Kapitel 7 ||Angst?||

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Michael:

Der Kies knirschte unter meinen Schuhen, während ich mir den Weg durch die vielen Grabmäler bahnte. Heute würde ich die Gräber meiner Familie besuchen und danach das von Tyrone. Es war noch sehr früh am Morgen, leichte Tautropfen saßen noch auf den Gräsern und die Blumen die ich bei mir trug leuchteten in den Lieblingsfarben meiner Familie.
Seufzend blieb ich vor den Gräbern der Aftons stehen und betrachtete sie für eine Weile. Ich war schon lange nicht mehr hier gewesen, nicht nach dem mein Lover, Tyrone Mori verstorben war. Auch er hatte ein Grab hier, auf diesem Friedhof, dennoch war es nicht das Grab, was er sich gewünscht hatte. Sein Grab sollte tief im Wald an unserem Lieblingsplatz sein, dort wo wir uns zum ersten Mal gesehen hatten. Auch mein Grab war dort und ebenfalls auch hier, neben dem Grab meines Vaters. Alle dachten, ich wäre Tod, da man, nachdem man mich aus dem Krankenhaus ‚entließ', nie mehr wieder gesehen hatte. Es war okay für mich. Es stärkte mein falsches Da sein nur noch mehr.
Ich schloss meine Augen und sprach ein stilles Gedenken an die Aftons aus, wo drei von den Gräbern leer waren. Man hatte nie die Körper von William und Elizabeth Afton gefunden und erst recht nicht meinen. Was würde wohl geschehen, wenn die Menschheit von der der wahren Geschichte der Aftons erfuhr? Chaos? Würden sie Jagd auf uns machen, bis keiner mehr übrig bleib? Wahrscheinlich würden sie nie herausbekommen, dass man die Seelen, der Gefangenen befreien und ihnen Ruhe finden musste... Ich war wohl der Einzige, der wusste wie das ging und ich würde auch der einzige Mensch bleiben...
Ich seufzte, öffnete meine Augen und legte nun sorgsam die jeweiligen Blumen auf die Gräber, ein Blumenstrauß behielt ich jedoch. Ich verneigte mich vor den Gräbern, vor den Seelen von Mutter und die von meinem kleinen Bruder, Ryan. Ich konnte sie nicht sehen, nein, aber ihre Aura war nur zu deutlich zu spüren. „Ich werde Vater und Elizabeth befreien und all die anderen Seelen dort draußen. Ich werde nicht ruhen, bis mein Job erledigt ist, das verspreche ich", sprach ich. Eine Hand legte sich auf meine Schulter und eine andere ergriff meine Hand. Ryan und Mom. Sie waren es ohne Zweifel. Ich lächelte dankbar, denn so sprachen sie mir Mut zu, ob sie es wussten oder nicht. „Ich hab euch lieb", flüsterte ich und eine Träne stahl sich meine Wange hierunter.
Ein letztes Mal drehte ich mich noch um und betrachtete die Gräber meiner Familie, bevor ich aus dem Friedhof verschwand und meinen Weg in den Wald fortgesetzte.

Erschöpft vom weiten Weg, ließ ich mich an meinem Ziel nieder. Eine große, alte Trauerweide, die neben einem kleinen Bächlein stand und zwei gepflegte Gräber beherbergte - Tyrones, meines und das von Terrence Kinsley. Terrence oder Shadow, wie wir ihn nannten, war ein alter Freund, der als 'vermisst' galt. Eigentlich kannte ihn niemand außer Tyrone und mir und ich hatte nur für ihn ein Grab zwischen unseren gemacht. Nett, nicht war?
Ich betrachtete die schlichten Gräber und ließ meine Finger über die grobe Gravierungen gleiten. Der Stein war rau und kalt, dennoch hatte es etwas warmes an sich, dass man nur spüren konnte, wenn man die Person kannte, die hier lag. Seine Aura war anders als die von jeder Seele. Sie war warm und versprach Sicherheit und Zuhause. Ich liebte Tyrone immer noch, auch wenn er schon längst verstorben war. Ich glaube das taten alle waren Verliebten, doch ich war mir da nicht so sicher, das war ich mir nie.
Ich legte die weiß-roten Rosen auf die kahle Erde. Er war erst vor einem Monat verstorben. Ich wusste schon seit dem er vor 11 Jahren ins Koma viel, dass er es nicht überleben würde, dennoch hatte ich immer noch Hoffnung gehabt, dass er es tat - leider vergebens. Ich konnte mich noch gut daran erinnern, was geschehen war, als er in Krankenhaus eingeliefert worden war.

Es war spät Abends, als ich noch mit Tyrone telefonierte. „Michael", sagte er auf einmal mit zittrig und voller Angst getriebener Stimme. „Tyrone? Was ist los? Was ist passiert?", sofort wusste ich dass etwas nicht stimmte und ein ungutes flaues Gefühl lag mir im Margen. „Ruf die Polizei!", seine Stimme war noch leiser geworden und ich wusste, dass er versuchte gegen die aufkommenden Tränen zu kämpfen. Schnell stand ich auf und zog mir eine Jacke über und meine Schuhe an. „Wieso? Was passiert bei dir gerade?" „Da ist jemand in mein Haus eingebrochen!" „Ich ruf die Polizei, bleib dran!" Schnell wählte ich die Nummer und erzählte mir gehetzter Stimme, was geschehen war. Ich achtete nicht auf meine Lautstärke, als ich aus dem Haus und zu Tyrone rannte. „Wir sind in 10 Minuten da, bleiben Sie am Telefon" Ich gab nur ein Zustimmendes Geräusch von mir und sprang über den Bürgersteig. „Ma'am? Ich muss da rein", rief ich außer Atem. „Nein! Bleiben Sie draußen und warten Sie auf die Polizei-" Ein spitzer Schrei unterbrach die Polizistin und mein Kopf war wie leer gefegt. „Tyrone?", hörte ich mich flüstern. „Sir? Was ist da los?" „rufen Sie einen Krankenwagen! Ich geh rein!", rief ich nur noch und rannte in Haus, ohne auf die Polizistin zu hören. Die Tür zum Haus war offen und das hieß nichts gutes. Schnell rannte ich ins Haus und zückte mein Messer, falls ich mich verteidigen musste. Ich gelangte an Tyrones Zimmer an und stieß die Tür auf. Was ich dort sah verschlug mir den Atem.
Tyrone war mit einem Seil um den Hals aufgegangen worden. Überall war Blut und das ganze Zimmer war verwüstet. Tyrone! Dieser eine Gedanke riss mich aus meiner Trance und ich stolperte auf den umgekippten Stuhl zu, um ihn auf zu stellen. Sofort schnitt ich das Seil um seinen Hals durch und fing in geschickt auf, bevor er zu Boden fiel. Polizei Sirenen kündigten Rettung an und ich beeilte mich Tyrone nach draußen zu bringen.
Sobald ich draußen ankam waren Pistolen auf mich gerichtet, doch das war mir egal. Vorsichtig setzte ich mich mit Tyrone auf den Boden, sein Kopf auf meinem Schoß, dann erhob ich meine blutverklebten Hände und legte sie hinter meinen Kopf. Ergeben schloss ich meine Augen.
Wir saßen in einem Verhörraum. Er sah genauso aus wie in den Filmen. Grau, leer und mit nur einem Tisch in der Mitte, der Polizist und Befragten trennten, und der Spiegel an der Wand hinter dem Polizisten, wodurch uns andere Polizisten beobachteten. „Was hatten Sie mit Mr Mori vor?", fragte der Polizist vor mir. Kommissar Kiro, wenn ich mich recht entsinne. „Ihn zum Krankenwagen bringen?", fragte ich patzig. Die dachten ernsthaft ICH hätte das Tyrone angetan. Der Kommissar starrte mich für eine Weile an. „Wieso hatten Sie ein Messer dabei?" „Selbstverteidigung, wofür sonst?! Und mein Name ist Mike, nennen Sie mich so, ‚Kommissar'", antwortete ich wütend. Langsam wurde mir dieser Scheiß, viel zu bunt. „Lassen Sie mich eine Frage stellen, Kiro. Wieso sollte ich, die Polizei rufen, dann meinen Freund fast töten, um ihn dann der Polizei und mich freiwillig auszuhändigen? Klingt etwas weit hergeholt, finden Sie nicht?" Er antwortete nicht. „Okay. Ein Selbstgespräch. Ich kenne Tyrone seit ich in der Grundschule war, wieso sollte ich ihn aus heiterem Himmel und ohne Grund töten wollen, um mich dann um zu entscheiden und ihn dann doch retten zu wollen?" Immer noch keine Antwort. Ich stand ruckartig auf und riss mich prompt von meinen Handschellen los, als wäre es nichts. Oops. Dennoch ließ ich mir meine Verwunderung nicht anmerken und starrte ihn herausfordernd an. Er zückte seine Waffe und zielte auf mich. „Ich will Tyrone sehen. Jetzt.", meine Stimme war bedrohlich leise und wir musterten uns stumm in einem Augenduell. „Sie können kein Kind erschießen, nur weil ihr zu verzweifelt seit, dass ihr den waren Mörder nicht schnappen konntet, weil ihr lieber einem KIND DIE SCHULD IN DIE SCHUHE SCHIEBEN WOLLT!" Ich schnaubte verächtlich und ging ohne eines weiteren Wortes aus dem Raum. Arschlöcher!

I'll soon be there - Michael Afton Where stories live. Discover now