Wattpad Original
There are 2 more free parts

4 - Nasi Lemak

2.4K 188 365
                                    

✦ MARIANA ✦

„Sexismus ist in unseren vier Wänden absolut untersagt!", schmeisse ich Alexander an den Kopf.

Dieser runzelt die Stirn, als wüsste er nicht, wovon ich spreche. Das Kissen wirft er zurück und ich fange es auf.

„Was war an meiner Aussage bitte sexistisch, Zuckerherz?"

„Alles, genau genommen? Und nenn mich nicht so!" Ich könnte mir gerade die Haare raufen, wenn sie nicht so vom Salz verklebt wären. Wie oft muss ich ihm das heute noch sagen?

Tief hole ich die Luft aus meinen Lungen, um diesem Knallfrosch mit Anlauf aufzuzeigen, dass die Objektifizierung von Frauen und die Bezeichnung als vernaschbare Lebensmittel eben derer sehr wohl unter die Kategorie sexistischer Aussagen gehört, da werden wir allerdings von Bob unterbrochen, der urplötzlich im Türrahmen steht und uns mit einem Anflug von Unsicherheit anblinzelt.

Ja, das ist gerade nicht der beste Moment, denke ich mir. Ich muss diesen Frauenfeind in die Schranken weisen.

„Alexander Rosenberg?", fragt Bob und blickt erwartungsvoll zu unserem neusten Mitbewohner.

Der Deutsche erhebt sich von seinem Bett. Die zwei Männer schütteln sich die Hände und begrüssen sich murmelnd. Dann wird Alex auch bereits aus dem Zimmer geführt, weil es offenbar noch Papierkram zu erledigen gibt, bevor er mit uns am Abendessen teilnehmen kann.

Ich komme überhaupt nicht zu meiner Standpauke.

Ziemlich unbefriedigt darüber, dass ich diese angefangene Diskussion nicht gewinnen konnte, begebe ich mich unter die Dusche. Meine Haut ist klebrig und mein Gemüt wegen diesem Vollpfosten viel zu erhitzt.

Ich brauche eine Abkühlung.

Da es auf der Insel so heiss ist, befindet sich unsere Dusche in einem Aussenbereich, der über eine Schiebetür von unserem Bungalow aus zu erreichen ist. Sie ist überdacht und natürlich ist alles eingemauert, sodass niemand einem beim Nacktschnecken imitieren zugucken kann.

Dennoch kann man zwischen dem Vordach und der zwei Meter hohen Mauer den blauen Himmel und bei Nacht sogar die Sterne durch die Palmen erspähen. Duschen unter freiem Himmel ist in diesen Breitengraden nicht ungewöhnlich.

Ich schiebe die Türe zu, ziehe meine Kleidung aus und lasse das kalte Wasser über meine salzige Haut laufen. Meine dunkelbraunen Haare fühlen sich steif und ausgetrocknet an. Die tägliche Sonne und das Meereswasser strapazieren die Elastizität meiner Mähne wirklich sehr.

Deswegen ist es umso wichtiger, deren Pflege ernst zu nehmen. Sonst sähe ich recht schnell ziemlich ungepflegt aus. Das biologisch abbaubare Shampoo massiere ich mir in meine Kopfhaut. Mit einem Kamm entwirre ich alle Knoten, die sich vom vielen Tauchen gebildet haben, ehe ich das Kokosöl einmassiere - die beste Alternative für eine Haarspülung.

Nach der Dusche kümmere ich mich um meine Verletzung an der Unterlippe, die ich von Enzo kassiert habe. Es sah unter Wasser schlimmer aus, als es tatsächlich ist. Nur eine kleine verkrustete Kerbe ist am rechten Rand meines Mundes zu erkennen. Den Schnitt tupfe ich mit einer Wundsalbe ab.

Frisch geduscht, in trockener und bequemer Stoffshorts gekleidet und dazu ein passendes Rolling Stones T-Shirt tragend, begebe ich mich zum Speisesaal. Mein Magen knurrt laut, denn ich habe von der ganzen Aufregung heute mächtig Kohldampf bekommen.

Der Einführungskurs zu unmenschlich früher Stunde, das Fotoshooting unter Wasser, die toten Korallen, Enzos Schlag in die Fresse und die unerfreuliche Begegnung mit unserem neuen, arroganten Mitbewohner. Der Tag war anstrengend und jetzt möchte ich mich für den Abend wirklich nur noch entspannen.

Schildkröten sprechen nichtWhere stories live. Discover now