Kapitel 17 - Zu viel

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"Talia Schatz." Sie lächelte leicht, doch das Lächeln verblasste ziemlich schnell wieder. Im Türrahmen war ein junger Mann zu sehen, vielleicht gerade mal Anfang zwanzig, doch bei all dem Übernatürlichen konnte das Alter auf viel höher ausfallen. "Ich hoffe ihr genießt eure letzte Zeit in trautem Kreis. Lange habt ihr nicht mehr." 

Alera stand auf und ging zu meiner Mutter half ihr auf, während ich noch immer wie versteinert war und zwischen dem Typ an der Tür und meiner Mutter hin und her sah. "Was zur Hölle ist hier los?" brachte ich schließlich über meine Lippen und wusste, dass ich mich zurückhalten müsste. Ich müsste meine Gefühlslage unter Kontrolle bringen um nicht wieder mit meiner Macht zu spielen. "Das erkläre ich dir noch Talia, aber jetzt komm mal her." Sie stand inzwischen aufrecht und erst jetzt sah ich den dicken Blutfleck auf diesem alten Kleid. Genau über der Brust. 

Diese blonde Frau, die mich im Stich gelassen hatte und nun so sanft wie damals lächelte, war vertraut und doch fremd, hielt mir ihre Hand hin, doch ich zögerte sie zu ergreifen. "Talia!" Archer wand sich an mich und der Typ in der Tür lachte auf. "Ihr seid echt niedlich. Die Familie wieder vereint und doch versteht niemand warum." Bei diesen Worten griff ich schließlich doch die Hand meiner Mutter und hielt sie fest, drückte sie leicht, während sie begann irgendetwas auf Latein zu murmeln. 

Es war ein unbeschreibliches Gefühl, als ich diese Kraft spürte, die von ihr ausging. Zumindest dachte ich dies anfangs, denn nach ein paar Sekunden merkte ich, dass wir es beide waren. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass ich ihr nachsprach. Die Worte fühlten sich so leicht und fein an, als ob ich sie im Kopf eingeprägt hatte, obwohl ich nur ein wenig Lateinunterricht hatte, als ich noch regelmäßig zur Schule ging. Das alles hier verwirrte mich.

Erst als der junge Mann in der Tür vor Schmerzen aufschrie und ich Alera sah, die ihm das Genick realisierte ich was hier wirklich los war und verstummte. Meine Hand riss ich aus der meiner Mutter. Ich stolperte ein paar Schritte zurück, fiel fast über den Saum des Kleides und riss es kurzerhand ab, sodass ich mich frei bewegen konnte. "Wir müssen hier schnell raus Talia." Alera sah mich mit besorgter Miene an, doch ich ließ mich nicht von ihr beeindrucken, stand noch immer verwirrt in der Kammer. 

Mein Blick ging zu der hochgewachsenen, blonden Frau, die sich zu uns wand, doch ich sah schnell wieder zu Alera. "Was zur Hölle geht hier vor?" fragte ich sie leise, doch ich bekam keine Antwort. "Archer bring sie als Erste hier raus." Ich konnte mich nicht einmal gegen den Befehl meiner Mutter wehren, denn innerhalb von ein paar Sekunden hob Archer mich hoch und meinte ich solle die Augen schließen. Ich gehorchte nur, weil mir eine Sekunde später verdammt übel wurde und es etwas brachte die Augen zu schließen und kurz die Luft anzuhalten. 

Als ich wieder einatmete war es eine kalte und frische Luft und als ich die Augen öffnete, sah ich weit und breit nur Wiese. Zwar war es Nacht, aber man konnte erahnen, dass es am Tag hier alles strahlend grün wäre. Da mir noch etwas mulmig war, fand ich es nicht ganz so schlimm, dass Archer mich noch stützte, aber sobald ich hörte wie eine schwere Tür zufiel, wand ich mich um. "Alles oke Talia?" Ich nickte nur knapp auf Aleras Worte hin und als sie bei uns waren hielten sie nicht inne, sondern steuerten auf die kleine Straße zu, die mir vorher nicht aufgefallen war.

"Wir sind alle zu geschwächt um von allein wegzukommen." meinte Archer plötzlich und genau in dem Moment knickte ich zur Seite weg, verlor das Bewusstsein, ohne vorher das Gefühl gehabt zu haben, dass ich umkippen würde. 

Als ich die Augen wieder aufschlug bemerkte ich, dass ich auf einer Rückbank lag. Mein Kopf ruhte auf Aleras Schoß. Archer fuhr den Wagen und meine Mutter sagte den Weg an. "Hey Süße." kam es leise von Alera und ich kniff die Augen noch einmal zusammen und wollte mich aufsetzen, was sie aber unterbrach, indem sie mich wieder sanft runterdrückte. "Bleib liegen. Ist besser, weil dein Körper sich noch nicht dran gewöhnt hat wieder Magie zu praktizieren."

"Alera hat Recht Talia. Wir fahren jetzt nach Hause und ich erkläre dir alles, wenn du geschlafen hast." Ich sah zu der blonden Frau und schüttelte leicht den Kopf. "Ich geh nirgends mit dir hin. Ich brauch Zeit bis ich mich wieder mit irgendetwas befasse außer meinem menschlichen Leben als High-School Schülerin mit einem wundervollen Freund." Jer...Verdammt ich musste ihn erreichen.

Ich bemerkte wie sie Archer ansah, doch dieser schüttelte den Kopf. "Sie geht mit einem Jungen ihrer Stufe. Der Junge ist unser Feind, ein Vampirjäger." Ich schnaubte bei seinem Ton, als er über Jeremy sprach. "Talia. Es wäre aber besser, wenn du mit zu Gra..." Ich hielt es nicht mehr aus und setzte mich auf. 

"Ich geh ganz sicher nicht zu dieser Frau. Ich weiß doch nicht wer sie wirklich ist und du warst all die Jahre tot, hast mich im Stich gelassen, obwohl du es warst die mir das alles hier hätte erklären können, weil deine Vergangenheit mit Katherine schuldig ist, dass ich jetzt nicht mehr ich bin. Ich will diese ganze Macht des Schlüssels nicht. Ich will bloß in Ruhe gelassen werden und jetzt zu meinem Freund, der ganz sicher denkt, dass ich tot bin. Also bringt mich in diesem verdammten, geklauten Wagen einfach dorthin!" Woher ich die Luft hatte um sie anzuschreien wusste ich nicht, aber als ich endete, pressten alle, wirklich alle anderen die Lippen aufeinander und sie ließ den Kopf hängen, während ich wieder zu spüren bekam, dass ich ziemlich geschwächt war.

Talia Conant - Good girl gone bad [TVD-FF] ✔Where stories live. Discover now