9. „Irgendwas hat es auf sich..."

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Die Sonne zeigt sich leicht durch die Bäume. Die Blätter bedecken sie, doch trotzdem schafft sie es, dass man sie sieht. Anders als bei mir, ein Sonnenschein welcher unentdeckt bleibt. Mich nannte man nicht nur Engel, da ich laut denen einem glich. Sondern auch Sunshine, da mein Lächeln heller als die aufgehende Sonne sein soll. 

Ich schüttel meine Gedanken daran weg. Eigentlich bin ich froh mal Tage zu haben, wo man mich nicht so nennt. „Felix." Ich schaue hoch. „Ist es schon abends?" Changbin nickt, während ich aufstehe. 

„Na komm." Meint nun auch Hyunjin, welcher anscheinend auch alle Vorlesungen durch hat. Beide gehen vor mir, da Hyunjin wohl so tun muss, dass beide mich besuchen wollen. Langsam geht das Gerücht rum, dass mir etwas passiert ist. Mehr oder weniger Stimmt das auch, nur das ich Kerngesund bin – halt nur unsichtbar. 

„Du kommst mir immer mehr bekannt vor, Changbin." Die zwei fangen an sich zu unterhalten. „Kann sein, waren früher auch auf der selben Schule." Changbin scheint nicht sonderlich begeistert davon zu sein, dass Hyunjin jetzt davon redet. 

„Kann gut sein, ja. Ich merk es, dass du nicht willst, dass wir darüber reden. Alles gut. Mir ist es egal, was du getrieben hast früher." Ich seufze leise erleichtert. Ich weiß, dass Hyunjin ein sehr netter Mensch ist – auch wenn er manchmal echt dramatisch sein kann. Schlimm war es, als ich ihn ausversehen gekratzt hatte und er mir 2 Tage lang den kleinen roten Strich auf der Hand vor die Nase gehalten hat. 

Ich schüttel innerlich lachend den Kopf. „Kein Problem, man. Ich frag mich nur, ob es dir nicht unangenehm ist neben mir zu laufen." Hyunjin schaut ihn etwas verwirrt an. 

„Wieso sollte ich? Wir sind eben Freunde von Felix." Freunde? Bin ich befreundet mit Changbin? Irgendwas stört mich an dem Begriff. Freunde, Freunde. Freunde. Ich kann es mehrmals im Kopf widerholen, aber es passt einfach nicht zu Changbin. 

Ich schaue auf seine Haare, welche leicht im Wind wehen und lasse mein Blick weiter runter gleiten zu seinem Rücken. Er ist wirklich gut ausgeprägt, was man selbst unter seinem weiten Hemd erblicken kann. Ich schlucke leise. 

Wie gerne ich jetzt über seine Wirbelsäule streichen will. Ich strecke sogar meine Hand raus. Aber je näher die Hand komme desto mehr habe ich das Gefühl, dass ich weiter weg gehe von ihm. 

Die Stunden Unsinn machen waren lustig, aber ich will wieder normal werden. 

Zusammen kommen wir zuhause an, sodass auch Hyunjin mich endlich sehen kann. Still sitze ich mit Hyunjin auf meinem Bett, während Changbin sich auf meinen Schreibtischstuhl bequem gemacht hat. 

„So, habt ihr eine gute Idee, wie ich wieder normal werde?" Ich schaue beide Jungs an, doch sie bleiben still. Ich schaue auf meine Hände. Warte. Plötzlich sehe ich eine Hand in meine Sicht. Sie legt sich auf meine. Ich schaue hoch zu Changbin, welcher mir genau in die Augen sieht. 

Mein Herz bleibt für einen kleinen Moment stehen. 

„Ich glaube daran, dass du bald wieder Sichtbar wirst. Ist auch besser, dann kannst du keine Scheiße mehr machen." 

„Ey." Ich ziehe meine Hand nun weg und beide Jungs lachen. Ja lacht ruhig. Ich hab es halt genossen mal Frei zu sein. „Jedenfalls will ich Felix auch wieder in der Uni sehen können, wir müssen uns echt was überlegen." Ich nicke und sehe zu dem Braunhaarigen, welcher gerade sein Pony nach hinten streicht. 

„Irgendwas hat es auf sich, dass Changbin dich als einziger außerhalb sehen kann." Hyunjin scheint wohl wirklich nach zu denken. Ihm ist es wohl wirklich wichtig. Ich lächel leicht und nehme seine Hand. 

„Danke für deine Hilfe." Ich spüre Changbins stechenden Blick auf mir. Und genau dieser macht mich verrückt. Ja, irgendwas hat es auf sich, dass er mich sieht und mein gesamter Körper so stark darauf reagiert. 

Es fühlt sich an, als würde ein Blitz immer wieder einschlagen und mich innerlich zum brennen bringen. 

Invisible Sunshine  - ChanglixWhere stories live. Discover now