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Gereizt drücke ich das Kissen in mein Gesicht. Das Lachen von Gemma und Diego ist laut. Sie stören.
Ich bin eigentlich hergekommen, um meine Ruhe zu haben. Dass Gemma da ist, damit habe ich nicht rechnen können. Und, dass Diego jetzt auch bleibt, war nicht der Plan.

Die letzten zwei Tage ging es hier drunter und drüber. Mum und Robin sind tagsüber zum Arbeiten außer Haus, während Diego und Gemma nur Krach machen. Wahrscheinlich hätte ich zu Hause mehr Ruhe als hier. Das war definitiv nicht der Plan.

Dazu kommen die Stimmungsschwankungen meiner Mutter, nachdem auch sie erfuhr, was mit Ray und mir passiert ist. Erst sagt sie mir, dass mein Verhalten nicht in Ordnung ist, im nächsten Moment meint sie, dass es so vielleicht besser ist und dann fängt sie an von Louis zu schwärmen. Es geht die ganze Zeit so und es nimmt kein Ende.

Diego ist frech, Gemma nervig und Robin scheint der einzig normale in diesem Haus zu sein. Mit Dotty und Dusty, unseren Katzen.

Ich werde hier wahnsinnig!

Entschlossen setze ich mich auf. Das Kissen fällt zu Boden, ich ignoriere es. Hastig ziehe ich mir etwas Wärmeres an. Mein Handy stecke ich in meine Hosentasche und ohne weiter zu zögern, verlasse ich das Haus.

Die Luft ist erfrischend kühl und es nieselt. Über mir befindet sich eine dicke Wolkendecke und in der Ferne höre ich es donnern.
Vereinzelte Blätter kleben wegen der Nässe am Asphalt. So gut es geht halte ich mich von der Straße fern. Stellenweise befinden sich riesige Pfützen hier und wenn ein Auto vorbeifährt, kann ich so nicht leicht nassgespritzt werden.

Ein Lächeln bildet sich auf meinen Lippen. Ich streiche mir meine Locken aus der Stirn.

Mir kommt eine junge Frau entgegen. Sie joggt den Weg entlang, hält sich dabei eine grüne Mappe über den Kopf. Dabei locken sich die Haarspitzen und die vorderen bunten Haarsträhnen bereits, weil sie so durchnässt sind. An der Leine zieht ein Malteser, dessen Fell an Pfoten und Bauch schon braun, fast schwarz ist.

Das Klacken ihrer Stöckelschuhe wird lauter, je näher sie kommt. Unvorsichtig rempelt sie mich mit dem Ellenbogen an. "Sorry!", kommt es beinahe atemlos von ihr, aber sie rennt weiter. Kurz sehe ich ihr noch hinterher, gehe dann aber auch weiter.

Mein Weg führt mich durch eine Allee. Hohe Bäume reihen sich neben mir auf. Ihre Blätter rascheln und der Regen wird um einiges stärker. Er sickert durch die Stoffe, die ich trage. Auch meine Schuhe sind durchnässt, doch in dem Moment, ist mir das alles egal. Ich genieße einfach diese Freiheit, diese Ruhe, dieses Wetter.

Langsam fange ich an zu rennen. Das Wasser spritzt an meinen Beinen hoch, wenn ich in Pfützen trete. Meine Schuhe gleichen einem Schwimmbad. Immer schneller werden meine Schritte. Nebel bildet sich und dieser wird dichter und dichter. Vor mir ist alles grau.

Die Bäume die halb im Nebel verschwinden, werden immer weniger und der Weg, auf dem ich mich fortzubewege, immer schmaler. Er wird zu einem Trampelpfad und führt mich zwischen zwei Feldern weiter. Glücklich renne ich in eines der Beiden hinein.

Ruckartig bleibe ich mittendrin stehen. Meine Augen fallen zu und ich halte mein Gesicht in den Himmel. Die Regentropfen prasseln auf meine Haut und kitzeln sie sanft.

Minuten vergehen, in denen ich nur starr so stehen bleibe. Doch dann senke ich meinen Kopf wieder und hole mein Handy hervor. Meine Zähne sind in meiner Unterlippe vergraben, während ich warte, dass sich das Gerät einschaltet.

Die Tropfen prallen hart auf den dunklen Bildschirm. Ich sinke auf die Knie und beuge mich über das Handy, um es etwas von dem Niederschlag zu schützen. Sämtliche Nachrichten wurden mir angezeigt, aber es ist bei weitem nicht so schlimm, wie ich erwartet habe.

anagapesis - larry stylinsonWhere stories live. Discover now