»Wir müssen trotzdem etwas tun

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»Wir müssen trotzdem etwas tun.« Es hörte sich nach Liam's nerviger Stimme an, aber ich sah nicht hin. Ich wollte gar nicht Teil dieser Versammlung sein, aber einige Jungs standen vor der Tür und versperrten meinen einzigen Ausweg. Deshalb betrachtete ich die Wand.
»Weiß irgendwer, was das für Geräusche waren? Also in der letzten Nacht?«
Ablehnendes Gemurmel war zu vernehmen.
»Ich glaube, es kam von hinter der Mauer.«
Meine Augen fokussierten ein Astloch in der Holzwand, wodurch ich nach draußen sehen konnte. Es war im fünften Brett von oben.
»Wir brauchen erst jemanden, der uns führen kann bevor wir anfangen zu erkunden, was da draußen ist.«
»Was ist, wenn es dort einen Ausweg gibt?«
»Was ist, wenn dort der Tod auf uns lauert?« Ich hörte Newt tief einatmen, bevor er weitersprach. »Wenn wir auf dieser Lichtung bleiben, würden wir erstmal nichts riskieren. Wir haben in dieser komischen Box Müsliriegel gefunden, es gibt Wasser aus dem Wasserhahn und es ist nicht verdammt kalt oder verdammt warm. Wenn wir es nur ein bisschen intelligent anstellen, kommen wir damit hin bis -« Er konnte nicht zuende reden, weil ihn ein Piepen rüde unterbrach. Es war nicht so schlimm, wie der Alarm, der gestern alle fünfzehn Minuten aufgetaucht war, aber es klang verflixt ähnlich.

Die Jungs an der Tür waren teilweise die letzten, die den Raum verließen. Sie weigerten sich dem Geräusch zu nähern, bis irgendwelche anderen Jungs sie rausgezogen hatten.
Ich war eine der ersten draußen. Wenn sich schon die Gelegenheit eröffnet den stickigen Raum, gefüllt mit fast 50 Jungs zu verlassen, dann bin ich die erste, die geht.
Das Piepen kam von dem Käfig, in dem jeder gestern hier angekommen waren. Er öffnete sich sogar bereits, als ich draußen ankam.
Ich war sehr erstaunt, als mir plötzlich eine Kuh in die Augen sah. Und damit meinte ich keinen der Jungs, sondern eine wahrhaftige Kuh wurde in diesem Käfig hochgefahren. Wenigsten fuhr diese Box jetzt höher als gestern, denn eine Kuh daraus zu wuchten wäre sehr schwer gewesen. Wortwörtlich.
Neben der Kuh war noch ein kleinerer Käfig mit vier weißen Hühnern und einen Hahn.
»Guckt Mal Leute! Eure Verwandtschaft ist angekommen!« Ich zeigte auf die Kuh.
Die Kuh muhte in dem Moment, bevor irgendwer was dazu sagen konnte.
Ich grinste.
»Weiß irgendwer warum wir jetzt eine Kuh und ein paar Hühner haben?«
»Vielleicht, damit das Mädchen jemanden hat, der mit ihr über diese schlechten Witze gackert.« Der asiatische Junge zeigte auf mich und die Tiere.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich hätte dann wohl mehr Gesellschaft als dein großes Ego.«
Newt stellte sich zwischen mich und den Jungen. »Hört verdammt nochmal auf!« Er rieb mit seinen Fingern über seine Stirn, wobei er die Augen zusammengekniffen hatte. »Könntet ihr einmal ernst an eine Situation rangehen? Ich habe jetzt schon das Bedürfnis einen von euch gegen eine Wand zu schlagen.«
»Newt hat Recht. Ihr müsst euch mal zusammenreißen.« Alby stellte sich neben den honigblonden Jungen. Dann sprach er lauter: »Wir bleiben erstmal auf dieser Lichtung. Niemand geht durch diese Tore.« Er atmete einmal tief durch. »Wer kümmert sich um diese Tiere?«
»Ich mach das!«, meldete sich in der Menge ein Junge freiwillig.

Es gab noch ein paar Jungs, die sich ebenfalls bereit erklärten sich um die Tiere zu kümmern. Das war auch gut, denn an dem Tag kamen noch einige Kühe, Hühner und sogar Ziegen.
Ich saß wieder an einen Baum gelehnt und sah den anderen zu.
Einige liefen ziellos über das grüne Gras, andere versuchten die Ziegen an einem Ort zu versammeln, wieder andere zählten die ganzen Müsliriegel. Irgendwer fand es wichtig, dass wir die Riegel rationierten.
Zwei Jungs waren gerade dabei, zwei weitere Kühe aus der Metallbox zu führen, als neben mir etwas knackte.
Ich drehte meinen Kopf und seufzte. »Kann ich nicht einmal meine Ruhe haben?«
»Ich schätze nicht.« Newt setzte sich mit etwas Abstand neben mich. »Hör mal, du musst dich echt mal zusammenreißen. Mir wurde gesagt, dass du heute morgen mit Xander zusammengeknallt bist. Mit einer Tür. Und du bist schon mindestens zweimal mit Minho aneinander geraten.«
Minho, so hieß der Typ also.
Jetzt seufzte Newt. »Ich will dir ja nicht verbieten zu sein, wer du bist, aber wenn es hier andauernd Streit gibt, wird das hier nie was. Denk mal drüber nach.« Er stand wieder auf und ging zu den Müsliriegel-Zählern.
Schön, dass er mit mir redet und nicht mit den anderen, dachte ich etwas wütend. Immerhin bin ich hier das einzige Mädchen umgeben von Teenie-Jungs. Ich habe das Recht, mich gegen sie zu wehren.

Es verging eine Woche voller Chaos. Also in meinen Augen war es Chaos. Irgendeiner der Jungs lobte immer, wie gut wie doch waren.
Inzwischen hatten sich ein paar Aufgabengruppen gebildet. Es gab irgendwie fünf oder sechs Jungs, die sich zur Aufgabe gemacht haben, neue Sachen zu bauen. Dank ihnen gab es jetzt einen Hühnerstall und eine weitere Aufgabengruppe - Sanitäter. Liam und ein anderer Junge durften mehrfach die Bauarbeiter verarzten.
Siggy, ein großer dunkelhäutiger Junge, hatte sich bereit erklärt für uns alle zu kochen. Gemüse wurde uns teilweise durch die Metallbox gebracht, allerdings bekamen wir auch Samen und Gartengeräte, mit denen einige Jungs versuchten ein Feld zu errichten, allerdings endete es häufig mit einer Schlammschlacht, weil irgendwer irgendwem Dreck über den Kopf kippte.
Ich hielt mich meistens zurück. Zwischendurch wollte ein Junge mit mir reden, aber als ich beim dritten Mal einfach gegangen war, ließ er mich auch in Ruhe.
Immer wenn ich zu den riesigen Mauern sah, spürte ich so eine Last auf mir. Ich fühlte mich irgendwie dafür verantwortlich. Jedesmal sagte ich mir, dass es vermutlich nur so sei, weil ich die erste hier war.
Ich saß bei dem kleinen Teich im Wald. Mein Schlafsack lag immer noch hier, obwohl mir mehrfach angeboten wurde, eins der Zimmer in der Hütte zu kriegen. im Wald war ich allein und allein musste ich mit keinem der Idioten auskommen. Allein konnte ich einfach ich selbst sein.
Ein lautes Klingeln ertönte. Eine Kuhglocke. Das bedeutete, dass jemand damit spielte oder es gab eine Versammlung. Theoretisch hätte ich gesagt, dass die Versammlung wahrscheinlicher war, aber das war hier wirklich eine Fifty-Fifty-Chance.
Ich stand auf und schlenderte aus dem Wald. Sollte wirklich nur jemand damit spielen, brauchte ich mich ja nicht beeilen. Sollte es eine Versammlung sein, brauchten sie mindestens zehn Minuten, um alle anwesend zu sein.
Der Junge, der die Kuhglocke läutete, war einer der wenigen, bei denen ich mir den Namen merken konnte. Es war Xander und er trug immer noch seinen Arm in einer Schlaufe. Er hatte irgendwie eine Prellung, von der Türklinke.
Immer mehr Jungs drängten sich in die windschiefe Hütte. Anscheinend war es also doch eine Versammlung.
Bevor ich durch die Tür in die stickige Hütte ging, holte ich nochmal tief Luft.

Es drehte sich wieder um die Anführer-Frage. Ich wurde gar nicht mehr vorgeschlagen. (Vielleicht waren die anderen von mir genauso angepisst wie ich von ihnen.)
Mit erstaunlich wenig Diskussion konnten wir schließlich Alby und Newt zu den neuen Anführern küren. Gleichzeitig einigten wir uns auf ein paar offizielle Berufe und darauf, ein Fenster in diesen Raum einzubauen.
Alby forderte außerdem die schnellsten von uns dazu auf, hinter den Toren zu erkunden.
Niemand hatte groß die Gelegenheit gehabt, innerhalb dieser Woche zu rennen. Wir hatten auch nicht die Chance zu zeigen wie schnell wir waren. Ich könnte mich auch eigentlich gar nicht daran erinnern, je gerannt zu sein, aber ich wusste, ich muss mit.
Es meldeten sich einige, unter anderem auch Minho und Newt.
Alby zählte insgesamt neun Leute.
»Warum willst du denn durch die Tore?«, fragte Liam spöttisch.
Ich zuckte mit den Schultern. »Irgendwie muss ich ja herausfinden, wie ich die ganzen Nervensägen hier los kriege.«

The First One - Maze Runner StoryWhere stories live. Discover now