Kapitel 3

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Mae

,,Könnt ihr vielleicht das Radio anschlaten?"

,,Nein, das Radio bleibt aus. Versuch gar nicht erst, mich oder sie zu überzeugen. Es bleibt aus."

Sie kennen einander, ohne Frage, aber woher nur? Kann darin der Grund dafür liegen, warum er sie in meiner Gegenwart immer nur mit negativen Adjektiven beschreibt? Es folgt Stille, in der ich schluckend mit dem Ärmel meiner Bluse spiele. Ich habe mein Arbeitsshirt nach seiner Bemerkung noch gegen meine eigentliche Kleidung eingetauscht. Vielleicht hätten wir Cora sonst nicht getroffen.

Der Wagen wird langsamer. Trevor ist offensichtlich genervt, als er den dritten Gang einlegt und uns geschickt um eine Kurve lenkt. Ich habe seine ruhige Art Auto zu fahren schon immer bewundert, aber gerade prügelt er die Gänge regelrecht gewaltsam herein und lässt die Kupplung deutlich holpriger kommen als sonst. Das Erscheinen des neuen Fahrgastes scheint seine Laune extrem verschlechtert zu haben. Vorher haben wir locker ein Gespräch geführt, jetzt herrscht gespannte Stille, die auf mich mit jeder Minute bedrückender wirkt.

,,Ich mag deine Bluse übrigens, Maxim."

,,Sie heißt Mae."

,,Wirklich jetzt? Oh das tut mir leid! Warum hast du mich nicht sofort verbessert, als ich es gesagt habe?"

Ihr zu sagen, dass ich vor lauter Freude keinen Ton rausbekommen habe, wäre sicherlich nicht schlau, darum umfasse ich meine Oberschenkel fester, bis die Welle der Freude etwas abgeklungen ist. Ich warte noch einen Moment, bis ich meiner Stimme zutraue, dass sie meine Gefühlslage nicht offenlegen wird. Sie hat mir gerade ein Kompliment gemacht! Ich könnte noch immer ausflippen, aber vielleicht geht es gerade...

,,Warum bist du eigentlich so spät noch zu Fuß unterwegs? Hast du keine Angst davor, dass du Ärger bekommst, wegen dem Vampir und der Ausgangssperre?"

Es ist umständlich, mich in ihre Richtung umzudrehen, weil sie direkt hinter mir sitzt, ich tue es aber trotzdem. Cora lächelt, bis sie leise lacht.

,,Was wollen die mir schon sagen, sollte ich wirklich dem Vampir begegnen? Dann wäre doch eh alles vorbei."

,,Finde ich gut, dass du da auch nicht dran glaubst. Ich finde auch, dass das alles totaler Unsinn ist."

Sie nickt, während Trevor abrupt bremst. Ich drehe mich nach vorne, um mich mit den Händen am Amaturenbrett abzustützen, um die Wucht des Aufpralls abzufedern. Adrenalin pumpt durch meine Adern und lässt mich kurz frösteln. Plötzlich wieder hellwach, suchen meine Augen nach der Ursache für diese Tempoveränderung, aber ich sehe nichts Verdächtiges. Wir stehen mitten auf einer verlassenen Straße.

,,Spinnst du? Was soll das?"

,,Steig aus."

,,Was? Warum?"

,,Steig aus, Mae. Wir sind bei dir angekommen. Es ist kurz vor Mitternacht."

Verwundert muss ich feststellen, dass er Recht hat. Wieso kam mir die Fahr sehr kurz vor? Waren wir nicht vor wenigen Minuten noch weit außerhalb der Stadt? Seufzend fahre ich mir mit einer Hand durch meine wirren Haare. Ich bereue es ein wenig, sie nicht gekämmt zu haben, bevor wir losgefahren sind, aber ich habe nicht damit gerechnet, dass ich ihr heute erneut begegnen würde. Hastig nehme ich meinen Rucksack aus dem Fußraum und verlasse den Wagen nach einem kurzen Dank fürs Mitnehmen. Kaum habe ich die Tür geschlossen, beschleunigt Trevor wieder. Was ist nur los?

MaeHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin