5. Kapitel

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Nach einer viel zu kurzen Nacht wurde ich schon früh am Morgen von meiner Zofe Mirabella sanft geweckt. "Miss? Ihr Vater wünscht, dass sie aufstehen..." Murrend rollte ich mich auf den Bauch und warf das zartrosa Kissen nach ihr, dem sie gerade so kichernd ausweichen konnte. Schnell bückte sie sich nach dem rosanen Kissen und legte es sanft wieder auf das große Bett. "Ich werde euch ein Bad einlassen My Lady!" Sie knickste eilig und verschwand dann im angrenzenden Waschraum. Ich hob müde meinen Kopf und folgte ihr mit meinem Blick. Langsam rollte ich mich wieder zurück auf meinen Bauch und wischte mir den Schlaf aus den Augen. Ächzend setzte ich mich in meinem Bett auf und entdeckte ein monsterartiges Wesen im gegenüberliegenden Spiegel. Tiefe Augenringe zierten mein Gesicht und man hätte mich gegen eine weiße Wand stellen können ohne einen Unterschied zu erkennen. Auch meine Haare sahen eher aus, wie ein Urwald und hatten nichts mehr von dem Glanz des gestrigen Abends. Ich grinste mich kurz selber an und robbte dann zum Bettrand und schwang meine Beine darüber, um sie auf den Boden abzusetzen. Stöhnend erhob ich mich und spürte sofort einen stechenden Schmerz in meinem Kopf. "Verdammter Alkohol" murmelte ich beim Erheben vom Bett, um dann ganz undamenhaft in den angrenzenden Waschraum zu schlurfen. Dort stand schon eine große blecherne Badewanne, aus der heißer Dampf stieg. Schnell ließ ich mir aus meinem leichten Nachthemd helfen und glitt dann mit einem Seufzen in das angenehm warme Wasser. Ich schloss beruhigt meine Augen und ließ mich die Wannenwand hinuntergleiten bis nur noch meine Augen und meine Nase hinausschaute. So entspannte ich eine Weile, bis plötzlich die Tür aufgerissen wurde und eine perfekt aussehende Ann im Türrahmen stand. "Iphi! Was trödelst du hier so herum?" Sie hatte ihre Arme in die Hüfte gestützt und schaute mich auffordernd an. Ich blickte sie nur resigniert an und antwortete gähnend "Mich entspannen?" ich blinzelte sie nochmals müde an und wartete auf ihre Schimpftirade, welche auch sofort kam. "Was fällt dir denn ein? Einfach zu gähnen und noch nicht einmal dir deine Hand vor zu halten. Du benimmst dich wie eine Bauerstochter! " Sie funkelte mich weiterhin wütend an. "Nun beeile dich! Vater wartet im Salon auf uns." Ann gab Mirabella ein Zeichen, dass sie sich um meine Haare kümmern sollte und stürmte dann mit aufgerafftem Rock aus meinem Waschraum. Sobald sie draußen war spürte ich die flinken Finger meiner Zofe, die meine Kopfhaut mit Lavendelöl massierte. Doch viel zu schnell merkte ich, wie sie ihr Tun unterbrach und langsam meine langen Haare auswusch. Ich genoss noch kurz das wärmende Wasser, musste aber dann doch aus der Wanne steigen, als Mirabella mir ein großes weißes Leinentuch hinhielt. Ich stieg tropfnass aus der Blechwanne und ließ mich sofort mehrfach in das große Tuch einwickeln. So eingewickelt tapste ich wieder in mein Schlafzimmer zurück und ließ mich vor meinem Schminktisch nieder. Während ich auf einem Stuhl vor dem großen Spiegel saß, kümmerte sich Mirabella um meine nassen Haare. Ich spürte zuerst wie sie vorsichtig meine Haare durchkämmte und diese, nachdem sie knotenfrei waren, dann noch etwas zu trocknen versuchte, bevor sie meine Haare zu einem französischen Zopf flocht. Schließlich wickelte Mirabella mich wieder aus dem Tuch und legte es beiseite. Zeitgleich zog ich mir Unterwäsche und ein lockeres Korsett an, welches Mirabella anschließend geschickt schnürte. Danach folgte ein weißer Unterrock, welcher mit zart blauen Rosen geschmückt war und ein einfaches blaues Tageskleid. Hinter mir sah ich Mirabella bei meinem Anblick lächeln und stand auf, um meiner Schwester in den Frühstücksraum zu folgen.Ich hatte mich eigentlich schon auf ein entspanntes Frühstück gefreut und mir gedanklich schon die warmen Roggenbrötchen auf der Zunge zergehen lassen, doch als ich hinunter trat musste ich mit Bedauern feststellen, dass wir Besuch hatten und das schon so früh am Morgen. Ich blieb einen Moment im Türbogen stehen und beobachtete meinen Vater und seinen jüngeren Gast, wie sie der zarten Stimme meiner Schwester lauschten. Denn Ann saß an unserem Spinett, spielte eine angenehm sanfte Melodie und sang dazu. Als sie kurz vor dem Ende war trat ich endlich in den Raum ein und machte mich durch ein leises Hüsteln bemerkbar. Sofort drehten sich mein Vater und sein Gast zu mir um und ich sank in einen leichten Knicks. Meine Schwester spielte noch schnell die letzten Takte und hörte dann auch auf. Ich spürte den neugierigen Blick des Gastes auf mir und ging schnell zu meinem Vater, dem ich einen Kuss auf die Wange hauchte. Dann blickte ich ihn fragend an. "Guten Morgen, Vater. Ihr wolltet mich sprechen?" Mein Vater drückte mich freudig an sich und lächelte mich liebevoll an. Dieses Lächeln hatte ich in letzter Zeit immer seltener gesehen, da ich keinen Mann zu ihm brachte, doch heute wirkte er wie ausgewechselt und strahlte mi förmlich entgegen. Innerlich seufzend ließ ich das Gedrücke meines Vaters über mich ergehen und richtete mein Kleid nach der liebevollen Attacke meines Vaters. Dann grinste er mich an und stellte mir endlich den jungen Herr vor. "Darf ich dir, meiner lieben Tochter, den Duke of Bentley vorstellen?" Daraufhin nahm er meine Hand und reichte sie dem Duke. Dieser lächelte mich freundlich an und verbeugte sich dann elegant, um mir einen langen Kuss auf den Handrücken zu hauchen. Ich blickte ihn leicht verwirrt an und schaute mich Hilfe suchend nach meiner Schwester um. Diese grinste mich aber nur frech an und blieb auf dem Schemel vor dem Spinett sitzen. Als der Duke sich dann endlich von meiner Hand löste, hob er nur langsam seinen Blick, der sich tief in meinen bohrte. Sein Blick wanderte von meinen grünen Augen, über mein schlankes Kinn hinunter zu meinem Ausschnitt, dem er ein wenig mehr Aufmerksamkeit zollte, als meinen anderen Körperflächen. Ein leises Hüsteln von mir ließ ihn schelmisch aufgucken bevor er mir wieder ein eigentlich sympathisches Lächeln schenkte. Leicht verwirrt betrachtete ich ihn nun genauer. Seine ganze Haltung hatte etwas Graziles aber dennoch junges. Er stand aufrecht und hatte seine Brust durchgedrückt. Die engen Hosen betonten seine muskulösen Beine und auch der Oberkörper ließ nichts zu wünschen übrig. Durch sein weißes Hemd sah man den leichten Muskelabdruck und auch seine Arme wiesen Kraft auf. Im Grunde war er recht attraktiv. Sein Haar war unter einer dunkelbrauen Stützperücke verborgen und was an anderen alt und unschön aussah, sah bei ihm passend und edel aus. Zwar schien er aufgrund seiner dunklen Augen streng und reif, doch diese Strenge wurde sofort durch das herzliche Lächeln fortgewischt. Schließlich musste ich das Lächeln einfach erwidern und war gespannt, was nun passieren würde. Der Duke nahm etwas Abstand von mir und schaute nun meinen Vater an, der das Wort ergriff. "Der verehrte Duke ist der Sohn meiner Cousine und der nächste Erbe dieses Hauses, da meine Familie keine weiteren männlichen Erben vorbringen konnte. Er kommt im Moment aus dem fernen Osten meine Liebe, dort hatte er einen wichtigen Handel abzuschließen und da er auch für unser Haus Ware hatte, wird er den nächsten Monat unser Gast sein und sich sein zukünftiges Heim anschauen." Darauf lächelte er mich nur zufrieden an und ich bekam zu hundert Prozent das Gefühl, dass hinter dem Besuch noch mehr steckte. Doch durch den Handel wurde ich sofort wieder abgelenkt und ein Strahlen machte sich in meinen Augen breit. "Oh Herr, doch etwa nicht?" Als mein Vater nur lächelnd nickte, jauchzte ich vor Glück auf. "Wo ist sie?" Der Duke lachte mich warm an. "Sie ist im Stall, Lady Iphigénie.." Bevor er auch nur ein Wort mehr sprechen konnte, stürmte ich aus dem Salon und hechte die Treppe hinunter. Dabei nahm ich immer zwei Stufen auf einmal und alle Bedienstete, denen ich begegnete schauten mir belustigt hinter her. Ich passierte den Hof unseres Anwesens und rannte so schnell wie möglich zum Stall. Dort angekommen schaute ich mich suchend nach unserem Stallmeister um, der nur grinsend zum Ende des Stalles zeigte. Eilig legte ich den restlichen Weg zurück und schnappte mir unterwegs noch einen kleinen Haferbeutel und ein Halfter.Als ich dann endlich vor der hölzernen Box des Tieres stand, war ich kurz von ihrer Schönheit geblendet. Das arabische Vollblut stand vor mir in ihrer vollen Blüte. Das ebenholzfarbene Fell glänzte und die Mähne umschmiegte den schlanken Hals des Tieres. Vorsichtig öffnete ich das Gatter zur Box und trat in die frisch eingestreute Box. Die neugierigen Augen der Stute musterten mich und als ich ihr vorsichtig meine Hand hinhielt, schnupperte sie zaghaft daran. Ich strich zärtlich über ihre Nüstern und hielt ihr dann den kleinen Sack voller Hafer hin, in dem sie sofort ihren Kopf vergrub. Ich stand schon eine Weile bei ihr als ich plötzlich hinter mir Stiefel hörte. Langsam, um mein Vollblut nicht zu erschrecken, drehte ich mich um und sah den Duke mit Reitanzug und Gerte auf mich zu laufen. Fragend blickte ich ihn an. "Wollt Ihr ausreiten?" Der Duke lächelte mich wissend an. "Ich habe mir nur gedacht, dass Ihr bestimmt Euer neues Tier ausprobieren wollt und wenn Ihr erlaubt, würde ich Euch begleiten." Mit strahlenden Augen blickte ich zu dem Duke auf, "Liebend gerne! Wartet hier, ich muss nur kurz mein Kleidung wechseln." Entschuldigend blickte ich ihn an und eilte zurück in mein Zimmer, wo ich mir schnell aus meinem Kleid helfen ließ und mir ein schlichtes braunes Reitkleid anlegen ließ. Nachdem ich mir lederne Stiefel übergestriffen hatte, eilte ich noch kurz in den Salon und gab meinem Vater einen Kuss auf die Wange. "Danke Vater, herzlichen Dank" Dann eilte ich wieder die Treppen hinunter und zurück in den Stall, wo mittlerweile meine Stute und ein stattlicher Hengst gesattelt worden waren. Ich lief zu der Stute und streichelte sie kurz, bevor ich die Arbeit des Stallknechts überprüfte und sachte den Gurt des Sattels nach zog. Während ich mich um meine Stute kümmerte, spürte ich die ganze Zeit die Blicke des Dukes auf mir. Als ich fertig war, nahm ich die Zügel in die Hand und blickte den Duke herausfordernd an. "Wollt Ihr mich weiter betrachten oder können wir nun ausreiten?" Dieser grinste nur und nahm selber die Zügel seines Hengstes auf, um ihn auf den Hof zu führen. Dort stieg er auf während ich mich mit Hilfe des Stallmeisters in den Sattel schwang. Zusammen ritten der Duke und ich auf unseren Pferden über den Hof und verließen ihn gemächlich. Eng ritten die beiden Tiere aus dem Hoftor, da gleichzeitig mit uns eine Kutsche passierte. Verwirrt blickte ich zur Kutsche und verlangsamte den Schritt meines Tieres. Die prächtige Kutsche hielt an und ich sah gerade noch so einen verwirrt, fast schon enttäuschend drein blickenden Prinzen aussteigen. Er blickte mir hinterher und durchbohrte meinen Begleiter mit nicht allzu freundlichen Blicken, bevor wir um die Ecke bogen und auf den Wald zu ritten.
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^^ ich hoffe euch gefällt es und ich würde mich über Kommentare freuen :)

Die feine LadyTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang