Kapitel sieben - Tränen in der Seele

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Jungkook

Erschrocken hatte ich gestern Jimin beim Gehen zugeschaut. Jetzt saß ich wieder im Studio und versuchte mir das Weinen zu verkneifen. Wie konnte Jimin nur so ein Idiot sein? Ich wusste nicht was ich von ihm halten sollte. Erst erschien er so kooperativ und dann? Dann schmiss er mir massenhaft Vorwürfe um die Ohren. Immer und immer wieder tanzte ich verbissen die Schritte von vorne, aber ich konnte nicht. Nicht ordentlich. Verzweifelt lehnte ich mich an den Spiegel. Draußen war es dunkel. Die Sonne war am Untergehen, aber schon wieder tanzte Regen gegen das Fenster. Das Wetter passte ja Prima zu meinem inneren.

„Jungkook?", fragte Hoseok. Wieder war er es, der mich hier aufgriff. „Du bist ja schon wieder so spät hier." Er stellte es nüchtern fest und kam auf mich zu. „Was ist los?", fragte er und ließ sich vorsichtig neben mir nieder. Ich hatte mich am Spiegel auf den Boden gleiten lassen, saß nun hier und war sicherlich nur ein Häufchen Elend. „So verbissen kenne ich dich gar nicht. Gestern hast du auch bis in den späten Abend hier trainiert." Hoseok sprach sanft und streichelte mir sanft die Schulter.

Er spendete mir Trost. Trost den ich brauchte. Den ich gerade nirgendwo anders herbekommen würde. Ich hatte nicht mal Freunde, denen ich das erzählen konnte! Ich spürte den Klos in meinem Hals, krächzte mehr die Worte als das ich sie sagte. Hoseok war in Ordnung, er kümmerte sich gut um mich, er würde mich nicht verurteilen dafür. Schon als ich im Anfängerkurs war, hatte er öfters vorbeigeschaut und mit mir nebenher extra Training gemacht. Er mochte die Art wie ich tanzte. Jimin nicht. „Jimin... ich tanze zu schlecht, um Jimin gerecht zu werden. Ich werde ihn nie halten können."

Die Worte kamen mir schleppend über die Lippen. Es schmerzte zu wissen, zu wissen, dass Jimin mich scheinbar so wenig leiden konnte. Dabei tanzte er doch so schön. Dabei hatte er doch meine Bewunderung für sein Können. „Warum denkst du das?", fragte Hoseok und bot mir an mich an ihn zu kuscheln. Es war komisch, als ich in seine Arme kroch. Wie konnte er sich mehr nach Familie anfühlen, mehr nach einem Vater, als es meine Familie tat? „Du bist begnadet talentiert und den so rascher Aufstieg beweist das. Du tanzt wundervoll und so gefühlvoll wie kein anderer, den ich kenne." Davon war ich nicht überzeugt. „Nein... Ich kann nicht tanzen. Nicht mit Jimin...", murmelte ich und versuchte die Tränen zurück zu halten.

Die Worte meines Tanzpartners taten weh. Noch immer. Hoseok seufzte. „Nein. Jungkook. Du tanzt fantastisch. Lass dir von Jimin nichts sagen. Er ist wahrscheinlich gestresst, weil er es gewohnt ist allein zu tanzen und kennt es auch nicht sich auf einen Partner einstimmen zu müssen. Lass dir von ihm nicht den Spaß verderben, okay?" Einen Moment dachte ich über Hoseoks Worte nach. Vielleicht konnte, dass stimmen. Vielleicht wäre Jimin von jedem Partner genervt. „Manche aus unserem Kurs haben bisher auch noch keine Hebefiguren gemacht. Die lernen das nun und ich würde dir nun Vorschlagen dir die Beizubringen. Ich dachte Jimin könnte sie dir beibringen, aber wenn er bisher nicht die Anstalten dazu gemacht hatte, werde ich das nun tun. Ich möchte dich gerne wieder strahlen beim Tanzen sehen."

Es fühlte sich ganz anders an mit Hoseok zu tanzen. Es fühlte sich beruhigend an und löste meinen Kopf. Ja, ich würde nun trainieren. Ich würde diese Übungen machen und auch zu Hause mich dehnen und wärmen. Vielleicht in der Schulpause mir einen Ort suchen. Ich würde alles geben. Muskeltraining machen, Arme und Beine stärken. Ich lächelte in den Spiegel, während ich die Übungen meinen Körper übernehmen ließ. Ich durfte mir durch Jimin wirklich nicht den Spaß verderben lassen, dann fühlte ich nicht mehr. Ich hatte es am Leib erfahren, hatte mich roboterhaft und stumpf gefühlt. Nein, jetzt wurde Zeit alles zu geben. Ich wollte gewinnen, für Jimin, wollte ich das. Mit Jimin. Ich würde es schaffen mit Hoseok an meiner Seite fühlte es sich an als sei alles möglich.

„Hoseok?", fragte ich nach unserer kleinen Trainingsstunde. Die Sonne war schon untergegangen und ich wusste, ich durfte mir von meinem Stiefvater später etwas anhören. Meine Mutter war sicherlich schon im Bett, wenn ich daheim ankomme. „Hm?", fragend schaute er mich an, während er das Licht des Studios ausschaltete. „Jimin at mir die Wahl des Liedes überlassen, aber ich habe keine großartige Idee. Ich möchte eine Geschichte erzählen, aber weiß nicht wie." Nachdenklich zog Hoseok die Stirn kraus. „Eine Geschichte...", murmelte er und ein Lächeln zog sich über seine Lippen. „Das ist es also." Er sprach nicht mit mir, murmelte es eher vor sich her, als hätte er gerade eine sehr interessante Entdeckung gemacht. „Nun. Geschichten werden mit Gefühlen erzählt. Wähle ein Lied, bei dem du fühlen kannst. Eines zu dem du schon immer mal tanzen wolltest, weil es dich im inneren berührt."

Nickend verabschiedete ich mich. Ein Lied das mich berührt. Ein Lied also, dass mich bewegt und welches Jimin gefallen könnte.

So ein Lied also brauche ich. 

Hold me right - JikookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt