Kapitel 4)

20 11 15
                                    

Heute habe ich direkt als allererstes Nachtschicht und gerade ist die Übergabe. Ein bisschen nervös bin ich auf jeden Fall, aber es wird schon alles gut gehen. Oder zumindest hoffe ich das.

„Der Patient in der Siebenunddreißig ist einer unserer ganz schlimmen Fälle. Laurin Gray ist zweiunddreißig Jahre alt und seit elf Jahren bei uns. Man hat ihn von der Klinik in LA hierher verlegt, weil man ihm dort nicht helfen konnte. Leider sind wir in dem letzten Jahrzehnt auch nicht sehr weit gekommen. Der Arme ist ein Wrack."

LAURIN GRAY? AUS LOS ANGELES? Das kann kein Zufall sein. Ach du Scheiße! „Was hat er erlebt?" Ich versuche meine Stimme ruhig zu halten und mir meinen Schock nicht anmerken zu lassen. Innerlich hoffe ich immer noch, dass es nur ein ganz großer Zufall ist und wir hier nicht über DEN Laurin reden.

„Er kam als siebzehnjähriger ins Gefängnis, weil er einen Mitschüler misshandelt hat. In Gefängnis wurde er dann monatelang von einem anderen Häftling gequält und anschließend in einer furchtbaren Nacht fast zu Tode gefoltert. Seit dieser Zeit ist Laurin Gray psychisch total kaputt. Die Diagnosen bei ihm sind Borderline, schwere Depressionen, PTBS, schwere Psychosen mit ebenfalls schweren Halluzinationen. Dieser Mann ist ein absolutes Wrack und eigentlich nur noch eine wandelnde Hülle. Die ersten Jahre nach dieser furchtbaren Zeit hat er nicht mal gesprochen. Kein einziges Wort. Wir haben es erst fünf Jahre nachdem er herkam, geschafft, dass er wieder spricht. Er ist einer der Patienten, die ganz besonders viel Pflege brauchen."

FUCK! Es ist wirklich Laurin! Wie soll ich das machen? Wie soll ich mich um ihn kümmern? Er wird mich doch sicher erkennen. Ich kann auf keinen Fall zu ihm rein. Aber ich muss während der Schicht irgendwann zu ihm. Das kann ich nicht verhindern.

Ja, Laurin hat damals überlebt. In dieser einen Nacht hatten Mike und ich im Zellenblock unsere Wachhunde angewiesen uns sofort zu informieren, wenn die Wärter ihren Rundgang machen. Als ich Laurin gerade seinen Penis abschnitt, klingelte unser Telefon und wir wurden informiert, dass die Wärter ihren Rundgang starteten. Damit man ihn nicht mit der ganzen Scheiße in Verbindung bringen konnte, verschwand Mike wieder in seine Zelle, wo er seinen Kopf gegen die Wand schlug und blutend das Bewusstsein verlor, damit wir sagen konnten, dass ich ihn niedergeschlagen und dann Laurin verschleppt habe. Ein paar Minuten nachdem Mike verschwunden war, fanden mich die Wärter und ich machte Laurin deutlich, dass ich ihn finden und umbringen würde, wenn er irgendwem von Mike erzählen würde.

Er hielt dicht und verriet Mike tatsächlich nicht. Wir waren in dieser Nacht aber unvorsichtig und hinterließen Spuren, die dann zu Mike führten, weshalb er auch verurteilt wurde.

Seit der Verhandlung, bei der auch Laurin anwesend war, habe ich ihn nie wieder gesehen. Jetzt sind fünfzehn Jahre vergangen und ein ganz kleiner Teil von mir hofft, dass er mich nicht erkennt. Aber der Großteil von mir weiß, dass diese Hoffnung absolut umsonst ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Laurin mich nicht erkennt.

Aber ich werde es wohl gleich herausfinden.

Es sind zwei Stunden seit der Übergabe vergangen und ich habe mir sehr viel Zeit bei meinem Rundgang genommen, um den Moment hinauszuzögern, wo ich zu Laurin muss. Ich habe mich entschlossen, mich ein bisschen in Laurins Akte einzulesen und mir ist ein Video ins Auge gestoßen von einer seiner Therapiesitzungen. Also beschließe ich, es mir anzusehen, um zu gucken, wie schlimm es um ihn steht.

Nervös starte ich das Video, auf dem die Psychologin der Station und Laurin zu sehen sind. Er ist natürlich auch älter geworden, aber ich kann ihn sofort erkennen.

„Mr. Gray, Sie sind jetzt seit fast fünfzehn Jahren in Therapie und ich möchte gerne wissen, welche Fortschritte Sie in dieser Zeit gemacht haben. Es ist natürlich bekannt, weshalb Sie hier sind und ich möchte jetzt wissen, was sich vielleicht in dieser Zeit verändert hat. Können Sie mir dazu etwas sagen?"

„Ich... also die Alpträume sind immer noch genauso da wie am Anfang. Jede Nacht träume von ihm." „Mit ihm meinen Sie den Mann, der ihnen das damals im Gefängnis angetan hat?"

Laurin nickt verängstigt und ich muss schlucken.

„S...sobald ich mei...ne Augen schließe, sehe ich sein Gesicht. Es geht einfach nicht aus meinem Kopf, e...gal wie sehr ich es versuche. Es klappt einfach nicht. Dieses Gesicht und diese Stimme kann ich einfach nicht vergessen. Beides ist so fest in meinem Kopf und ich bekomme es einfach nicht raus."

Das reicht mir, ich kann das Video nicht weiter ansehen. Während Laurin all das erzählt hat, hat er schrecklich geweint und war total verängstigt. So viel zu der Frage, ob er mich erkennen wird, wenn ich da rein gehe. Das wird er auf jeden Fall. Er kann mein Gesicht nicht vergessen. Was werde ich in ihm auslösen, wenn ich da gleich reingehe? Ich habe keine Ahnung. Aber ich muss da rein, denn ich habe mich schon die ganze Zeit davor gedrückt. Wenn ich da jetzt reingehe, dann will ich auf jeden Fall versuchen, mit ihm zu reden. Ich muss ihm sagen, dass mir alles leidtut und dass ich keine Gefahr mehr für ihn bin. Hoffentlich hört er mir überhaupt zu.

Vor seiner Tür bleibe ich stehen und mir dreht sich absolut der Magen um, wenn ich daran denke, dass ich ihm gleich gegenüberstehen werde.

Noch ein letztes Mal atme ich tief durch, bevor ich anklopfe und dann nach einem kurzen Moment das Zimmer betrete. Zuerst beachtet er mich nicht, weshalb ich ihn ganz vorsichtig anspreche.

„Hallo Laurin." Meine Worte zeigen sofort Wirkung und zwar genau die, die ich erwartet, aber nicht gehofft habe. Sein Kopf schnellt nach oben und er reißt seine Augen geschockt auf.

„A...A...Ai...den? Nein! W...wie...?" Er presst sich sofort in die Ecke zwischen Wand und dem Kopfende seines Bettes, während er furchtbar anfängt zu weinen und sein Körper bebt unaufhörlich. Laurin kauert sich wie ein Embryo in die Ecke und vergräbt sein Gesicht zwischen Wand und seinen Armen.

„B...bi...bitte t...tu m...mir ni...chts. I...ch flehe... d...dich a...an. B...bitte n...nicht!"

„Laurin, bitte beruhige dich. Ich tu dir nichts, dass schwöre ich. Dir passiert nichts. Ich wi..." Ich breche ab, da er plötzlich hyperventiliert. Scheiße, er hat eine heftige Panikattacke. Und ich kann nichts tun, um ihn zu beruhigen. Dafür müsste ich ihn anfassen und ihm Medizin geben. Aber wenn ich ihm jetzt noch zu nahekomme, mache ich alles nur noch schlimmer.

Deshalb tue ich das einzig Richtige in dieser Situation und verlasse das Zimmer. Draußen rufe ich sofort auf einer anderen Station eine Kollegin an und erkläre ihr, dass der Patient eine Panikattacke hat, weil er mich nicht kennt und das sie kommen muss, um ihn zu beruhigen.

Es dauert auch nicht lange, bis sie da ist und sich um Laurin kümmert....





Türchen Nummer 8.❤

Aiden arbeitet in der Klinik in welcher Laurin Patient ist?😳😳😳😥 wie klein kann die Welt bitte sein?😳 Laurin ist auch 15 Jahre nach der schrecklichen Zeit im Gefängnis noch immer ein nervliches Wrack 😔😔 seine Psyche ist völlig kaputt und er leidet auch 15 Jahre später immer noch Qualen 😔😔

Als Aiden dann zu ihm ins Zimmer kam, löste das bei Laurin eine furchtbare Panikattacke aus 😥 war aber eigentlich klar🤔 jetzt will ich natürlich wissen, was ihr denkt wie es weitergeht?😏😈 morgen gibt es die Antwort 😏 bis dann 😅

Menschen ändern sich...?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt