Allie
"Ich nehme an, dass Du viele Fragen hast, Alyson.
"Und ich nehme an, dass Sie viele Antworten haben, Professor. Und nennen Sie mich bitte einfach Allie."
Es störte mich nicht, dass mein Schulleiter mich mit meinem Vornamen ansprach. Er hatte das bisher nur einmal zuvor getan, aber in diesem Moment, in dem ich in seinem Büro saß, hatte ich Wichtigeres im Kopf.
Wir waren nach den Ereignissen des gestrigen Tages alle bis auf Harry auf den Thestralen zurück nach Hogwarts geflogen, begleitet von den Ordensmitgliedern. Lupin hatte sich eine kleine Standpauke von Moody anhören können, da er uns alleine gelassen hatte, aber das hatte ihn nicht sonderlich gestört. Er war der Meinung, dass wir das Richtige getan hätten. Claire hatte den gesamten Flug über meine Hand gehalten. Nicht, weil sie Angst vor der Höhe hatte, wir hatten die Thestrale dieses Mal alle sehen können. Sie hatte viel mehr Angst darum gehabt, dass sie mich doch noch verlieren könnte. Aus der selben Angst heraus hatte ich sie ebenfalls festgehalten.
Malfoy Senior war mittlerweile festgenommen worden, gemeinsam mit den anderen Todessern, die nicht hatten fliehen können. Das nahm Draco Malfoy sichtlich mit und wäre er nicht so ein furchtbarer Mensch, hätte ich fast Mitleid mit ihm gehabt.
Da Dumbledore mich heute hergebeten hatte, hatte ich Claire beauftragt, Julie und Marco über die vergangene Nacht aufzuklären. Sie hatte dem zugestimmt und war vermutlich gerade bei ihnen.
Dort saß ich nun und wartete gespannt auf das, was er mir sagen würde.
Dumbledores Büro sah furchtbar aus. Überall lagen Glassplitter rum und viele Gegenstände waren kaputt. Zudem fehlten einige Gegenstände, die zu Beginn des Schuljahres noch hier gestanden hatten. Entweder hatte Umbridge sie rausgeschmissen oder sie hatten den brennenden Kamin von innen begutachten dürfen. Ich wusste, dass Harry vor mir bereits hier gewesen war und nahm an, dass er für die Verwüstung in diesem Raum verantwortlich war. Zumindest konnte ich mir nicht vorstellen, dass Dumbledore beschlossen hatte, seinem Büro einen neuen Touch zu verleihen.
"Ich bitte, das Chaos zu entschuldigen. Ich hatte noch nicht die Gelegenheit, aufzuräumen", erklärte der Schulleiter mir. Daraufhin schwang er seinen Zauberstab und innerhalb von Sekunden waren die zerbrochenen Dinge wieder intakt an ihrem Platz.
"Nehmen Sie das nicht persönlich, aber das Chaos interessiert mich nicht. Ich würde gerne auf den Punkt kommen", erwiderte ich und fühlte mich kurz danach schlecht, da ich das Gefühl hatte, zu forsch gewesen zu sein. "Ich will nicht unhöflich sein-" "Schon in Ordnung, Allie. Du bist nicht unhöflich. Ich hingegen war es schon."
Ich hob meine Augenbrauen. "Ach ja?"
"Ich denke, unhöflich ist eine Untertreibung. Bevor ich Dir Deine Fragen beantworte, Allie, möchte ich Dich um etwas bitten. Es ist mir wichtig, dass Du keine voreiligen Schlüsse ziehst und hier bleibst, bis ich fertig bin. Das ist wirklich wichtig, Allie, verstehst Du das?", antwortete Dumbledore mir und sah mich eindringlich an. Auch wenn ich noch nicht wusste, woraus ich überhaupt Schlüsse ziehen könnte, nickte ich. Es war mir nur wichtig, Antworten zu bekommen. Beispielsweise auf die Frage, wieso Voldemort mich hatte töten wollen.
"Gut. Ich muss Dich warnen, Allie. Ich habe Deine Erinnerungen verändert und werde Dir gleich die korrekte Version Deiner Erinnerungen wiedergeben. Das kann verstörend sein und ich möchte, dass Du mir bestätigst, dass Du bereit dafür bist", fuhr der Professor mit ruhiger, aber ernster Stimme fort.
"Mo-Moment, was? Sie... Sie haben meine Erinnerungen verändert?"
Ich konnte es kaum glauben. Das würde erklären, wieso ich das gesamte Schuljahr lang das Gefühl gehabt hatte, etwas vergessen zu haben. Wieso einige Erinnerungen an das letzte Schuljahr mir so unwirklich vorgekommen waren.

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Dark Past || Harry Potter
FanfictionVergessen. Etwas, das wir alle kennen. Mal vergessen wir den Haustürschlüssel, mal den heißen Herd und manchmal auch einfach die Hausaufgaben. Allie scheint es, als hätte auch sie etwas vergessen. Doch es kommt ihr nicht so unwichtig vor, wie einen...