Genauso wie alles was sich seit dem Gespräch gestern mit Juli in ihrem Kopf angesammelt hatte. Ja er hatte sie abgelenkt, aber gleichzeitig auch nur noch mehr zum grübeln gebracht. Sie hatte sich die ganze Zeit immer mehr Schuldgefühle gegenüber Marlon eingeredet und trotzdem waren ihre Gedanken bei Maxi. 
shut up and dance - walk the moon
"Komm schon Lin.", irritiert sah sie auf als Markus ihr auffordernd seine Hand entgegen hielt. Sie hatte nicht bemerkt, dass er von der Werkbank aufgestanden war und das Radio angeschmissen hatte. "Kann man dir irgendwie helfen?", schmunzelnd sah sie auf seine Hand und mit einem schnellen Handgriff hatte er sie auf beide Füße gezogen. "Du willst mich doch verarschen.", lachte sie als Markus sich schon fast verbeugte und ihr erneut seine Hand hin hielt. "Du kannst tanzen? Also so richtig?" -  "Finde es heraus, komm schon Lin.", wiederholte er und zog sie mit Schwung zu sich als ihre Hand seine berührte. Sie lachten zusammen, auch wenn es nicht nach dem klassischen Tanzen wie sie es gelernt hatten aussah. Markus drehte sie um ihre eigene Achse und schwang sie hin und  her bis das Lied endete.
"Ex und weg."; murmelte Markus und reichte ihr das fast leere Getränke. "Da merkt man die fehlenden Manieren.", grunzte Linea und verschluckte sich fast als er ihr einen deutlichen Blick zuwarf. "Wir beide haben noch was vor, ich dachte wir kriegen etwas geschafft bevor wir los müssen.", murmelte Markus und sah zu den Maschinen welche noch genauso unberührt nebeneinander standen wie am Anfang. "Bedeutet nur, dass wir das hier noch öfters wiederholen müssen.", setzt er hinterher. "Als ob es dafür einen Grund geben müssten.", grinsend reckte Markus seinen Kopf zur Seite. "Auch wieder war und jetzt los, wir wollen nicht zu spät kommen.", er nahm ihr die leere Dose ab und schmiss sie in einen Sacke an der Seite. "Verätzte du mir auch was wir vor haben?", neugierig folgte Linea dem Torwart nach draußen. "Ich setzt dich bei Nerv ab und fahr danach zu Fabi.", perplex stockte sie. "Was soll ich denn bei Nerv? Hat Klette keine Zeit für ihn?" - "Nachhilfe? Klingelst?" Natürlich, Sonntag hatte Linea Nerv Nachhilfe angeboten, nicht wissend, dass sie jetzt am liebsten so weit weg wie möglich vom Hause Maximilian sein würde. Entweder ignorierte Markus ihre plötzliche Stille oder er bemerkte es nicht während er sie nach draußen zog.

Linea. | die wilden Kerle ✔Where stories live. Discover now