Kapitel 7

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Diese Augen. Das Mädchen aus Iwagakure hatte noch nie solche Augen gesehen. Von ihnen gehört ja, aber sie dachte sich immer, dass das bloß alberne Legenden von alten Waschweibern war. Doch genau in diesem Moment starrten sie solche Augenpaare an. Ohne jegliche Regung oder Emotion. Das musste wohl der Anführer dieser widerwärtigen Organisation sein.

„Willkommen bei Akatsuki."

Yuri reagierte nicht, starrte ihn nur unentwegt an, als würde sie seine Worte nicht begreifen. Bedauernswerter Weise verstand Yuri sie. Ihr Schweigen könnte der Anführer als Beleidigung entgegennehmen, doch er wies nur mit einer kleinen Geste auf einen Sitz neben seiner Rechten.

„Rayuri. Setz dich."

Ein unverständlicher Laut kam über ihre Lippen. Lange hatte sie niemand mehr bei ihren vollen Namen genannt und nach Deidaras Reaktion zu urteilen, hatte er ihn vor seinen Kollegen auch nicht erwähnt. Langsam begab sich das Mädchen zu ihrem zugewiesenen Platz, aber nicht ohne alle Anwesenden mit einem verächtlichen Blick nachzusehen. Sie tat es nicht, weil sie den Befehlen von Akatsuki gehorchte, nein, da war eine gewisse Neugier in ihr. Diese Neugier besänftigte Yuris Temperament und versprach ihr, über die Grenzen ihres Dorfes hinauszublicken und erst einmal abzuwarten.

Sie bemerkte nicht einmal, wie sich ihr Bruder, Itachi Uchiha und Kisame Hoshigaki ebenfalls an den Tisch setzten. Wenn jemand es als Tisch bezeichnen will. Seit sie die Kratertore durchquert hatten, eröffnete sich für das Mädchen aus Iwagakure eine neue Welt. Sie konnte das nicht mit den Ödnissen aus ihrer Heimat vergleichen. Hinter den Toren verbarg sich ein Tal, das mit hohen Vulkanitgesteinwänden umringt war. Inmitten dessen ragte vor ihnen ein sandsteinernes Gewölbe, genauer betrachtet, mit einzelnen Tunneln und Gängen versehen. Yuri hatte solches Gestein zwar noch nie leibhaftig gesehen, aber alle Menschen aus Iwagakure konnten verschiedenste Steine und Mineralien identifizieren. Das gehörte sozusagen zur Grundausbildung eines Iwa-Nin.

Und auch der Tisch, an denen Akatsuki-Mitglieder Platz nahmen, bestand aus dem seltenen Vulkanit. Yuri verdrängte den Gedanken, mit ihren Fingern über den unebenen Stein zu fassen. Wie schwachsinnig wäre es, wenn sie in solch einer lebensbedrohlichen Situation derartiges tun würde. So blieb ihre Augen an dem jungen Mann, mit dem besonderen Rinnegan, haften. Ein wenig schüchterte er sie doch ein, aber sie versuchte stets, ihre Haltung zu bewahren, und konzentrierte sich auf die fremde Anwesende, die den gleichen Mantel trug wie alle anderen.

„Bevor wir mit der nächsten Mission beginnen können, müssen wir zunächst bestimmen, wem die Ehre zu Teil wird, das Jutsu der unnachgiebigen Sonne zu erhalten."

Deidara, der sich als Einziger nicht hinsetzte, und nur ungeduldig mit seinen Fingern auf die Tischoberfläche trommelte, bewegte sich nun in direkten Wege zu Pain. Er hatte alles für diese verdammte Organisation getan, Missionen erfüllt, die ihm das Leben kosten konnten, und das war der Dank? Die Entführung seiner Schwester... er konnte es nicht oft genug in seinem Kopf wiederholen. Kurz bevor Deidara seinen Anführer erreichte, entschleunigte er seinen Gang und starrte nun direkt auf Pain hinab. Und auch wenn der blonde Akatsuki auf seinen Anführer hinabblickte, war dessen unwiderrufliche Autorität greifbar.

„Was soll das, Pain?" Er verzichtete auf dämliche Gepflogenheiten. Keine Spiele mehr. Nicht mit ihm.

Pain sah ihn nur emotionslos an. „Das Ziel von Akatsuki ist es, Frieden in die Shinobi-Welt zu bringen. Um das zu erreichen, müssen Maßnahmen getroffen werden, die Opfer erfordern."

Deidara schnaubte, doch setzte einen erneuten Versuch an. „Kisame meinte selbst, dass er mithilfe seines Kuchiyose no Jutsu die Eiswände zerstören kann. Damit wäre unser Problem doch gelöst. Was soll meine Schwester dann noch hier?"

„Unser Blondi hat recht", Kisame räusperte sich und stützte seine Ellenbogen auf den Tisch. „Meine Haie würden das Eis verschlingen, als wäre es ihre Vorspeise."

Pain wirkte wie eine Puppe, wie kein richtiger Mensch. Aber nachdem der Hai-Mensch-Hybrid seinen Vorschlag präsentierte und das mit diesem siegesreichen Grinsen, erkannte Yuri das erste Mal eine leichte Regung in Pains Gesicht. „Diese Unterhaltung führten wir bereits. Es handelt sich dabei um kein gewöhnliches Eis, sondern um eine dicke Eisschicht, in dem Yttrium eingearbeitet ist. Wenn die Haie das Eis angreifen würden, würden zunächst ihre Zähne brechen und anschließend aufgrund der giftigen Substanz elendig krepieren."

Deidara verschränkte die Arme wie ein kleiner Junge. „Dann sollen die Viecher das mal probieren, schadet ja nicht." Kisame knurrte daraufhin nur verächtlich.

„Wir benötigen das Jutsu der unnachgiebigen Sonne, um nicht nur das Eis, sondern auch das Metall schmelzen zu lassen", fuhr der Anführer von Akatsuki fort. „Ansonsten ist es nicht möglich, an ihn heranzukommen."

An wen? An wen will Akatsuki herankommen? Am liebsten hätte Yuri so viele Fragen auf einmal gestellt, doch die Spannung im Raum ließ es nicht zu.

„Aus diesem Grund muss Rayuri das Jutsu auf einen von euch übertragen und die Mission durchführen."

Nun sah der Junge mit den orangen Haaren und dem Rinnegan direkt zu ihr. „Du wirst keine Wahl haben. Erfülle deine Pflicht und dir wird kein Leid zugefügt."

Er hatte keine Ahnung, von was er da sprach, was er da verlangte. Mit der Durchführung des Rituals offenbart sie ihre Seele, ihren Körper einem Verbrecher. Gleich, wer von ihnen auserwählt werden würde. Yuri könnte niemals in ihr Dorf zurückkehren, sie selbst wäre eine Abtrünnige.

„Nein, das werde ich nicht", gab Yuri kleinlaut von sich, aber der Anführer von Akatsuki beachtete ihren Widerstand nicht einmal.

„Bring ihn raus." Pain nahm einen Lehmkäfer, den Deidara wohl unauffällig geformt hatte, aus seinem linken Ärmel und warf ihn fort. Dort zersprang der Käfer in Tausenden von Teilen. 

„Seine explosive Art sollte er sich für die Missionen aufheben." Der Befehl galt Konan, die zur gleichen Zeit aufstand und den zornigen Deidara an der Schulter ergriff. Er schüttelte ihre Hand ab. „Das lasse ich mir nicht mehr bieten! Ich bin niemand, den man einfach rumschubsen kann... Meine Kunst wird euch alle noch in die Luft jagen."

Sein Fluchen wurde immer leiser, bis es vollständig verhallte. Und Yuri befand sich ohne jeglichen Schutz in der Gewalt von der gefährlichsten Organisation der Shinobi-Welt. Doch diese aufkommende Angst, die sie seit der Anwesenheit von Akatsuki begleitete, vermischte sich mit einem undefinierbaren Gefühl von... ja, von was genau?

Das Jutsu der unnachgiebigen SonneWhere stories live. Discover now