Voller Rätsel

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Hallihallo 🙋🏼‍♀️
Ich hoffe, es geht euch allen gut und ihr seid weiterhin gesund und munter :P
Tut mir leid, dass ihr so lange warten musstet.

So stand ich nun da, wie festgenagelt, beobachtend, wie Louise schreckhaft aus dem Raum rannte. Wusste ich, was ich da tat? Nein, augenblicklich nicht. Ich wusste nicht einmal, für wen genau ich diesen Zorn empfand, der in mir aufbrauste. Vielleicht bin ich die, die auf sich selbst wütend sein sollte. Ich meine, was zum Teufel ist in mich gefahren? Und wie komme ich überhaupt auf die Idee eine Schülerin zu nötigen, mich zu berühren? Kam mir zwar nicht so vor, als hätte es ihr nicht gefallen, aber es geht einfach ums Prinzip. Ich bin tatsächlich die, die sich genau jetzt die schrecklichsten Vorwürfe machen sollte. Egal wie groß und intensiv meine Begierden auch weiterhin sein sollten, ich habe nicht das recht darauf, sie gegen ihren Willen nötigen zu wollen. Das hat niemand! Aber um ehrlich zu sein, sah ich es nicht ein, ihr wie ein Hund nachzulaufen. Es tat weh, egal, in welcher Hinsicht. Sie hatte recht, genau das bin ich, alt und schrumpelig. Was hätte ich denn auch besseres erwarten sollen? Man, als hätte ich meine gesamten Nerven verloren! Und das wegen einer Schülerin! Verdammt, was ist nur in mich gefahren?! „Lass das bloß meine Mutter nicht sehen..." Meine Mutter war damals die Einzige, die über Aurelie aufgeklärt wurde. Sie hatte kein Problem damit, für sie zählte einzig und allein, dass ich glücklich war. In dem Sinne, wenn's gesund und legal ist. „Glücklich sein", was heißt das nur? Auch die kleine Romanze Aurelie und Elisabeth, fand ihr Ende, wie alles ein Ende findet. Ich war nie glücklich, nie so, wie man wirklich glücklich sein sollte. Bin ich es jetzt? Vielleicht. Es ist schwierig, selbst zu schwierig für mich, um es zu verstehen. Sie ist so jung, so schlau und hat ihr ganzes Leben noch vor sich, also wie komme ich auf die blödsinnige Idee, ihr schöne Augen zu machen?! So ein Unsinn. Kann man denn in diesem Leben überhaupt mal glücklich werden?! Ich möchte nur einmal erfahren, was es heißt, geliebt zu werden. Guckt mich doch mal an, ich bin doch wirklich alt! Im Vergleich zu Louise auf jeden Fall. Ich könnte ihre Mutter sein, nein, sogar ihre Großmutter! Verflixt und zugenäht, wie werde ich sie bloß vergessen können? Unter Zwang funktioniert bei mir sowieso gar nichts. Was wäre los, wenn Louise es jetzt jedem erzählt und ich dann blöd dastehen werde, wie ich's immer tue?! Himmel, ich war doch die Lehrerin, die sich immer unter Kontrolle hatte UND die immer vernünftig und fair war! Das bin ich lange nicht mehr, ich sollte mich wirklich schämen. Bezüglich Louise, ich weiß gar nichts mehr. Was ich denken soll, wie ich mich jetzt verhalten soll, gar nichts. Sie macht mich nach wie vor sprachlos, wie es noch niemand zuvor geschafft hat. Was nützt es mir, wenn das hier gar keinen Sinn ergibt? Hätte ich gewusst, dass es genau so „enden würde", hätte ich nie angefangen, Louise in mein Herz zu lassen. Es war im Endeffekt schon bei der ersten Begegnung klar, dass sie mich irgendwann abservieren würde. Glaubt mir, ich verstehe genau so wenig wie ihr. Erst schenkt sie mir so viel Aufmerksamkeit wie sie nur kann, überhäuft mich beinahe und jetzt dieser Rückzieher? Ja, ich bin eine Lehrerin und habe ganz andere Pflichten zu erbringen. Wenn ich so wirklich darüber nachdenke, war es nicht in Ordnung, was ich getan habe. Aber trotzdem, diese Worte, die sie mir entgegnete, schneiden tiefer, als es eine Scherbe je schaffen würde. Nie war ich so naiv und egoistisch, doch irgendwann musste ich natürlich übertreiben. Bevor ich doch noch die komplette Fassung verlor, schnappte ich mir meine Tasche und war genau so schnell wieder weg, als ich überhaupt angekommen war. Kann von Glück reden, dass ich „nur" 6 Wochenstunden abzuarbeiten habe. Marina habe ich heute tatsächlich nicht einmal vors Gesicht bekommen, obwohl sie deutlich mehr vor Wochenstunden prahlt. Vielleicht ist es auch gut so, Louise und Marina kann ich gerade am wenigsten gebrauchen. Echt erstaunlich, oder? Wie sich eine Ansicht so schnell ändern kann, obwohl sie genau die Wahrheit aussprach. Alt und schrumpelig, das I - Tüpfelchen des Tages. Von ihr hätte ich am wenigsten erwartet, dass sie mir genau so entgegenkommt, wie es mein Mann getan hätte. Und nein, ich weiß nicht genau, aus welchem Grund ich jetzt wütend oder aufgebraust sein sollte. Louise hat recht, also habe ich ihr nicht böse zu sein. Oder doch? Ich weiß es doch auch nicht. Momentan läuft gar nichts rund. EINMAL verläuft es mal nicht nach Plan und schon kommt eine Ohrfeige nach der anderen. Ich war letztendlich froh darüber, mich nicht mehr auf dem Schulgelände zu befinden, das winzige Motel war momentan mein einziger Zufluchtsort, der mir zur Verfügung stand. Es ist keine gute Lösung wochenlang in diesem Gebäude zu verweilen, denn auf ewig hält gar nichts. Wisst ihr wie lange es dauern wird, bis ich mir eine ähnliche eigenständige Bruchbude leisten kann? Das war es, eine Bruchbude, am Anfang ging es, aber umso genauer man hinsah, desto schlechter wurde einem. Kurz bevor ich mich auf mein Bett plumpsen ließ, machte ich noch einen kurzen Ausflug bis zum nächstgelegenen Supermarkt. Immerhin war das Motel bekannt dafür, gut am Zentrum angebunden zu sein, das ist aber auch das Einzige, was mir spontan einfallen würde. Wenn man wenigstens einen Teekocher hätte, nicht mal einen Kühlschrank habe ich. Damit es nicht in Vergessenheit gerät : Kaffeeliebhaberin und KEINE Kaffeemaschine, das ist das allerletzte. Jeden Morgen zum Bäcker, nur damit ich meinen ersehnten Kaffee schlürfen kann. Mir blieb tatsächlich nichts anderes übrig, als Obst und Gemüse zu kaufen. Klar, wichtig und gesund, aber wer soll denn davon satt werden? Ich? Auf keinen Fall, eine Maus trifft es wohl ganz gut. All das muss schnellstens enden, so kann und darf es einfach nicht weitergehen! Bin ja auch noch so blöd und verlasse das Haus. Herr Gott, wer weiß, was der jetzt schon wieder für ein Flittchen bei MIR im Bett zu liegen hat. Ich würde ihm sogar zutrauen, dass er Marina abschleppen würde, würde er darauf bestehen. Mich wundert gar nichts mehr, so traurig, wie es auch ist. Hier habe ich niemanden, nicht mal meine Eltern scheren sich darum, in meiner Nähe zu sein. Sie kommen nicht einmal auf die Idee, dass ich die beiden vielleicht auch nochmal sehen möchte, bevor sie eines Tages mich und die Welt verlassen. Naja, mich haben sie schon lange verlassen. Alles lief aus dem Ruder, als ich meinem Mann damals das Jawort gegeben habe. „Er tut dir nicht gut, er wird dich nicht glücklich machen" Merkt euch das, hört immer auf die Ratschläge eurer Eltern! Das tat er nie, ich bereue jede längere Sekunde mit ihm. Sie waren nie ein Fan von ihm, bekanntlich macht Liebe blind, auch mich. Ach was, das war keine Liebe, ich habe mich einfach nach Liebe und Anerkennung gesehnt und war wahrscheinlich nur verliebt in den Gedanken, verliebt zu sein. Bin ich wirklich dazu verbannt, alleine zu bleiben? Das möglicherweise nicht, unglücklich sterben schon. Nie habe ich nach einer Person gesucht, die mich liebt, nie und dann nahmen meine Augen Louise ins Visier, plötzlich war alles ganz anders. Abrupt wurde ich abhängig von ihr, abhängig von ihren Blicken, ihrer Zuneigung, von allem, was sie auszeichnet. Und genau aus diesem Grund, muss ich eigene Konsequenzen ziehen, wenn auch nur ganz leichte unbedeutende Maßnahmen. Das wirkliche Problem ist, dass ich mich genau in solchen Situationen nie unter Kontrolle haben werde, habe ich ja heute erneut bewiesen. Nach weiterem Trödeln stand ich mit prompt gefüllten Einkaufstüten vor meiner Zimmertür, was ein Tag. Oh, glaubt mir, ich war froh darüber, die restlichen Tage nicht mehr in der Schule verweilen zu müssen. Der anstrengendste Part nach meinem Feierabend war immer noch, mein gesamtes Email Postfach auszumisten. Wenn ihr nur wüsstet wie nervig das manchmal ist, sprich „Können Sie mir das bitte einmal in Ruhe erklären?" Meine Güte! Es ist ja wohl nicht allzu schwer mich in der Schule anzusprechen, dann wird man allen Ernstes abends dazu „angestiftet" manchen Schüler/innen zu helfen. Klar, ich bin dafür da, aber doch nicht noch um 17 Uhr abends. Haben die denn nichts besseres zutun, als ihrer Lehrerin auf die Nerven zu gehen? Werbeanzeigen oder Gewinnspiele, an denen ich angeblich teilgenommen haben soll, sind ja wohl die Nerventöter schlechthin. Also wenn jemand wenig im Leben erreicht hat, dann ja wohl die Personen, die meinen andere unschuldige Personen zu terrorisieren, dafür habe ich kein Verständnis. Alles nur unnötige Werbeanzeigen, die sich eh niemand anguckt, wie immer, doch dann :

L'amour de ma vieWhere stories live. Discover now