Kapitel 4

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Erens Sicht

Kaum hatte ich wieder zur Bühne geschaut, wurde auch schon ein besonders heller Scheinwerfer entfacht, der speziell das kleine Rednerpult, welches auf der Bühne auf gestellt wurden, war, erleuchtet. Schon kurz darauf, betrat Dot Pixis, der Direktor dieser Oper und unter anderem der Mann, dem ich meine Stelle hier zu verdanken hatte, die Bühne.

Tosender Applaus ertönte aus dem Dunklen des Zuschauerraums, als der schon etwas ältere Mann sich an sein Rednerpult stellte, um die Eröffnungsrede zu halten. Pixis sah wie alle anderen Personen heute Abend auch, sehr schick aus.

Wie alle anderen trug auch er eine elegante Abendgarderobe, bestehend aus einem nigelnagelneuen Anzug in der Farbe schwarz. Dazu eine passende schwarze Anzugshose und eine ebenso dunkle Fliege zierte seinen Hals. Unter seinem Jackett trug er ein makellos, faltenfreies weißes Hemd und an seinen Füßen befanden sich schwarze auf hoch Glanz polierte Lackschuhe. Kurz um stellte der Mann heute Abend den typischen Direktor eines alten Londoner Opernhauses dar.

Na gut nichts anders war er ja auch. Schließlich befand sich die „Queens Hall", seit ihrer Eröffnung im Familienbesitz der Familie Pixis. Dot hatte also diese Aufgabe von seinem Vater übernommen und sobald er in seine wohlverdiente Rente gehen sollte, würde sein ältester Sohn, der wie ich Musik studiert hatte den Posten des Direktors übernehmen. Und glaubt mir, wenn ich euch sage, dass das eine verdammt große Würde ist, die man da zu tragen hat.

Aber bis dahin dauert es sicher noch eine Weile und solange ist Pixis ja noch der Direktor. „Meine sehr verehrten Damen und Herren, Ladys und Gentlemans, Freunde der klassischen Musik...", holte mich da plötzlich die tiefe Stimme von Pixis aus meinen Gedanken. Ich war schon wieder so vertieft, dass ich gar nicht mitbekommen hatte, dass die Gala nun so richtig anfing. Doch nun sollte ich mich konzentrieren, den schließlich wollte ich keine Minute von diesem Fest verpassen und dazu zählte nun mal auch die Rede zur Eröffnung.

Gespannt lauschte ich also Pixis Worten. „Schon wieder ist ein halbes Jahr vergangen, als wir uns das letzte Mal gesehen haben. Das war zur Weihnachtsgala der Queens Hall, als die meisten von Ihnen den schönsten Weihnachtsliedern vorgetragen wurden und das von den besten Sängern und Sängerinnen des Landes und der ganzen Welt.

Doch heute wird es nicht um Weihnachtslieder gehen. Den seien wir mal ganz ehrlich, es ist einfach die falsche Jahreszeit. Ich glaube nicht, dass auch nur einer von den hier anwesenden Gästen die Lust dazu verspürt bei den aktuellen Außentemperaturen von immerhin stolzen 27 Grad, dabei zu zuhören wie die Sänger auf unserer Bühne etwas von Schnee und Eis singen."

Nach diesem Satz konnte ich vernehmen, wie ein verhaltenes Lachen durch die Reihen des Zuschauerraums ging. Der Mann wusste wohl wirklich, wie er seine Leute bei Laune halten konnte.

„Nun wie dem auch sei. Lange Rede, kurzer Sinn. Ich möchte Sie nun nicht mehr länger mit unnötigen Worten der Begrüßung langweilen. Den nicht nur sie können es augenscheinlich kaum noch aushalten, dass dieses Fest beginnt. Auch die vielen großartigen Künstler und Künstlerinnen, welche momentan noch hinter dieser Bühne stehen, können es nicht mehr erwarten Ihnen einen großartigen Abend zubereiten. In diesem Falle erkläre ich hiermit die diesjährige Sommergala der Queens Hall für eröffnet..."

Wieder ertönte ein tosender Applaus aus dem dunklen Zuschauerraum, während Pixis in unsere Richtung gelaufen kam, um die Bühne zu verlassen. „Na Eren? Alles klar?", fragte mich der Direktor mit einem freundlichen Lächeln. „Ja Herr Pixis, alles bestens. Die Musiker sind alle auf ihren Plätzen im Graben und alle Sänger, Sängerinnen sowie die Solisten befinden sich hier hinter der Bühne..", antwortete ich mit einem stolzen Grinsen. Pixis nickte zufrieden. „Ich wusste auf dich ist verlass, Eren", meinte er noch ehe er weiter lief um vermutlich unter den Zuschauern Platz zunehmen.

„Herr Pixis, ich fande ihre Eröffnungsrede wirklich sehr gelungen. Ihre Worte waren wirklich weiße gewählt", hörte ich da die Stimme des Pferdegesichts. So ein Arschloch. Ständig schleimt er sich bei Pixis ein. Dabei hat er der Rede nicht mal zugehört. „Danke Jean. Ihnen viel Glück heute Abend. Machen Sie der Queens Hall keine Schande." - „Werde ich nicht Sir." Und damit verschwand der Direktor im Dunkeln des Zuschauerraums.

Jean warf mir nur einen finsteren Blick zu, den ich gekonnt ignorierte. Ja auch das war einer der Gründe, warum wir uns hassten. Den Jean wusste, dass Pixis mich mochte und auch Potenzial in mir sah und das konnte Jean nicht ertragen. Den laut ihm durfte Pixis nur zu wahren Künstlern nett sein und dazu zählte so ein Bengel wie ich nun mal nicht.

Egal. Ich begann nun, mich wieder auf die Bühne zu konzentrieren, auf welcher soeben der erste Künstler dieses Abends am schwarzen Klavier Platz genommen hatte. Marco Bott, hieß er. Ein wahres Genie an seinem Instrument. Seine schwarzen Haare waren ordentlich nach hinten gegellt und er trug einen dunkelblauen Anzug, welcher ihm wirklich sehr gut stand.

Konzentriert atmet der junge Mann noch einmal aus und ein, ehe er zu spielen begann. Seine Finger flogen dabei so leicht und schnell über die schwarzen und weißen Tasten des Klaviers, dass man meinen könnte, er würde sie gar nicht berühren. Wunderschön.

Ich hatte mich so in seinem Spiel verloren, dass ich gar nicht bemerkt, dass er sich bereits verbeugt hatte und der nächste Künstler schon auf der Bühne stand. Dieses Mal war es ein Sänger, der ebenfalls noch recht jung war.

Und so ging es den ganzen Abend weiter. Immer wechselten sich die Sänger mit den Musikern ab und es herrschte eine wahre Harmonie in diesem alten Opernhaus. „Verehrte Damen und Herren, langsam nähern wir uns dem Ende des Konzerts. Doch begrüßen Sie nun bitte den Höhepunkt der Gala. Das Kronjuwel der Queens Hall... Mister Jean Kirstein..", wurde da der letzte Künstler angekündigt.

Mit stolzer Haltung und einem beinah schon arroganten Lächeln betrat das Pferdegesicht die Bühne. Kronjuwel? Das ich nicht lache. Mit lustlosem Blick beobachtet ich Jean dabei, wie er seinen Auftritt hinter sich brachte, und kaum hatte er den letzten Ton gesungen, brach das Publikum in tosenden Applaus, wie vorhin bei Pixis aus.

Langsam beruhigten sich die Gäste wieder, während Jean sich zum gefühlt hundertsten Mal verbeugte, gingen die meisten schon in Richtung Foyer, wo ein kleiner Sektempfang warten sollte. Dort konnten dann die meisten Künstler mit den Musikproduzenten oder anderen wichtigen Leuten ins Gespräch kommen.

Als es der verehrte Mister Kirstein dann auch mal geschafft hatte, von der Bühne zu kommen, machte auch ich mich auf den Weg in die Vorhalle. Ich hoffe wenigstens, dort fand ich jemanden, mit dem ich vernünftig reden konnte, um der Pferdefresse wenigsten an diesem Abend zu entkommen..

So Kapitel 4 ist da.. Wie immer sind Sterne und Kommentare gern gesehen...

Bis Bald... 

Das Phantom der Oper (Ereri)Where stories live. Discover now