06. You Broke Me First

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~ Tokio, 10. Januar 2015 ~

Heute haben Hina und ich nach dem offiziellen Unitraining auch noch alleine etwas trainiert. In Ruhe. Um besser zu werden. Denn das ist mit diesem Team wirklich schwer. Kaum ein Fortschritt möglich. Heißt also Extratraining. Von den anderen Spielerinnen wurden wir prompt als verrückt abgestempelt. Und das an einer Sportuniversität. Lächerlich. Was macht man hier, wenn man keinen Bock hat? Einfach nur Zeitverschwendung. Da hat Elaines Hund Cookie mehr Talent als einige unserer Spielerinnen. Dafür wurden wir bei unserem Training vom Coach unterstützt. Jedenfalls hat es sich gelohnt. Wir konnten unseren Schnellangriff verbessern. Und apropos Elaine. Unsere Lieblingschaotin kümmert sich um Hunde. Als Hundetrainerin in Akita. Nachdem sie Cookie schon so einiges beigebracht hat und ihren Spaß daran hatte, will sie es jetzt beruflich machen. Sie erzieht also fremde Hunde. Was bei der chaotischen Elaine ziemlich lustig werden kann.

Wegen dem längeren Training kommen wir ziemlich verspätet nach Hause. Reyna haben wir natürlich darüber informiert, dass es bei uns später wird. Was anscheinend ein absolut großer Fehler war. Denn kaum haben wir die Wohnung betreten, hören wir auch schon gewisse Geräusche aus ihrem Zimmer. Verdächtige Geräusche. Die mir einen schmerzhaften Stich ins Herz versetzen. Ist das jetzt ihr Ernst? Privatsphäre schön und gut, aber müssen die beiden es so laut treiben? Das sind Sachen, die will man nicht mitbekommen. Verstörend.

Ich tausche mit Hina einen vielsagenden Blick aus. Wahrscheinlich teilt sie gerade auch meine Gedanken. Deutlich sehe ich ihr den besorgten Blick an. Natürlich. Sie kennt meine Gefühle für den Kater. Immerhin konnte ich ihr noch nie irgendetwas verheimlichen. Wie denn auch? Sie kennt mich besser als ich mich selbst. Manchmal absolut gruselig. Da Kuroo mit Reyna zusammen ist, kann ich da leider nicht viel tun. Will ich auch nicht. Sie sind glücklich. Muss ich meine Gefühle eben zurückstellen. Irgendwie wie früher. Während der Oberschule. Vermutlich habe ich mir damals ziemlich viel selbst eingeredet. Jedenfalls so lange, bis er dieses fremde, blonde Mädchen geküsst hat. Vielleicht war ich damals immer noch ein kleines Stückchen in Kuroo verliebt. Dieses Stückchen kommt jetzt, nach diesem Moment unter dem Sternenhimmel, wieder hoch. Innerlich entkommt mir ein Seufzer. Warum?

„Alles okay?", erklingt die Stimme meiner besten Freundin hinter mir. Ihre Hand legt sich auf meine Schulter. Tröstend. Schützend. Ich drehe meinen Kopf zu ihr um und lege ein falsches Lächeln auf. „Ja, klar. Alles gut. Lass uns was Kochen. Ich hab echt Hunger." Mit diesen Worten begebe ich mich in die Küche. Versuche irgendwie die unangenehmen Hintergrundgeräusche auszublenden. Als auch schon Musik ertönt. „Besser?", meint Hina grinsend und holt das Gemüse aus dem Kühlschrank. „Das Gestöhne will ich mir nun wirklich nicht geben." „Danke", richte ich mich an sie. „Gerne, gerne, verlorener Welpe." Schmunzelnd krame ich ein Schneidebrett raus. Während Hina sich um das Schneiden von Gemüse kümmert, koche ich die Nudeln und brate das geschnittene Hühnchenfleisch an. Schließlich nehme ich das Fleisch wieder aus der Pfanne und brate das geschnittene Gemüse von Hina an. Bis sie mir die Nudeln und das Fleisch wieder in die Pfanne tut und mit Salz, Pfeffer und Sojasoße würzt. Fertig. Gebratene Nudeln mit Hühnchen. Lecker.

Auf zwei Teller verteilt, sitzen wir beide am Tisch und essen. Eins meiner absoluten Lieblingsgerichte. Essen macht sowieso jede Situation erträglicher. Von daher geht es mir alleine dadurch schon etwas besser. „So, verlorener Welpe", beginnt Hina und deutet mit ihren Stäbchen auf mich. Doch bevor sie mit ihrem Satz fortfahren kann, öffnet sich die Zimmertür von Reyna. Zu meinem Pech haben wir ein Wohn- und Esszimmer. Daran grenzt auch Reynas Zimmer. Woraus nicht unsere Mitbewohnerin kommt. Auch nicht der Kater. Sondern ein fremder Mann mit braunen Haaren. Etwa in unserem Alter. Der sich gerade sein Shirt zurecht zieht. Was zum...

Verwirrt sehe ich Hina an, die mir den gleichen Blick zurück zuwirft. Der gleiche Gedanke schießt uns durch den Kopf. Wer ist dieser Typ? Was macht er bei Reyna im Zimmer? Außer Spaß mit ihr zu haben, was unüberhörbar war. Und dass, obwohl Reyna einen festen Freund hat. Als wir auch schon zurück zu den Fremden blicken und mehrfach blinzeln. Irritiert. Irgendwie können wir beide die ganze Situation nicht begreifen. Dann blickt der Fremde auch noch auf und sieht direkt uns an. Hebt die Hand zum Gruß. „Guten." Jetzt bin ich noch verstörter als am Anfang. Mir fallen sogar meine Stäbchen aus der Hand. Hinter ihm erscheint eine angezogene Reyna mit verwuschelten Haaren, die ihre Arme um den fremden Typen legt und über seine Schulter sieht. Ebenfalls zu uns. Geschockt. Das kann doch nicht ihr Ernst sein! Reyna betrügt Kuroo!

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