Love Potion

22

„Gib ihn mir."

„Was?"

„Gib mir den Zeitumkehrer."

Ich strecke zögernd die Hand aus. 

„Bitte", fügt Snape noch hinzu.

Als er seinen Arm hebt und den Zeitumkehrer entgegennimmt, berühren sich für eine winzige Sekunde unsere Finger. Ein kleiner Stromschlag erwischt mich.

„'Tschuldigung", murmelt er.

Er betrachtet den kaputten Gegenstand eine Weile.

„Und?", frage ich ihn, ich kann nicht noch länger warten.

„Ich glaube, reparieren wäre unmöglich. Ich muss ihn neu machen, falls ich das schaffe. Aber nicht hier in Hogwarts, sondern Zuhause." Er spricht das letzte Wort fast schon verächtlich aus.

„Ich will ja nicht aufdringlich sein, aber wo wirst du die Herbstferien verbringen?"

Oh stimmt. Die Herbstferien.

„Da ich mir keine eigene Wohnung leisten kann, bleibe ich wohl in Hogwarts", sage ich stirnrunzelnd.

Verblüfft starrt Severus - ich beschliesse, dass das klüger ist - mich an.

„In Hogwarts bleiben? Man muss doch in den Ferien nach Hause?"

Stimmt, dass man in den Ferien bleiben kann, hat Dumbledore erst später eingeführt. Was mache ich bloss?

„Lily, kann ich in den Herbstferien vorübergehend bei dir wohnen?"

In Lilys Gesicht erkenne ich jetzt schon die Ablehnung.

„Hermine, ich gehe mit James nach Irland, aber wo genau sind deine Eltern?" Langsam wird Lily misstrauisch. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich ihr nichts über mich erzähle.

„Die sind äh ... auch verreist."

„Mit deinem Lehrer zusammen oder was?"

Okay, okay, ich weiss, dass ich nicht lügen kann. Egal.

„J-Ja."

Lily weiss etwas. Da bin ich mir sicher, ich weiss nur nicht wie viel.

„Hermy, du könntest bei mir wohnen", flötet Sirius. Ach nee. Ich hab grad keine Lust zum Flirten, auch wenn mein Gegenüber verdammt heiss ist.

Bei anderen Mädchen aus dem Jahrgang habe ich auch keinen Erfolg. Ich sehe mich gezwungen das hier zu tun...

„Ähm Severus", es fühlt sich immer noch verdammt komisch an, ihn so zu nennen, „ich muss dich was fragen."

„Du willst mich fragen, ob du vorübergehend bei mir bleiben kannst."

Ist dieser Mann etwa in meinen Gedanken?!

„Nein Hermine, ich lese Gedanken nur, wenn ich darum gebeten werde."

Meine Gesichtszüge entgleisen, aber Severus lacht, er LACHT!

„Du kannst deine Gesichtszüge nicht kontrollieren, aber du kannst gerne kommen, wenn du willst."

Yay, Pyjamaparty mit Snape. Zwei Wochen lang Pyjamaparty mit Severus.

Severus ist nicht wirklich glücklich darüber. Ich frage ihn, was los ist.

„Es ist nur, Zuhause ist es nicht besonders schön...", druckst er verlegen herum. Aber das ist mir egal. Irgendwo muss ich ja schlafen oder?

Ja genau Hermine, das ist der einzige Grund weshalb du bei ihm schläfst.

Jemand packt mein Handgelenk und reisst mich ins Abteil.

„Wer wagt es.?"

„Sirius Black wagt es. Und jetzt setz dich zu uns."

Aber mein Blick wandert weiter, zu einem Jungen, der ganz allein im Abteil sitzt. Er schaut etwas traurig aus dem Fenster in die schottische Landschaft.

„Bah Hermine, ernsthaft? Du willst dir mit dem ein Abteil teilen? Bald stinkst du auch noch wie Schniefelus." So, langsam könnte man sich die Gefühle zwischen Sirius und Severus vorstellen, denke ich?

Ich gebe nach und gleite neben Sirius ans Fenster. Unbeholfen schaue auch ich in die Landschaft.

Nach einiger Zeit legt sich ein Arm um mich. James und Lily verschwinden kichernd in den Gang und zur Toilette, Remus boxt Peter - ach ich hasse ihn einfach - in die Rippen und auch sie machen sich davon. Jetzt warens nur noch zwei.

Nach einiger Zeit entspanne ich mich. Wie gesagt, er ist hot und seine Bauchmuskeln sind der Hammer. Ich könnte schwören, dieser Körper ist ein Wunder, schade dass er so lange in Askaban sein wird...

Genug! Genug Hermine! Das ist verdammt nochmal Sirius!

Ich sehe den Bahnhof King's Cross, ehe wir anhalten. Etliche Eltern warten gespannt auf ihre Schützlinge.

„Hoppla!"

Muss ich wirklich immer stolpern?

Ein rothaariger Mann hält mich in den Armen. Ich erkenne, dass es ein um einiges jüngerer Arthur Weasley ist. Immer noch komisch, alle so jung zu erleben und ein Part davon zu sein.

Wo ist Severus? Ich halte gespannt nach ihm Ausschau. Plötzlich sehe ich den schwarzen Haarschopf auf mich zuschlürfen. Keine Eltern weit und breit in Sicht.

„Komm, gehen wir, es ist Zeit."

Er packt mein Armgelenk und schon wirbeln wir herum.

Als dieses scheussliche Gefühl aufhört, stehe ich vor einem kleinen Haus. Es ist nicht besonders schön, aber es sieht gemütlich aus.

„Severus!", ruft eine Frau und schliesst ihn in die Arme, sobald wir über die Türschwelle treten.

Ein Mann mit Bierbauch kommt aus einer Tür, die wahrscheinlich zum Wohnzimmer führt. Er hält eine Flasche Feuerwhisky in der Hand und mustert Severus abschätzend.

„Wen haben wir denn da?", lallt er.

„Mom, Dad, das ist Hermine Jean Granger. Sie wird in den Ferien vorübergehend bei uns wohnen, wenn das okay ist."

Severus Dad, mir fällt gerade sein Name nicht ein, schaut mich ebenfalls abschätzend an.

„Blutsstatus?", grollt er und nimmt einen ordentlichen Schluck.

Ich schaue hilfesuchend Severus an. Er weiss, dass ich muggelstämmig bin.

„Natürlich Reinblut, Vater", kommt Severus mir zur Hilfe.

„Na gut", grollt er und wankt zurück ins Wohnzimmer.

Snape geht die knarchzende Treppe hinauf, ich nehme meinen Koffer und folge ihm in sein Zimmer.

„Also Hermine, Willkommen Zuhause."