Spiegelschatten

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Das Bild, welches sich vor mir erstreckte machte mich krank. Ich weiß nicht woran es lag, aber es störte mich.
Es war hässlich.
Abgrundtief hässlich.
Vielleicht waren es die stumpfen braunen Augen die mich starr
anblickten.
Vielleicht die dunklen Schatten, die diese umrandeten.
Vielleicht die dunklen Strohigen Haare die strähnig ins Gesicht fielen.
Vielleicht die seltsam geformte Nase.
Oder aber die Sommersprossen, die großzügig auf dem Gesicht verteilt waren.
Vielleicht waren es die viel zu spitzen Ohren.
Vielleicht die viel zu weiblich geformten Lippen.
Vielleicht aber auch die hagere Gestalt an sich.
Mit gekrümmter Haltung stand das Scheusal vor mir, die Hände zu Fäusten geballt.
Hässlich.
Abartig.
Scheußlich.
Noch viel mehr Wörter fielen mir dazu ein.
Wut machte sich in mir breit.
Immensen Hass auf das, was sich vor mir erstreckte.
Dieses Ebenbild eines Bastards.
Kaum spürte ich den Aufprall meiner Faust im feinen Glas.
Splitter fielen zu Boden, von dem Blut befleckt.
Ein Sternförmiges Loch zierte den Spiegel, doch der Schmerz blieb aus.
Wie betäubt starrte ich runter auf meine Hand.
Blutige Risse zierten meine immer noch fest geschlossene Rechte.
Doch ich spürte nichts.
Nichts außer eine immer größer werdende Leere.
,,Bastard!"
,,Feigling!"
,,Hurensohn!"
Schrien sie in meinem Kopf.
,,Hau ab!"
,,Niemand will dich hier haben!"
,,Selbst deine Mutter hasst dich!"
,, Oder wieso wollte sie dich damals schon nicht haben?!"
Es wurden immer mehr Stimmen.
Sie dröhnten in meinem Kopf.
Verzweifelt hielt ich mir die Ohren zu.
Wollte, dass die Stimmen verschwanden.
Doch nichts dergleichen geschah.
Sie machten mich krank, aber sie hatten ja recht.
Niemand wollte mich.
Jeder machte einen großen Bogen um mich und blickte auf mich herab.
Vielleicht wäre es wirklich besser dies ein für allemal zu beenden.
Wie von selbst griff meine Hand nach einer am Boden liegenden Scherbe.
Fest umschlossen, dass schon Blut an den Rändern entlang quoll, hielt ich sie krampfhaft in meiner Hand.
Noch nie war ich mir so sicher und führte die Scherbe an meiner Pulsschlagader entlang.

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