~Kapitel 01~

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Von dem Unterricht nach Hause geschickt, ihr Gesicht wie unbeschreiblicher Schmerz hinter einer eisernen Maske, ihre Schritte schleunig, als wolle sie flüchten, wenn es nicht auch so war. Wovor konnte niemand genaueres sagen, denn Vertraute hatte sie nicht. In dieser Welt, in ihrer Welt, in der normalerweise keiner etwas zu sagen hatte, schlich sich ein Plagegeist, der ihr keine ruhige Minute ließ.

Sie wäre nicht von hier, sie gehöre hier nicht her...

Die Worte so einschüchternd, wie sie immer wieder in ihrem Kopf rumspukten. Sie wollte dieser Stimme nicht glauben, auch wenn sie ein solches Vertrauen in ihr auslösten, wie es zuvor niemandes getan hatte. Sie wollte nicht mehr denken, fühlen oder hören können, denn allmählich war die Stimme schon furchteinflößend und wenn es so weiter gingen würde, würde die Stimme ihr noch ihren Glauben aufzwingen.

In einer Welt mit Menschen, die anders waren als sie selbst, mit Techniken, die ihr nie jemand zuvor erklärt hatte, obwohl sie schon ganze Achtzehn Jahre auf dieser Welt lebte, ihres Wissens nach. Ihre Eltern, falls man sie so nennen konnte, scherrten sich nicht darum, dass sie etwas lernen sollte, weswegen sie erst sehr spät sprechen lernte.

Mittlerweile lebte sie alleine, schon Jahre, doch würden ihre "Eltern" noch leben, würde sie mit Sicherheit noch bei ihnen leben und es auch genießen. Alleine sein ist die schlimmste Strafe von allen, die sich ihre Eltern nur für sie ausdenken konnten. Ein Thema wobei sich ihre Gedanken überschlagen und sie wie so oft in Verzweiflung schulten.

Ihre Füße, ihre Beine waren für sie wie eingefroren, doch fortbewegen tat sie sich. Mit jedem einzelnen Schritt näher zu dem Haus, indem sie wohnte, indem ihre Eltern mit ihr wohnten. Sie wollte nicht aus dem Haus raus, so wie man es ihr verschrieben hatte "Sie solle loslassen." waren ihre Worte.

Doch wie solle man loslassen, wenn man alles verdrängt und sich von allem aus der Vergangenheit trennt, war sie immer der Behauptung. Nur wenn man sich den Sachen stellt, kann man ein für alle Male damit abschließen.

Ihre Augen starr auf ihren Weg, doch auch wenn sie so abwesend schien, behielt sie alles mit Adleraugen in ihrer Übersicht. Gruselig, wie ihr kein einziges Detail verging. Selbst den Taschendiebstahl in der hintersten, dunkelsten Ecke, an der die Menschen vorbei gingen, bemerkte sie, doch etwas tun, wie die guten Menschen in all den Filmen, die sie schaute, dachte sie nicht einmal zu Ende.

Es würde nur ein endloser Krieg in ihren Gedanken herrschen, aus dem keiner sie frei ringen könnte, da war sie sich sicher.

Sie Schritt weiter voran, schaute auf und spiegelte sich in den Fenstern, der Haustür, die in ihr vertrautes Heim führte. Einige Momente starrte sie sich einfach nur an. Ihre schwarzen, langen, glatten Haare, die ihr von ihrem Mittelscheitel über ihre Schultern fielen und wie ein Schutz um ihre Arme lagen, ihre Augen, die so leblos scheinen, wenn sie nicht einmal von der Sonne zum Glänzen gebracht werden können. Die blasse Haut, die sich von allen anderen Menschen in der Nähe unterscheidet, eine Haut, die so makellos, rein und wie Porzellan ausschaut, machte sie in ihren Augen grausam und kalt. Keine einzige Falte ließ sich auf ihrem jungen Gesicht finden, nichts was darauf hinwies, dass sie jemals ihr Gesicht verzogen hatte. Wie eine Puppe.

Der Schlüssel in ihren Händen klimperte, glitzerte in der Sonne und schloss die schwere Tür auf. Eine Tür, die zu einem großen Hause führt, so groß, dass man dachte sie wäre Reich, so modern es auch aussah, dass war sie garantiert nicht. Ihr unbekannter Bruder, so sagte man, bezahlt ihr ganzes Leben, sorgte in gewissermaßen für ihr wohlergehen, obwohl sie ihn nicht einmal kennengelernt hatte. Auch wenn er für sie da ist, kann und wird er sie nie in die Arme nehmen oder sich bei ihr blicken lassen, das sagte sie sich jedesmal.

Falsche Welt (Uchiha ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt