8

4.1K 175 15
                                    

Wieder legte er die Stirn in Falten.
,,Potter, Was bekomme ich, wenn ich einem Wermutaufguss geriebene Affodillwurzel hinzufüge?", fragte der Professor und sah den Jungen spöttisch an.
,,Professor, zu einem Trank der Lebenden Toten gehört aber noch viel mehr. Da wäre noch der Saft einer Schlafbohne und eine Baldrianwurzel. Es würde nichts bringen, nur den Wermutaufguss und die Affodillwurzel zu verwenden."
,,Einer, der die Schulbücher liest", kicherte Hermine leise.
,,10 Punkte Abzug für Ravenclaw und Hufflepuff. Wo muss ich suchen, wenn es heißt, ich müsse einen Bezoar beschaffen?"
,,Oh Professor ich weiß nicht was für eine Antwort sie von mir erwarten, aber sicher nicht die Falsche."
,,Sie wissen es also nicht?"
,,Natürlich weiß ich das, ich bin ja nicht dumm. Ich suche im Magen einer Ziege, wenn ich einen Bezoar gebrauche."
,,Klugscheißer", fluchte der Lehrer und zog nochmal 10 Punkte ab.
,,Was ist der Unterschied zwischen Wolfswurz und Eisenhut?"
Harry seufzte.
,,Es gibt keinen Unterschied. Es ist ein und dieselbe Pflanze, auch bekannt unter dem Namen Aconitum. Noch fragen Professor? Wollen Sie noch weiter mein Wissen testen und sich damit ins eigene Fleisch schneiden, weil sie glauben ich sei dumm und wüsste das alles nicht?"
,,Arrogant wir ihr Vater. Und warum schreibt sich das keiner auf, na los!"

Snape gefiel die Arroganz des Jungen nicht. Dabei war auch noch alles richtig. Er ging nach vorne und notierte sich alles. Er würde den Jungen nicht so leicht von der Angel lassen. Er würde ihn zerstören. Wie falsch Snape damit lag, konnte er ja nicht wissen.

Durch die Punkte, die abgezogen wurden, hatte Harry sich zwar keine Freunde gemacht, aber das war ihm egal. Um Punkt 15 Uhr stand er draußen mit Hermine.
,,Du hast den Lehrer wirklich sehr provoziert, Harry", meinte sie, aber dieser zuckte mit den Schultern.
,,Er wird noch vor mir kriechen."
,,Sicher?", fragte sie, erstaunt über seine Selbstsicherheit.
,,Komm mit."
Er ging voraus und suchte sich eine stille Ecke. Kurz sah er sich um, dann dachte er nach. Godric hatte gesagt, das Schloss würde ihm gehorchen. Er legte eine Hand an die kalte Mauer.
,,Würdest du uns von der Außenwelt abschotten?", fragte er und Hermine wollte schon nachfragen, als es um sie herum zu wuchern begann.
,,Gut zu wissen", murmelte Harry und wandte sich dem Mädchen zu.
,,Wo willst du das mal haben?", fragte er und kurz überlegte sie. Sie zog ihr Oberteil an der Seite etwas nach oben.
,,Dort", meinte sie und zeigte auf die Stelle, die seitlich ihres Bauches lag. Harry nickte, hielt seinen Stab an die Stelle und murmelte etwas. Eigentlich wollte er ihr zuerst das Zeichen für Sklave und Untertanen geben, aber Godric hatte gemeint, sie würde eine treue Freundin abgeben. Gut, dann bekommt sie eben dieses Zeichen.

Kurz wurde die Stelle heiß, ehe sich ein altmagisches Zeichen in ihre Haut brannte.
,,BF?", fragte sie verwundert.
,,Ja. Eine sehr alte Schrift der Zauberer, wie du scheinbar bemerkt hast. Ich habe dich jetzt als Freundin markiert. Anfangs sollte es zwar SU also Sklave und Untertanen sein, aber Godric meinte, du wärst eine gute Freundin."
,,Godric, wie Godric Gryffindor?", fragte sie mit großen Augen und Harry nickte.
,,Ja, er und Salazar leben noch. Die Schlange war Godric. Ich habe ihn aber im Zimmer gelassen."
,,Erzähl mir mehr!", forderte sie wissbegierig.

,,Der Krake am See war auch er. Er ist Gestaltwandler. Es scheint eine Legende zu geben, die einem König vorhersagt und der bin anscheinend ich."
,,Ich habe von der Legende gelesen. Er soll Großbritannien wieder zu einer Monarchie führen, damit das Land nicht untergeht." Harry nickte.
,,Endlich mal jemand, mit dem ich mich mal richtig unterhalten kann. Gott, wie mir die Inkompetenz aller hier auf die Nerven geht."
,,Ich verstehe dich. Täte allen mal gut ein Buch zu lesen."

Fünf Minuten vor 7 stand Harry vor dem Büro seines Lehrers und klopfte. Keine Sekunde später ging die Tür wie von selbst auf. Sein Lehrer saß am Schreibtisch und sah seinen Schüler nicht an.
,,Tür zu und hinsetzen. Ich will keinen Mucks von ihnen hören, haben sie mich verstanden?"
,,Ihnen auch einen guten Abend, Professor." Grinsend ging Harry zu einen der Tische und setzte sich. Snape korrigierte gerade einige Aufsätze, während er von Harry mit einem durchdringenden Blick beobachtet wurde. Er ließ sich nicht beirren und setzte sein Tun fort. Mit überkreuzten Beinen saß Harry da und grinste süffisant vor sich hin. Sein Lehrer tat so hart, aber er würde ihn brechen. Wenn er so zu anderen Schülern war, war es ihm egal, aber nicht bei ihm. Das kleine Schaf im Wolfspelz. Er beschloss, etwas mit der Maskerade des Mannes zu spielen. Mal sehen, wann sie zu bröckeln beginnt. Eine leichte dominante Aura schwang zu Snape hinüber, welcher sich davon aber nicht beirren ließ. Er würde sich nicht einschüchtern lassen. Nicht noch mal. Keiner sollte mehr mit ihm spielen. Keiner sollte mehr seine Schwäche sehen. Doch dieser Junge, was tat er?

,,Interessante Erinnerungen, die sie da haben, Professor. Mein Vater war ja ein wirklicher Arsch."
Er stoppte und sah seinen Schüler an. Hatte dieser Junge etwa? Nein, das war unmöglich, das hätte er gespürt.
,,Halten Sie die Klappe Potter. Sie wissen gar nichts."
,,Sicher? Kleiner Schniefelus. Waren das nicht die Worte meines Vater? Sirius, Remus und Peter? Ihre eigenen erfundenen Zauber gegen sie zu verwenden. Taten sie nicht genau das?" Snape zerbrach die Feder in seiner Hand. Wie war das möglich?
,,Sie nannten meine Mutter einst Schlammblut."
,,ES REICHT. 100 PUNKTE ABZUG VON HUFFLEPUFF", brüllte der Lehrer erzürnt.
,,Raus, verschwinden sie auf der Stelle!" Damit zeigte der Lehrer zur Tür und erdolchte den Jungen mit seinem Blick. Dieser jedoch blieb sitzen und verstärkte seine Aura, zudem legte er noch etwas Sanftmut dazu, um den Lehrer zu beruhigen.
,,Ich bin nicht mein Vater Professor", meinte Harry sanft und stand auf.

Er ging auf seinen Lehrer zu und dieser wich zurück. Er durfte nicht nachgeben. Das vor ihm war ein Kind. Er war stärker, er musste stärker sein. Warum gehorchte sein Körper nicht? Warum schnauzte er ihn nicht an?
,,Potter", kam es nur schwach gehaucht.
,,Professor… nein… Severus. Warum lässt du die Maske nicht fallen? Ich weiß das du eigentlich am liebsten zerbrechen würdest."
,,Ich bin ihr Lehrer und sie haben mich zu siezen."
Noch einmal verstärkte Harry die Dominanz und schleuderte dem Professor alles entgegen.
,,Ich kann dir helfen, Severus. Du tust so, als seist du Spion von Dumbledore, doch eigentlich hasst du ihn. Er hat Lily, deine Freundin und meine Mutter ermordet. Du willst Rache und danach? Was willst du danach machen?" Severus stand an der Wand, während Harry näher kam. Noch nie war ihm jemand mit so starker Macht untergekommen. Nicht mal Tom war so stark.
,,Gehen Sie, jetzt!", forderte er noch einmal, doch Harry blieb.
,,Ich werde mich gut um dich kümmern, Severus. Versprochen. Du brauchst keine Angst mehr zu haben und deine Maske brauchst du vor mir auch nicht aufrecht zu erhalten."

Snapes Beine zitterten unter der weiten Robe. Die Worte klangen immer verlockender. Er wollte nach seinem Stab greifen, um den Jungen zu stoppen, aber seine Hand wurde festgehalten.
,,Ich habe kein Problem damit, noch einige Stunden genauso fortzufahren. Gib auf Severus und komm zu mir." Das wars. Der Hautkontakt hatte ihm den Rest gegeben. Er sank in die Knie und lehnte nun an der Brust des Schülers, welcher ihm sanft durchs Haar strich.
,,War das jetzt so schwer? Ich verlange nicht, dass du immer schwach bist. Nur bei mir kannst du deine Maske abnehmen. Du darfst Weinen, Lachen und andere Emotionen zeigen. Ich werde dir nichts vorwerfen."
Der Lehrer schloss die Augen. Genau jetzt fühlte er sich wieder wie ein Kind, welches von den Rumtreibern schikaniert wurde. Wie oft hatte er damals geweint? Wie oft hatte er sich gewünscht, dass alles ein Ende hatte? Er krallte sich an die Robe des Jungen.
,,Ich fühle mich so alleine", hauchte er lustlos.
Harry kniete sich hinunter und drückte den Kopf von Snape an sich heran.
,,Das brauchst du nicht mehr Severus. Ich werde da sein, wenn du mich brauchst."
Mit zwei Fingern fuhr er den Hals des Mannes entlang und hinterließ seitlich ein deutliches schwarzes Mal.
,,Du gehörst mir", hauchte er dann noch und küsste den Kopf des Lehrers. Snape war zu schwach, um zu fragen, was er meinte. Ein warmes Gefühl floss einfach durch seinen Körper und ließ ihn ruhiger werden.

Das erste Exemplar in seiner Sammlung hatte er schon mal. Das zweite war ein blonder Aristokrat mit einer hohen Position im Ministerium. Diesen würde er auch noch bekommen und ans Aufgeben dachte er nicht einmal. Snape war eingeschlafen. Er fühlte sich, als läge er wieder im Arm seiner Mutter. Warm und geborgen. Snape hätte nie gedacht, dass sich sein Leben mal so entwickeln würde, wie es jetzt gekommen war und das alles wegen eines Jungen. Einem Jungen, namens Harry Potter.

Das Wunderkind (F.f Auf Storyban)Where stories live. Discover now