5.

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Mit einer Hand greift Atsumu nach meinem Kinn. Die andere bleibt in seiner Hosentasche. Er mustert mein Gesicht und ich fühle wie meine Wangen zu glühen beginnen. Nervös lasse ich den Blick durch mein Zimmer schweifen. Bloß kein Augenkontakt. Eine gefühlte Ewigkeit passiert nichts. Mit der Ausnahme das ich von beiden eindringlich gemustert werde. Mir wird zunehmend unwohler und ich spüre den Drang aus dem Zimmer zu laufen.
Ich Versuche aufzustehen, doch sofort liegt Osamud Hand auf meiner Schulter und schiebt mich bewusst zurück aufs Bett. Verwundert schaue ich zu ihm auf. Sein blonder Bruder steht immernoch vor mir. Die Arme auf der Brust verkreuzt.
Sein Fokus wandert zu seinem Zwilling. Dieser nickt zustimmend, obwohl er nicht ein Wort gesprochen hat und löst seinen Griff von meiner Schulter. Ich atme aus. Durch die Nervosität und ständige Spannung im Raum hatte die 16 jährige vergessen zu atmen. Ich traue mich immernoch nicht auch nur einen Muskel zu bewegen. Zu viel Respekt hat sie plötzlich. Mit dem dominanten Auftreten der Jungen wurde sie überrumpelt.

Ein klappern ist von unten zu hören und plötzlich auch Schritte. Yuki und meine Mutter kommen die Treppe rauf. Ich springe auf und entferne mich schnell einige Meter von den Zwillingen. Beide haben wieder ihr charmantes Lächeln auf den Lippen, als meine Mutter dann plötzlich im Raum steht.
Immernoch betrunken faselt sie irgend etwas von müde und das sie packen müsse.
Morgen wäre es dann soweit. Allein der Gedanke löst ein Kribbeln in meinem Bauch aus. Ich bin dann ganze 4 Wochen alleine. Nur die Brüder sind hier. Da ich hinter ihnen stehe kann ich sie kurz beobachten, als sie sich von meiner Mum verabschieden.
Mein Blick wandert ihren Rücken entlang. Auch mit schwarzem T-Shirt kann man leicht erkennen wie hart die beiden trainieren. Breite Schultern, ihre Steinhart wirkenden Brust und Bauchmuskeln und dann noch ihre Arme, die sich bei jeder Bewegung spannen.

Atsumu fängt meinen Blick auf. Erschrocken drehe ich meinen Kopf zur Seite, als hätte ich ihn nicht 5 Minuten bloß angestarrt und fast gesabbert. Vorsichtig schaue ich zurück. Seine Augen liegen immernoch auf mir. Er grinst mich an und zwinkert mir schelmisch zu. Auch sein Bruder schaut zu mir und verabschiedet sich mit einer Handbewegung Richtung Gartentor.

Erleichtert lasse ich mich auf den Sessel im Wohnzimmer fallen. Das kann was werden. Meine Mom wird morgen früh abreisen. Zum Glück hat sie den größten Teil gestern schon gepackt. Auch sie wirkt erschöpft und legt sich auf das graue Ledersofa neben mir.
Sie streckt eine Hand in meine Richtung. Verwundert greife ich nach ihr und sie drückt sanft zu. "Ich will doch nur, dass es dir gut geht."
"Ich weiß Mom", ich muss lächeln. Yuki ist genau wie meine Mutter voller Energie. Scheinbar mit etwas mehr. So erschöpft hatte ich sie noch nie erlebt. Für einen Moment vergesse ich, was in den nächsten Wochen auf mich zu kommt. Mein Körper entspannt sich und wenige Minuten später hebt und senkt sich die Brust der 16 jährigen langsam aber regelmäßig.

~

Ich schrecke hoch. Wieso liege ich im Wohnzimmer? Langsam werde ich wach und erinnere mich. Ein Blick aus dem Fenster verrät, dass es mittlerweile Abend sein muss.
Aus der Küche ist das klappern von Töpfen zu hören und meine Mutter, die zu einem Song aus dem Radio summt. Obwohl ich mindestens 6 Stunden Schlaf gehabt haben muss, bin ich immernoch müde. Immerhin sind die Kopfschmerzen verschwunden. Ich muss laut gähnen und strecke mich bevor ich mich überwinden kann nachzusehen, was meine Mom in der Küche veranstaltet.

Sie steht am Herd. Ihre Haare sind wieder zurecht gemacht und zu einem Dutt hochgesteckt. Eine lose Strähne hat sich freigekämpft und fällt ihr immer wenn sie sich über einen der Töpfe oder Pfannen beugt ins Gesicht. Völlig in Gedanken bemerkt die Frau nicht, wie ihre Tochter sie mit hungrigen Augen beobachtet.
Der Magen des Mädchens beginnt laut zu knurren und die Mutter reißt erschrocken die Arme hoch.

"Mensch (Y/N)! Musst du mich immer so erschrecken." Ein wenig Soße landet auf dem Boden. Schnell hole ich einen Lappen und wische es weg. Meine Mom hat ein richtiges Festmahl veranstaltet. Das ist eine Art Ritual bei uns. Bevor wir in den Urlaub fahren wird immer ordentlich gegessen. Nur das sie dieses Mal ohne mich fährt.
Skeptisch hebe ich eine Augenbraue. Die Töpfe wirken doch etwas zu groß für zwei Personen. Meine Mutter bemerkt meinen Blick und erklärt: "Ich habe sie auch zum Abendbrot eingeladen als Dank, dass sie auf dich aufpassen."
Mit 'sie' sind dann wohl die Nachbarn gemeint.
Sie schaut wieder zu mir. "Zieh dir etwas ordentliches an", kommandiert sie und macht unbeirrt weiter.

Mit knurrendem Bauch gehe ich in mein Zimmer und suche ein passendes Outfit. Obwohl die Sonne bereits untergeht müssen es noch über 25 Grad sein. Deshalb entscheide ich mich für ein hellblaues kurzes Sommerkleid. Meine Mutter legt bei Besuch besonders viel Wert auf das Aussehen, um sich und ihre Familie bestmöglich präsentieren zu können. Denn seit mein Vater weg ist, hat sie sich von vielen engen Freunden getrennt. Sie waren der Meinung, dass eine Frau immer einen Mann bräuchte. Besonders dann wenn ein Kind im Spiel ist.
Meine Mom ist das Gegenteil von Abhängig und deshalb ist sie für mich ein Vorbild. Sie zeigt sich nie schwach. Vor allem nicht vor Menschen, die unsere Lebensweise verurteilen.

Ich trete näher an den großen Spiegel in meinem Zimmer. Meine Haare stehen zerzaust in alle Richtungen. Das Haarband muss ich unten auf dem Sessel verloren haben, denn in diesem Wirrwarr an Haaren ist keins zu finden. Mit eine Bürste richte ich meine Haare.
Meine Gedanken driften ab. Zu den Zwillingen. Schmetterlinge bilden sich in meinem Bauch und ein angenehmes Kribbeln entsteht bei dem Gedanken sie gleich wiedersehen zu können.

Aufgeregt hüpft das Mädchen die Treppe runter ins Erdgeschoss. Sie beginnt den Tisch zu decken, der bereits mit einer weißen Tischdecke und einem Blumenstrauß dekoriert wurde. Fröhlich dreht sie sich, während sie zwischen Tisch und Küche hin und her läuft.
"Da hat aber jemand gute Laune." etwas skeptisch hebt meine Mom eine Braue und streift sich eine verirrte Strähne hinters Ohr. Schnell überlege ich eine Ausrede, doch bevor ich zu Wort kommen klingelt es an der Tür. Hastig wirft meine Mutter die Küchenschürze zur Seite, schaut schnell noch in den Spiegel am Eingang und öffnet dann mit einem breiten Lächeln und einem lauten Willkommen die Haustür.

Etwas schüchtern bleibt die 16 jährige einige Meter hinter ihrer Mutter. Die Miyas sind zu viert eingetroffen. Ein großer Silberhaariger Mann steht nehmen Yuki. Offensichtlich ihr Mann und der Vater der Brüder. Sie sind die perfekte Vorzeigefamilie so wie sie dort stehen. Alle glücklich und herzensfrohe Menschen, die einander nie zurücklassen würden.

Leise räuspere ich mich und Stelle mich jetzt direkt neben meine Mom. "Hallo und willkommen. Ich bin (Y/N).", Stelle ich mich dem großen Mann vor und verneige mich leicht. Er lächelt mir freundlich zu: "Meine Jungs haben mir schon von dir erzählt. Freut mich dass ihr zusammen Zeit verbringen werdet. Ich bin Shin, Yukis Mann."
Ich spüre die Blicke der Zwillinge auf mir und werde unsicher. Vorsichtig schaue ich zur Seite. Direkt in Osamus haselnussbraunen Augen. Schlagartig schießt mir die Röte ins Gesicht. Ein amüsiertes Lächeln umspielt seine Lippen, als wüsste er welche Wirkung er auf mich hat.

Das wird ein verdammt langer Abend.

My Babysitters [Atsumu + Osamu x Reader 🍋]Where stories live. Discover now