Kapitel 2

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Ich wollte ihn anschreien, warum er mir das antat, warum er hier war. Ich wollte ihm mit größter Verachtung sagen dass er ein nichts für mich war und ihn höchstpersönlich gewaltsam aus dem Kaffee entfernen. Ich begann unwillkürlich zu zittern und konnte gerade so meine Tränen zurückhalten. Denn gleichzeitig fragte ich mich wie er einfach so ohne auch nur einen Funken Unbehagen hier stehen konnte. Auch wenn ich gefühlte Stunden erstarrt war waren es in Wirklichkeit nur Sekunden. Ich war so wütend, ich wollte mich umdrehen und sein Grinsen mit einem schlagfertigen Spruch ersticken. Ich brauchte nicht einmal hinzusehen um zu wissen dass er in diesem Moment triumphal Grinste. Mit mehr Schwung als ich eigentlich wollte stopfte ich den Behälter für den Kaffeesatz zurück in die Maschine. Langsam sah ich auf, ich konnte sein Gesicht hinter mir, in der Spiegelleiste hinter der Kaffeemaschine erkennen. Mit einem künstlichen Lächeln drehte ich mich langsam zu ihm um. Doch meine Schlagfertigkeit schien verschwunden, denn alles was ich mich sagen hörte war " Willkommen in Isa's Kaffee was darf es denn sein?"  Sein ohnehin schon süffisantes Grinsen wurde augenblicklich breiter. Seine geraden weißen Zähne mit den etwas längeren und irgendwie spitz geformten Eckzähnen erinnerten an einen schlechten Film-Vampir und doch gaben sie ihm gleichzeitig etwas gefährliches. Seine grünbraunen Augen funkelten mich an, ich glaubte so etwas wie Belustigung in ihnen Lesen zu können. Seine mittelbraunen Haare standen wie meistens wild in alle Richtungen vom Kopf. Gott ich schwöre hätte mich vor einer Stunde noch Jemand nach Marcus gefragt hätte ich gesagt ich Interessiere mich nicht mehr für ihn. Und jetzt stand er hier, vor mir und auch wenn ich es niemals zugeben würde, hoffte ich noch immer dass das alles nur ein böser Traum gewesen war. Jetzt war mir auch klar dass Chris mich vorhin vermutlich vorwarnen wollte. "Ich hätte gerne ein großes Stück Torte und einen Cappuccino." Ungläubig Starrte ich ihn weiterhin an. Hatte er gerade ernsthaft nur einen Cappuccino bestellt um mich die eben erledigte Arbeit nochmal machen zu lassen? Ich straffte meinen Rücken und schnappte mir einen Teller aus dem Regal. Sein gewünschtes Kuchenstück klatschte ich etwas zu wütend auf den Teller, so dass es jetzt eher einem Häufchen Elend gleich sah. " Woho Milena sei doch bitte nicht so Aggressiv, ich glaube ich kann für mein Geld angemessenen Service erwarten." Wortlos schnaubend drehte ich mich zur Kaffeemaschine um seinen bestellten Kaffee zuzubereiten. Während er bereits an einem der Tischchen saß und seinen Klumpen Kuchen aß, machte ich mich daran den Kaffee zu servieren. Mit einem gezwungenen "Bitteschön, der Herr, ich hoffe ihr Kuchen schmeckt" stellte ich sein bestelltes Getränk auf den Tisch. Er wollte höflichen Service er bekam höflichen Service, aber er brauchte nicht zu erwarten dass ich mehr als nötig mit ihm sprach. Oder zugab ihn näher zu kennen. Innerlich ärgerte ich mich über das plötzliche verschwinden meiner Schlagfertigkeit. Was war das nur für ein Tag? Es waren doch nur noch 20 Minuten bis Feierabend, dann wäre Wochenende gewesen. Mir kam eine Idee, es würde sowieso niemand mehr kommen und der Kuchen war nun auch fast vollständig Verkauft. Also betätigte ich die Kaffeemaschine erneut. Während diese surrte öffnete ich heimlich und leise die Schnapsvitrine des Hauses. Da stand er der gute Korn, ich versuchte möglichst leise einen großen Schluck davon in meinen noch schwarzen Kaffee zu kippen. Dem Korn folgte die Milch die noch im Cappuccino-Behälter übrig war. Fertig Kaffee mit viel Schuss. Die Flasche Korn versteckte ich schnell unter dem Tresen bevor sie jemand sah. Erst jetzt bemerkte ich dass meine Mühen der Heimlichkeit vergebens waren, denn ich erntete einen etwas verwirrten und entsetzten Blick. Ich zog provokant eine Augenbraue nach oben und Trank demonstrativ einen großen Schluck von meinem Gebräu. " So so soviel zum Thema Alkohol und Suchtverhalten". Kam direkt ein schnippisches Kommentar. "Ich wüsste nicht was dich das angehen sollte", kam die sehr kreative Antwort meinerseits. Irgendwann war diese bizarre Szenerie endlich vorbei und es war Zeit nachhause zu gehen. Mein Handy zeigte mir zwölf Nachrichten an, ich hatte allerdings keine Lust sie zu Lesen. Endlich zuhause angekommen wollte ich nichts anderes als unter die Dusche zu springen. Ich betrachtete mich in meinem großen Badezimmerspiegel. Ausgerechnet heute musste Marcus auftauchen wenn ich so aussah? Meine dunkel kupferroten Haare waren zu einem hohen Pferdeschwanz zusammengebunden um zu kaschieren dass sie nicht gewaschen waren. Die Spitzen sahen spröde aus und fielen mir bis unter die Brust. Meine Schminke um meine dunkelbraunen Augen war über den Tag leicht zerlaufen und ließ mich jetzt irgendwie müde Aussehen. Auf meinem schwarzen Tanktop war ein Sahnefleck genau auf meiner linken Brust. Ich begann damit mich abzuschminken um später nichts von meiner Schminke ins Auge zu bekommen. Ich begann bei meinen großen mandelförmigen Augen über die feine Nase, die vollen Lippen und die hohen Wangenknochen bis alles sauber war. Dann begann ich mich auszuziehen. Und abermals betrachtete ich mich im Spiegel ich mochte meine Brüste nicht, sie waren groß, zwar nicht übermäßig aber irgendwie trotzdem meistens Lästig. Aber eigentlich war dies eines der wenigen Dinge die mir egal waren. Mein Blick glitt weiter über meinen Körper zu meiner schmalen Tallie und meinen leider nur beinahe flachen Bauch. Oh wie hartnäckig diese zwei Zentimeter Speck doch waren, aber was waren schon zwei Zentimeter. Mit einem letzten Blick auf meinen runden Hintern und die langen schlanken Beine beschloss ich dass ich  gut war so wie es war. Zumindest für heute. Und stieg unter die Dusche in freudiger Erwartung des heißen Wassers. Jedoch wurde mein schaumiges Duscherlebniss unsanft unterbrochen von meinem Klingelnden Handy.

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⏰ Last updated: Nov 27, 2021 ⏰

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