9. Geschwisterliebe

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Als das Taxi an dem vorgegebenen Parkplatz hielt sah ich Felix schon wie er mit seinem Rucksack dastand und auf sein Handy sah. Mit einem Seufzen ließ ich das Fenster runter und rief ihm zu.

"Felix? Kommst du?", fragte ich laut genug, dass er mich hören konnte.

Sofort sah er auf und begann zu lächeln. Eilig steckte er sein Telefon weg und ging auf das Taxi zu. Ich rutschte nur auf die andere Seite, so dass er einsteigen konnte. Als die Tür zu war umarmten wir uns erstmal fest. Ich hatte ihn vermisst.

"Jetzt zu der angegebenen Adresse?", fragte der Taxifahrer nach hinten.
"Genau, und danke nochmal für den Umweg." Ich nickte ihm zu und sah dann wieder zu Felix. "Mach das nie wieder. Okay? Ich glaube wenn Mom und Dad das erfahren, dann werden sie ausrasten."
"Ich weiß... Nur ich hab es echt nicht mehr ausgehalten... Vor allem heute morgen. Du weißt gar nicht wie schlimm es ist neben Anne das Zimmer zu haben. Man hört Dinge, die man von seiner Schwester wirklich nicht hören will." Felix verzog das Gesicht.

Ich begann zu lachen. Ich wusste sofort von was er sprach. Zugegeben, ich war auch nicht unbedingt scharf darauf zu hören, wenn meine Schwester mit jemandem schlief. Für Felix musste es gerade also wirklich unerträglich sein.

"Also, hast du mit Julien gesprochen wie lange du bleibst?"
"Vier Tage, wenn das auch für dich okay ist?", fragte er etwas besorgt.
"Klar, nur du musst damit leben, dass ich gewisse Dinge für die Uni und so weiter zu tun habe."
"Damit hab ich schon gerechnet. Keine Sorge. Wie läuft es mit deinem Tanzunterricht?"
"Oh, ziemlich gut. Bis auf, das zwei meiner Schülerinnen rausgefunden haben, dass ich mit Ju zusammen bin. Das war wirklich unangenehm." Ich rümpfte die Nase. "Vor allem haben sie es nur anhand meiner Kette, die ich hängen hab lassen an Ju's Schreibtisch festgestellt. Kannst du dir das vorstellen? Völlig verrückt."
"Naja, wenn man dich genau kennt, und deine Sachen, dann könnte man schon drauf kommen. Oder nicht?" Felix legte seinen Kopf schief.

Ich zuckte nur mit den Schultern. Bisnwir Zuhause waren redeten wir noch eine Weile darüber. Sobald das Taxi stand zahlte ich, während Felix schon ausstieg. Als wir nach oben in die Wohnung traten kam Julien uns direkt entgegen. Kurz begrüßte er Felix und zog mich anschließend in eine Umarmung.
Ich war in den Moment einfach nur froh Zuhause zu sein.

"Also, erzähl. Wie war die Reise, Felix?" Julien zog mich mit sich in den Wohnraum.

Ich hörte ab dem Zeitpunkt einfach nur mit halbem Ohr zu und ging direkt weiter in die Küche. Ju hatte zwar schon Getränke auf den Wohnzimmertisch gestellt, allerdings brauchte ich heute Abend Wein. Mit dem entsprechenden Glas und der Flasche ging ich zum Sofa zurück und setzte mich neben Ju an den Rand.
Felix erzählte mittlerweile die Story mit Anne. Ju konnte kaum mehr aufhören zu lachen.

"Yah, jetzt Mal was anderes." Ich nahm einen Schluck von meinem Glas.
"Jaaaa?" Felix sah mich unschuldig an.
"Willst du Mom und Dad sagen das du hier bist?" Ich schnitt eine Grimasse.
"Eher nicht. Mom wird sich dann nur wieder Sorgen machen." Sofort wurde er verlegen.
"Okay. Dann werde ich auch nichts sagen, aber nur wenn du mir versprichst, dass das so nicht mehr vorkommen wird!" Ich grinste schief.
"Versprochen!" Sofort nickte Felix los.
"Von mir erfahren sie auch nichts." Ju grinste nur.

Amüsiert sah ich zu ihm, dann trank ich weiter. Ich war froh, dass ich wenigstens so ein gutes Verhältnis zu Felix hatte, dass er sich auch an Versprechen hielt. Selbst mit Anne kam ich nach ihrer Diagnose besser klar. Sicher, niemand hatte damit gerechnet, dass ihr Verhalten auch einen Krankheitshintergrund hatte, aber Anne war einfach viel zu schwierig gewesen ohne die richtige Behandlung.
Die Zeit verging bis ich schließlich immer wieder einnickte. Ich schob die Schuld auch dem Wein zu, allerdings auch dem anstrengenden Tag des Drehs.
Als es Ju schließlich reichte schnappte er mich und trug mich ins Bad.

"Völlisch unnötisch...", murmelte ich verpeilt als ich vor dem Spiegel stand und verschlafen die Zähne putzte.
"Schatz, du bist fertig für heute. Felix wird auch ohne dich klarkommen." Er küsste mich auf die Wange. "Baby."

Dafür stieß ich ihn in die Seite. Er lachte nur. Momente später verschwand er wieder und überließ mich meinem müden Schicksal.
Verpeilt machte ich mich also fertig und tapste schließlich wieder aus dem Raum, rief ein "gute Nacht" durch die Wohnung und stolperte ins Schlafzimmer. Irgendwie zog ich mich noch um, dann kippte ich auf das Bett und war weg. Wahrscheinlich der Alkohol.

Am nächsten Tag war ich mir sogar extrem sicher, dass ich den Wein nicht vertragen hatte. Völlig hektisch befreite ich mich aus Julien's Umarmung und hechtete zur Toilette.

"Hey, bei dir alles okay?" Ju stand etwas verschlafen wenige Minuten später neben mir.
"Zu viel Wein gestern...", murmelte ich nur und stand benebelt auf. "Besser ich mach sowas nicht mehr."
"Ich muss wohl in Zukunft besser auf dich aufpassen", meinte Ju leise und half mir auf. "Ich glaube du bleibst auch erst nochmal eine Weile im Bett."
"Mhm. Putz mir nur schnell die Zähne... Bis gleich."

Ju nickte leicht, gab mir einen Kuss auf die Wange und ging dann. Kurz schüttelte ich meinen Kopf. Wie dumm war ich eigentlich gewesen. Felix wollte weg von Anne's Partys und ich machte hier gleich so weiter. Einfach nur dumm von mir.

904 Wörter

Hello meine liebsten Kekse 🤍
Ich weiß gar nicht wie viele überhaupt noch weiterlesen wollen, jedoch habe ich ein bisschen Zeit gehabt und weiter geschrieben. Ich hoffe euch gefällt das Kapitel. Lasst mir gerne Rückmeldung da. Ich freue mich darauf.
Bleibt gesund!
xoxo eure Luna 🤍

18. December 2023

Stay With Me | Julien BamWhere stories live. Discover now