Kapitel 3 - Wolfsjunge

534 30 14
                                    

Heute hatte ich von Katheryne eine Mission in Wolfenlauf bekommen. Es war ein angenehmer Sommermorgen und ich hatte den ganzen Tag Zeit. Ich sollte ein Hilichurl Lager zerstören, eine meiner leichtesten Aufgaben. Ich streckte mich kurz und gähnte.

Nach 10 Minuten stand ich vor dem Wald. Ich hab noch immer nichts über ihn herausgefunden. Vielleicht finde ich ihn ja hier wieder. Gut gelaunt ging betrat ich den Wald.
Die Vögel zwitscherten und ein Schmetterling flog neben mir her. Die Sonne schien durch die Blätter der Bäume auf mich herab. Der sanfte Wind ließ meine Haare etwas herumwirbeln. So eine schöne Atmosphäre.

Doch plötzlich traf mich ein Pfeil. Direkt in meinen Oberarm. Ich schaute in die Richtung aus der er kam und sah einen Hilichurl. Erneut zielte er, doch bevor mich der nächste Pfeil traf, wich ich aus. Den ersten Pfeil zog ich aus meinem Arm und warf ihn ins Gebüsch hinter mir. Blut floss aus meiner Wunde. Mist, der war ganz schön tief drinne.

Ich konzentrierte meine Eismagie auf einen Punkt über dem kleinen Mistvieh und ließ sie dann los. Ein Eiskristall bohrte sich in seine Schulter. Nach ein paar weiteren Kristallen war er erledigt.

Ich wollte mich grade weiter nach weiteren dieser Viecher umsehen, da wurde ich erneut angegriffen. Zwei Pfeile und ein Pyro Schleim. Den Pfeilen konnte ich aus weichen, aber der Schleim.. er traf mich an meinem Bauch und explodierte. Meine Kleidung ging kaputt und mal wieder trug ich kleine Verbrennungen davon. Ich lief los und erledigte einen Hilichurl mit Armbrust.

Von hinten traf mich ein weiterer Pyro Schleim. Schmerzvoll biss ich meine Zähne zusammen und rannte auf den Mitachurl zu. Er schwang seine riesige Axt, auch ich holte aus. Ich spürte einen Schmerz in meinem rechten Bein und knickte etwas ein. Ich hatte keine Chance mehr und die Axt traf mich. Zu meinem Glück war es nur die Rückseite gewesen. Trotzdem flog ich heftig gegen eine Felskante. Dabei ließ ich mein Schwert los und es landete irgendwo außerhalb meines Blickfeldes. Scheiße. Meine Konzentration war hinüber und ich konnte keinen Funken Magie mehr anwenden.

Genervt atmete ich aus und lehnte mich gegen den Felsen. An meiner Schläfe lief mir eine warme Flüssigkeit runter. Höchstwahrscheinlich Blut. Mein Körper schmerzte. Das konnte doch nicht war sein, ich wurde tatsächlich von ein paar blöden Hilichurlen erledigt.

Am schlimmsten waren die Pyro Schleime. Wegen meines göttlichen Auges aus Eis war ich besonders anfällig für Pyro und Elektro angriffe. Deswegen war ich auch daran gewöhnt mit Diluc zu kämpfen, er hatte mich immer beschützt.

Bei bestem Willen kann ich mich jetzt aber nicht geschlagen geben! Das geht doch nicht. Ich versuchte aufzustehen und die Rückseite der Axt traf mich erneut. Mit voller Wucht prallte ich gegen den nächsten Felsen. Schmerzerfüllt schrie ich auf. Naja, so weit man das schreien nennen könnte. Es hörte sich eher an wie ein krächzen.

Plötzlich hörte ich das aufheulen eines Wolfes. Es hörte sich jedenfalls fast so an wie das eines Wolfes, nur menschlicher. Der Mitachurl holte aus und kurz bevor er mich mit der Axt traf, wurde er angesprungen und war von lila Elektro Magie umhüllt. Ich sah einen jungen mit langen grauen Haaren. Ist das er? Hat er mich wieder gerettet?

Ein lächeln schlich sich auf meine Lippen. Der Mitachurl fiel zu Boden. Auch die anderen Hilichurle waren innerhalb kürzester Zeit erledigt. Was eine Kraft.

Erneut mobilisierte ich alle meine restlichen Kräfte und stand auf. Ich versuchte auf ihn zu zugehen, jedoch hielten meine Beine mich nicht. Zum Glück fing er mich grade so auf. „Danke, Razor." murmelte ich und lächelte ihn an. Er brummte kurz „Du besser aufpassen. Lass mich deinen Wunden helfen.".

Dann hob er mich auf seine Arme und ging los. Mir tat alles weh und ich war froh gerettet worden zu sein. Er blieb an einer Art Arena stehen und setzte mich vorsichtig auf einem Baumstamm ab. Als er wiederkam, hatte er Minze, Wolfshaken und einige mir unbekannte Kräuter gesammelt.

„Wofür ist das?" fragte ich neugierig und er schaute von seiner Arbeit, alles zusammen zu mischen, auf. „Medizin. Ich kann nicht heilen, aber Medizin kann.", sein Blick war dabei wie der eines kleinen Hundes. Das fand ich voll knuffig.

Während er still vor sich hin arbeitete, nutze ich die Gelegenheit und musterte ihn ganz genau. Seine langen grauen Haare waren etwas zottig und teils von einer Kapuze bedeckt. Er war relativ muskulös und an seinen Armen waren viele Narben und Verletzungen. Im Gesicht, auf seiner Wange hatte er auch eine Narbe. Sein Gesichtsausdruck war konzentriert, dennoch sanft. Seine Augen leuchteten in einem schönen rot.

„Fertig." teilte er mir mit und schaute mich an „Das wird weh tun, aber hilft.". Ich nickte und er begann das Zeug auf meine Wunden zu schmieren. Trotz seiner übermäßigen Vorsicht, tat es wirklich weh und ich zischte jedes mal auf. Auf Grund seiner mitfühlenden Reaktion, auf meine Schmerzen, versuchte ich es zu ignorieren und Biss mir auf die Hand.

Irgendwann schmeckte ich Blut und schaute auf meine Hand. Ups. Das war wohl zu doll. Razor hielt kurz inne und atmete tief ein, dann machte er fertig. Er schaute dann zu mir hoch „Mach das nicht." und nahm meine Hand. Das Blut wischte er vorsichtig weg und leckte plötzlich drüber.

Überrascht quiekte ich auf und wurde rot. Das war eine unerwartete Geste. „W-warum hast du das gemacht??" fragte ich, noch immer überrascht. Er legte seinen Kopf schief „Tut mir leid, ist normal für mich.", sein Blick wurde bedrückt. Oh gott, wie knuffig er doch war. Einerseits war er groß und stark, andererseits sah er auch so knuffig aus. Wie ein Welpe. Könnte ich ihn nicht einfach adoptieren?

„Alles gut. Ich war nur sehr überrascht. Aber mal was anderes, wo wohnst du eigentlich?", er schient kurz zu überlegen „Nirgendwo, überall, hier.". Besser gesagt lebt er im Wald, wie ein Wolf. Er erinnerte mich auch etwas an einen Wolf.

Das klingt jetzt vielleicht weit hergeholt, aber vielleicht ist er ja bei Wölfen aufgewachsen. Vielleicht konnte er deswegen nicht so gut sprechen, weil er noch nie wirklich mit jemandem Gesprochen hatte. Ich könnte mir das nicht vorstellen, viel zu einsam.

„Bist du manchmal einsam?" fragte ich also direkt. Er schaute ihn den Himmel. Es dämmerte bereits und die Wolken färbten sich pink/orange. Auch Sterne waren schon ganz, ganz leicht zu sehen. Es kam keine Antwort von ihm. Vielleicht mochte er das Thema nicht so. „Ja, manchmal.", sagte er nach einer gefühlten Ewigkeit. In mir breitete sich ein Gefühl von Mitleid aus. Einsamkeit war eines der schlimmsten, wenn nicht sogar das schlimmste, Gefühle.

„Razor?" fragte ich, „Hmm?" machte er und schaute mich erwartungsvoll an. „Kannst du mir beim Trainieren helfen? Ich möchte stärker werden, die Monster werden es schließlich auch. Ich kann nicht darauf vertrauen immer gerettet zu werden. Wenn du magst, dann bringe ich dir auch das sprechen richtig bei und dann bist du nicht mehr so einsam!", ich brauchte nicht lange auf eine Antwort zu warten: „Gerne." sagte er. Dann schauten wir beide hoch zu den Sternen, der Wolfsjunge und ich.

Starry skys (Razor x reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt