18

59 5 0
                                    

Skys POV

Gerade als ich mich Matteo völlig hingeben will, wird auf einmal die Tür aufgerissen. Erschrocken halten wir beide in der Bewegung inne. Mum steht im Türrahmen und wird knallrot vor Wut. „Kein Wunder, dass du so lange brauchst.", sagt sie in einem so verachtendem Tonfall, dass ich erst einmal tief durchatmen muss. Klar, in meinem Bett befindet sich ein Junge, der mich gerade geküsst hat, aber zumindest sind wir beide noch angezogen. Und ich bin ja auch wirklich kein Kind mehr. Da ich noch nie einen Jungen nach Hause gebracht habe, kann ich schlecht einschätzen wie Mum reagieren wird, aber ich glaube nicht, dass sie das stört. Im Endeffekt soll küssen ja laut unzähliger Frauenmagazine viele Kalorien verbrennen. Bei dem Gedanken muss ich sogar kurz schmunzeln. Das ist ein großer Fehler gewesen. Sofort sehe ich, wie bei Mum die Geduld nun komplett vorbei ist. Wie eine Irre kommt sie auf das Bett zu und reißt Matteo förmlich weg: „wie kannst du es nur wagen, dieses Haus auch nur zu betreten. Du dreckiger Heuchler solltest dir lieber mal einen Job suchen." Matteo reißt sich natürlich sofort los, er ist schließlich einen Kopf größer als Mum. Sein ganzer Körper ist angespannt und auch ich kann es kaum fassen, was meine eigene Mutter zu dem Menschen gesagt hat, der mir so ans Herz gewachsen ist. Sofort stehe auch ich auf und verteidige Matteo: „wie kannst du es nur wagen darüber zu entscheiden, wen ich nach Hause bringe oder nicht. Außerdem hat Matteo bereits einen Job und ist 10.000mal anständiger als dein ach so toller Mann es je sein wird.". Matteo schaut mich verblüfft aber auch dankbar an, aber ich bin gerade viel zu wütend um mich darüber zu freuen. Mum kommt auf mich zu und Bevor ich mich versehen kann, hat sie auch schon fest ausgeholt und mich, dieses Mal sogar mit der geballten Hand, in mein Gesicht geschlagen. Schmerzerfüllt ziehe ich mein Gesicht zusammen und fange sofort an zu weinen. Matteo reißt mum von mir weg, aber das kriege ich schon gar nicht mehr richtig mit, weil mir schwarz vor Augen wird. Als ich wieder besser fokussieren kann, sehe ich wie Mum aus dem Zimmer stürmt. Matteo will ihr offensichtlich am liebsten hinter her rennen, aber als er sieht wie schlecht es mir geht, Schließt er nur meine Zimmertür. Er flucht und ich sehe ihm an, wie schwer diese ganze Situation für ihn ist. Klar, mein Gesicht tut scheiße weh, aber ich bin schließlich schon an Mums Gewalt gewohnt. Ich weine stumm weiter, während Matteo wie ein verrückter durch mein Zimmer tigert. „Warum rufen wir nicht einfach die Polizei?", fragt er mich und sieht dabei wirklich hoffnungsvoll aus. Ich seufze: „die Polizei kann nichts machen. Meine Eltern finanzieren sie komplett und der beste Freund meines Vaters ist der Chef da. Nie im Leben würden die auch nur drüber nachdenken, meine Eltern anzuklagen." frustriert tritt Mattto gegen meinen Schrank, entschuldigt sich aber sofort danach wieder. Traurig stelle ich fest, dass er gar nicht mit der Situation klar kommt. Ich meine, was habe ich erwartet? Habe ich wirklich gedacht, dass es jemals jemanden geben wird, der damit klar kommt, wie kaputt ich bin. Diese Realisation tut gerade so unglaublich weh. Zu wissen, dass ich Matteo mehr Leid als Freude zufüge, bricht mir das Herz. Am liebsten hätte ich diese Seite von mir vor ihm heim gehalten, aber das ist unmöglich. Auch wenn Matteo im selben Raum wie ich steht, habe ich das Gefühl, ihn jetzt schon verloren zu haben. Ich weine unaufhörlich weiter. Wie in Trance krame ich den größten Pulli aus meinem Schrank und lege mich schluchzend in mein Bett. Matteo kommt sofort zu mir und will mich trösten, aber ich kann seine Berührungen gerade nicht ertragen. Ich will ihn nicht auch kaputt machen. „Sky, kann ich irgendetwas für dich tun?", fragt Matteo verzweifelt. Ich schüttle nur mit dem Kopf. Wortlos deckt Matteo mich zu. „Ich wäre jetzt gerne alleine", sage ich obwohl das gar nicht stimmt. Im Gegenteil, ich fühle mich sicher bei Matteo und habe Angst, was passieren wird, wenn er geht. Aber diesen Egoismus hat Matteo nicht verdient. Matteos Blick verdunkelt sich: „Ich lasse dich nicht mit dieser Geisteskranen Frau alleine." ich schluchze laut auf. Gott, warum macht er es mir auch so schwer. Warum kann er nicht einfach das Arschloch sein, für das alle ihn halten. „Darf ich mich zu dir legen? Ich will dich gerade einfach halten". Ich schüttle schon wieder mit dem Kopf und sehe wie sehr es Matteo kränkt, dass ich ihn so von mir stoße. Ich entscheide mich dazu ihm die Wahrheit zu sagen, nicht das er denkt, ich will ihn auf einmal nicht mehr. „Es ist einfach so, ich merke doch, wie sehr dich das kaputt macht und ich möchte dich da nicht reinziehen. Ich bin einfach zu verkorkst um geliebt werden zu können.", sage ich unter vielen Schluchzern und Tränen. Ich sage es so leise und zittrig, dass ich mir gar nicht sicher bin, ob Matteo mich überhaupt verstanden hat. Matteo schüttelt sofort vehement den Kopf. Er hat mich also doch verstanden. „Sky, bitte schwör mir, dass du nie wieder so einen Schrott von dir gibst. Es tut mir leid, wenn ich dir das Gefühl gegeben habe, du würdest mich irgendwie überfordern. Klar, ich bin so unfassbar wütend auf deine Mutter, aber das hat doch nichts mit dir zu tun. Du bist nicht verkorkst oder weniger liebenswert wegen ihr." Bei seinen Worten muss ich nur noch mehr weinen. Sofort legt Matteo sich zu mir und nimmt mich ganz fest in den Arm. Keine Ahnung wie lange wir einfach so liegen, aber es fühlt sich gut an. Ich weine noch sehr sehr lange, doch Matteo bleibt weiterhin ruhig. Er hält mich einfach und sagt immer wieder beruhigende Floskeln.
Irgendwann entscheide ich mich dazu, das es Zeit ist, mich wieder aufzuraffen. Also stehe ich auf. Matteo schaut mich fragend an, woraufhin ich nur mit einem „genug Selbstmitleid für heute" antworte, was Matteo zum Lachen bringt. Er umarmt mich noch einmal von hinten und gibt mir einen Kuss auf meinen Scheitel. Wie süß. Trotzdem schwirrt dieser Gedanke, dass ich nur Ballast für Matteo bin, weiter in meinem Kopf herum. Ich mache mich ein wenig zurecht und frage Matteo dann, ob er immer noch mit mir joggen will. Er stimmt zu. Zum Glück hat mum mittags eh eine Konferenz und kann uns nicht nochmal stören. Wir joggen schweigend durch den Wald. Matteo kommentiert nur ab und an wie gut meine Ausdauer ist. Ich hingegen muss ab und an trotz der Umstände schmunzeln, wenn Matteo die Puste ausgeht und er alle 20m stehen bleiben muss. Nach gut einer Stunde reicht es mir und ich Erlöse Matteo. Zusammen setzen wir uns auf eine Parkbank, wo wir beide schweratmend und total verschwitzt neben einander sitzen. „Gott, du machst mich echt fertig", hechelt Matteo. Ich muss lachen: „wie gesagt, du hättest auch einfach akzeptieren können, dass ich schneller bin als du." Matteo lacht auf: „niemals".
Nach einer kurzen Weile, kündige ich an jetzt wieder nach Hause zu gehen. Sofort schaut Matteo mich skeptisch an: „mir wäre es lieber, wenn du heute bei mir schläfst. Idealerweise auch die nächsten 2 Jahre bis du 18 und endlich frei von dieser Hexe bist." Ich lächle: „das ist lieb von Dir, aber ich muss Schulsachen machen und Pauline wollte ich auch noch besuchen." Matteo sieht enttäuscht aus, sagt jedoch nichts. Ich überlege fieberhaft, wie wir uns jetzt verabschieden, aber er nimmt mir diese Frage ab, indem er mich noch einmal so sanft küsst, dass ich fast dahin schmelze.

Bad at love Onde histórias criam vida. Descubra agora