Kapitel 6-Veränderungen sind nicht schlecht

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Aufgeregt schmeiße ich die nötigsten Klamotten in meine Sporttasche und packe auch noch ein paar Dinge ein, ohne die ich nicht kann.

Noch vor ein paar Minuten habe ich die Welt nicht mehr verstanden und jetzt? Jetzt kann ich nicht glücklicher sein! Wegen meinem ´Freund'. Bei diesem Gedanken erlischt mein Dauergrinsen wieder sofort und ein wenig Angst macht sich in mir breit.

Ist er überhaupt mein Freund? Wir haben uns zwar eben geküsst und alles. Aber das muss zu der heutigen Zeit ja nichts heißen! Was ist, wenn er gar nicht mein Freund sein will und mich einfach nur so aus Spaß geküsst hat? Aber würde er mich dann mit zu sich nehmen und sich so um mich kümmern? Und sieht er mich immer noch als Brian´s kleine Schwester, um die er sich sorgt und mich deshalb mit zu sich nimmt?

Ach scheiße! Das kann doch nicht wahr sein!

Aber was mache ich mich jetzt so verrückt? Gleich bin ich ganz alleine mit ihm und da wird sich wohl ein Moment finden, wo ich das mit ihm klären kann! Genau. Das nehme ich mir vor.

Mit meiner vollen Tasche in der Hand tapse ich die Treppe runter und weiß grade nicht, was ich fühlen soll. Meine Gefühle können sich nicht einig sein und das macht mich noch verwirrter, als ich ohnehin schon bin.

Im Wohnzimmer werde ich von einem verzweifelten Brian und einen mitfühlenden Gale begrüßt. Brian sitzt mit den Händen vorm Gesicht aufm Sofa und schüttelt immer wieder leicht den Kopf, während Gale mit verschränkten Armen vor der Brust vor ihm steht und einfach auf ihn herunter guckt.

Das kann ich mir nicht mit ansehen. Mein Bruder soll glücklich sein und nicht am Boden wegen mir.

Achtlos lasse ich meine Tasche in der Tür fallen und gehe leise auf meinen Bruder zu. Auch wenn er mich geschlagen hat, kann ich nicht sauer auf ihn sein. Ich muss ihn beruhigen, damit er sich nicht selbst fertig macht.

Noch immer so leise wie möglich setze ich mich neben meinen großen Bruder und lege ihm eine Hand auf die Schulter. „Alles ist gut Bri. Ich weiß doch, dass du das nicht so gemeint hast und vor allem nicht wolltest. Und ich bin jetzt auch nicht sauer auf dich, oder traurig. Ich liebe dich und das werde ich auch immer, egal was du machst. Also mach dich jetzt bitte nicht selbst fertig.“

Keine Chance. Mein Bruder guckt immer noch nicht auf. „Vic.. Ich…“

„Hör jetzt auf damit. Wir müssen das beide jetzt erstmal realisieren. Und deshalb gehe ich mit zu Gale.“

Jetzt habe ich es geschafft. Doch anders als erwartet. Fassungslos guckt er mich an und macht den Mund auf. Aber kein Geräusch kommt raus. Dafür guckt er jetzt auch seinen besten Freund an.

Dann hat Gale es ihm anscheinend noch nicht gesagt…

„Wollt ihr mich heute eigentlich verarschen? Erst finde ich euch knutschend auf dem Sofa vor und jetzt nimmst du sie mir auch noch ganz weg Gale?“

„Man Brian. Ich habe nicht vor, sie dir irgendwann mal wegzunehmen. Aber du musst doch selber sehen, dass es kein Sinn machen würde, wenn ich euch hier alleine lasse. Außerdem was ist so schlimm daran? Ich nehme sie mit zu mir, na und?“

Ehrlich jetzt Gale? Glaubst du, dein Grinsen macht die Situation besser? Das provoziert ihn doch nur! Und das scheint er wirklich.

Brian steht auf und geht zu Gale, um ihm einen Schlag auf den Hinterkopf zu verpassen. Aber das war´s auch schon. „Mach was du nicht lassen kannst“, sagt er noch und geht dann nach oben.

Keine Ahnung was ich jetzt davon schon wieder halten soll. Doch Gale scheint ganz glücklich zu sein, denn er grinst von einem Ohr zum anderen. „Hat doch alles super geklappt!“

„Ja genau. Und ich bin die Frau vom Weihnachtsmann!“

„Stimmt aber nicht. Du bist meine Frau“, entscheidet er, kommt auf mich zu und küsst mich.

Oh mein Gott. Wie soll man da noch klar denken können?!

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„Hier. Geh schon mal hoch und schließ die Tür auf. Ich parke noch schnell den Wagen.“

„Jap!“ Gale gibt mir den Wohnungsschlüssel und ich steige aus.

Ich war schon öfters bei ihm in seiner Wohnung, aber diesmal ist es ja irgendwie anders. Heute bin ich nicht als die kleine Schwester Victoria hier, sondern als Victoria, die junge Frau. Und diese neue Art gefällt mir echt gut muss ich sagen.

Leichtfüßig überwinde ich die Stufen nach oben und stecke den Schlüssel ins richtige Schlüsselloch. Alles mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht. Ich freue mich einfach unglaublich hier jetzt bei und mit ihm zu sein. In den letzten Stunden hat sich in meinem Leben einfach so unglaublich viel getan, was ich niemals geglaubt habe. Bislang habe ich gedacht, dass mir nichts fehlt. Doch anscheinend habe ich mich da einmal getäuscht. Mir hat es nämlich gewaltig an Gale gefehlt!

Liebe muss seinWhere stories live. Discover now