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Einige Tage vergingen... Beide hatten nicht mehr über den Vorfall, der sich am ersten Morgen ereignete, gesprochen. Sie kamen gut miteinander aus. Sie arbeitete meist den ganzen Tag. Abends kochten sie dann gemeinsam und tauschten sich beim essen viel über ihre Interessen aus. Meist redete sie, da ihm anfangs nicht wirklich bewusst war wofür er sich jemals interessiert hatte, was sich aber während ihren gemeinsamen Gesprächen schnell herausstellte. Sie hatten viel gemeinsam.

Sie störte sich nicht an seiner Anwesenheit, auch wenn er bereits länger blieb als gedacht. Sie mochte den Gedanken daran, dass sie nicht alleine in ihrem Haus war.

Er musste noch oft über den Mann nachdenken, was ihn davon abhielt sich ihr richtig öffnen zu können. Was wiederum gut war, da er nicht wollte, dass sie wusste wer er wirklich war, was er selbst nicht mal wusste...

Steve Rogers also...
Das war der Name des Mannes, der vor ihm gestanden und im gesagt hatte, dass er nicht gegen ihn kämpfen würde, weil er sein Freund wäre...
Er hatte auf Rogers eingeschlagen und dieser hatte sich nicht gewehrt, bis er selbst nicht mehr zuschlagen konnte...
Er hatte in Rogers demoliertes Gesicht gesehen und innegehalten. Das Bild war erneut vor seinen Augen aufgeblitzt und er hatte seinen Metallarm nicht erneut in dieses Gesicht drücken können.

Er legte die Zweitschlüssel des Hauses auf die Küchentheke. Er hatte sie in der Schale neben der Haustür gefunden, in der ziemlich viel verschiedenes Zeug lag, sie hatte es wohl nicht so mit Ordentlichkeit. Wenn er wach war, hatte er dort ein kleines, bescheidenes Zimmer, das immer aufgeräumt sein musste.
Er hörte das Schloss klacken und er drehte sich alarmiert um.
Sie betrat das Haus mit dem Blick auf eine Zeitung gerichtet, die sie in der Hand hatte. Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss und sie warf die Zeitung auf die Theke neben die Schlüssel.

"Wo warst du denn?"

Fragte sie verblüfft, deutete auf die Schlüssel und goss sich nebenbei ein glas Wasser ein.
Er hatte sich bereits auf einen Hocker an der Theke gesetzt und tippte unruhig auf das Holz.

"Im Museum.."

Versuchte er ruhig zu sagen, was ihm auch halbwegs gelang. Er hatte währenddessen auf die Theke geschaut, blinzelte jetzt jedoch zu ihr herüber.

Sie, die gerade einen Zug aus ihrem Glas nahm, verschluckte sich, da sie diese Neuigkeit als etwas merkwürdig erachtete. Immerhin hat sie ihn vor wenigen Tagen in einem leicht verwirrten Zustand aufgenommen, da er auf keinen fall ins Krankenhaus wollte und heute ist er einfach so in die Öffentlichkeit spaziert mit nichts weiter als einer Cap und einer Kaputzenjacke?

"Im Museum? Wie bist du denn da..."

Sie hielt inne bevor sie fragen konnte, wie er denn durch den Metalldetektor gekommen war und stellte lieber eine andere Frage.

"In welchem denn?"

Fragte sie etwas ungläubig.

"Ich war im Smithsonian..."

Sie wollte gerade fragen was er denn dort getrieben hatte, als sie sah, dass er seinen Blick wieder auf die Theke zu seinen Händen senkte. Also hielt sie inne, nachdem sie bereits Luft geholt hatte, um die erwünschte Frage zu stellen.
Er sah niedergeschlagen aus.
Wenn sie es sich recht überlegte, wollte sie die Absichten seines Besuches im Museum garnicht wissen. Sie wechselte das Thema und nutzte die bereits eingesogene Luft, um eine andere Frage zustellen.

"Wie gehts deinem Arm?"

Er wusste ihren Themenwechsel zu schätzen.

"Gut...denk ich...ich kann ihn nutzen ohne schwerwiegende Einschränkungen..."

Ihm schwirrte zuviel im Kopf rum, als dass er sich auf seinen Arm konzentriert hatte. Immerhin hatte er heute auf eine Tafel geblickt, auf der Sein Leben niedergeschrieben wurde.

James Buchanan Barnes war sein vermeintlicher Name. So stand es jedenfalls auf der Tafel im Smithsonian. Auch wenn Fotografien von ihm an den Wänden mit Informationen hingen, sah er sich nicht als dieser Barnes.
Es war ER auf den Fotos, ohne Frage, doch Barnes war ein ehrenhafter Mann. Er war Soldat, zog freiwillig in den Krieg, überlebte eine Gefangenschaft in der Opposition und starb, als er seinem besten Freund in einen entscheidenden Kampf folgte. Er war aufrichtig, treu.
Das konnte er nicht von sich behaupten. Er hatte zahllose Menschen getötet und es war ihm egal, da er für diese Zeit nicht 'schlafen' musste. Er hatte auch jetzt keine Gewissensbisse, was seine Taten anbelangt, nur wusste er, dass er so nicht weitermachen könne. Er steckte lediglich in einer Identitätskrise.
Da er sich im Moment weder mit Barnes, noch mit dem skrupellosen Winter Soldier , wie Die ihn genannt hatten, verbunden fühlte, beschloss er, sich vorerst davon abzulenken, dass er deutlich mehr mit dem Winter Soldier gemeinsam hatte als mit James Barnes.

Sie war eine gute Ablenkung, dachte er und lächelte leicht...

Blick hinter die dunkle Seite  (Winter Soldier ff)Where stories live. Discover now