i don't wanna get lost ☼

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TW: Drogenkonsum

-♡-

"Fühlst du das? Ich finde das so krass, wie doll man hier die heiße Quelle merkt!"

Seine Augen leuchten mich an und lassen die Nervosität, die mich durch seine Hand an meinem nackten Becken eben noch durchflutet hat, fast komplett vergessen.

Es sind die einfachsten, kleinsten Dinge, die ihn so faszinieren und das fasziniert wiederum mich.

Ich unterdrücke meine Gefühle seit einer Ewigkeit und wenn ich sie zulasse, sind sie negativ. Wie sehr ich mir wünsche, wie er einfach mit offenen Augen und Herzem durch die Welt gehen zu können, die schönen Dinge im Leben mich bis in jede Pore erfüllen zu lassen und ab und an einfach bloß zu sein.

Ob ich das wohl auch könnte, wenn ich nur ein wenig länger bei ihm bin?

Seufzend lässt er den Kopf in den Nacken fallen, schließt die Augen und breitet die Arme aus, bevor er sich mit sanftem Lächeln auf den Lippen einfach etwas im Wasser treiben lässt. Einen Moment lang beobachte ich ihn dabei, will mich gerade dazu überwinden, es auch zu versuchen, in der Hoffnung, wenn auch nur für ein paar Minuten, an absolut nichts denken zu müssen, als er plötzlich auf eine recht spitze Steinkante zutreibt.

Sofort rudere ich zu ihm herüber, lege ihm reflexartig die Hand an den Kopf und ziehe ihn vorsichtig in meine Richtung. Er gibt ein leises "Huch..." von sich, öffnet blinzelt die Augen und sieht mich erschrocken an. "T-Tschuldigung, ich wollte dich nicht-, also... Ich hatte nur Angst, du tust dir weh..." murmle ich und schaue auf die Felskante über ihm. "Oh... gut aufgepasst, Sunny. Danke!"

Als ich aufgrund des Spitznamens etwas irritiert schaue, legt er mir die Hand auf den Oberarm. "Sorry, ich muss irgendwie immer an die Sonne denken, wenn ich dich ansehe. Du hast den gleichen Effekt wie sie. Warm, hell und löst Serotonin aus." Verlegen beginne ich mich mit roten Wangen zu räuspern.

Und liebe es zeitgleich, dass er sogar das richtige Glückshormon genannt hat, welches wirklich durch Sonne verstärkt produziert wird.

Ja, vielleicht habe ich darüber vor ein paar Wochen in einer dieser gruselig wirkenden Zeitschriften aus dem Wartezimmer gelesen. Und obwohl ich keines der Hormone in letzter Zeit wirklich gespürt hatte, fand ich es so interessant, dass ich erst gemerkt habe, dass ich bereits drei mal aufgerufen wurde, als die Sprechstundenhilfe plötzlich neben mir stand.

Glückshormone sind etwas so vielfältiges und ich hätte nie gedacht, dass sie viel mehr auslösen, als bloß ein hübsches Lächeln.

"Tut mir Leid, ich wollte nicht, dass dir das unangenehm ist." flüstert er und greift unter Wasser nach meiner Hand, um sie kurz zu drücken. "Nein ich... bin es bloß nicht gewohnt, dass mich jemand mit etwas so... Schönem vergleicht." gebe ich zu.

"Kann ich nicht verstehen, alles womit ich dich vergleichen würde, ist schön und macht glücklich."

Unfähig, ihm nach diesem Satz ins Gesicht zu sehen, zucke ich erst nervös mit dem Blick über die Wasseroberfläche, entscheide mich kurz darauf, einfach unterzutauchen. Gedämpft kann ich ihn lachen hören, merke dann trotz meiner geschlossenen Augen durch die seichten Wellen, dass er ebenfalls den Kopf unter Wasser steckt. Ich brauche 2 Sekunden bis ich mich traue, die Augen zu öffnen, blicke direkt in seine, die durch das Blau des Wasser noch viel interessanter aussehen als sowieso schon.

Er stößt sich an der Wand hinter sich ab, legt seine Hände um meine Unterarme und dreht mich durch den Schwung einmal um meine eigene Achse, kommt mir dabei so nah, dass ich erschrocken einatme und schlagartig auftauche, um das inhalierte Wasser wieder aus meinen Lungen zu husten. Da er mich noch immer festhält, ziehe ich ihn dabei mit hoch und höre ihn leise "I'm so sorry, Love, ich hab nicht nachgedacht..." flüstern, während er mir sanft auf den Rücken klopft.

ready to run ☼ || L.S. [shortstory]Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora