Türchen 20

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Kapitel 7

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Kapitel 7

Veronica

Sie wusste wirklich nicht, was sie hier sollte. Obwohl Veronica sich gerne auf dem Campus aufhielt war sie nicht gerade der sozialste Mensch und sie vermied es, sich an irgendetwas zu beteiligen. Cliquen, Gruppenbildung, beliebt sein und unbeliebt sein, das alles kannte sie und sie war nach der Highschool zu dem Schluss gekommen, dass es immer dumm war, Menschen zu vertrauen. Zudem hatte sie ihre eigenen Probleme.

Na ja, eigentlich nur ein Problem und das hieß Hitch und dieser begann ihr langsam aber sicher richtig auf die Nerven zu gehen.

„Ich will nur, dass du mit mir hingehst, ich denke wirklich, dass es dir da gefällt."

„Eine LGBTQ- Versammlung? Ich denke nicht, dass ich da hingehöre", sagte V und obwohl sie es natürlich toll fand, dass gerade dieser Personenkreis sich selbst eine Stimme gegeben hatte und damit etwas mehr Toleranz verschafft hatte, empfand sie sich ihnen ganz und gar nicht zugehörig. Und sich in anderer Leute Angelegenheiten einzumischen, war einfach nicht ihr Stil.

„Du bist Bi", erinnerte Luna und zog sie weiter an der Hand hinter sich her, aber V zuckte wieder mit den Schultern.

„Ich stehe schon mehr auf mehr Männer bin nur in Sachen Sex etwas experimentierfreudiger. Aber da geht es um Sex, Luna. Nichts Gefühl mäßiges oder so. Bei solchen Gruppierungen stöhnst man in der Regel nur an. Ich hab nicht mal eine Ahnung wofür das LGBTQ überhaupt steht und bin mir sicher, dass ich mich da ziemlich schnell ziemlich unbeliebt mache."

„Auf ihrer Internetseite steht, dass jeder willkommen ist", erwiderte Luna und V schnaufte. Natürlich würden gerade Gruppierungen, die sich für Toleranz einsetzten, niemanden ausschließen, aber V bezweifelte stark, dass sie dennoch das Recht hatten, da aufzutauchen.

„Was willst du da eigentlich? Ich denke nicht, dass du da rein passt. Du bist so hetero wie man sein kann, und zwar im doppelten sinne. Wenn du dir da Unterstützung erhoffst, wird du enttäuschst werden, Luna. Die Leute haben genug eigene Probleme, wir sollten sie in Ruhe lassen und dann...."

„AAAAAAAAH!", unterbrach ein spitzer, heftiger Schrei, Veronika so effektiv, dass sie das Gesicht verzog und sich an die Ohren fasste, um zu sehen, ob die bereits bluteten. Und plötzlich war da eine große, schlanke Frau vor ihr und starrte V an, als wäre sie Leonardo DiCarprio. Ob dieses fiepsen in ihren Ohren, je wieder verschwinden würde?

„DU BIST VERONIKA!", kreischte die Frau und mit ein bisschen blinzeln erkannte Veronika sie als eine andere Kunststudentin, die ihr mal in einem Kurs begegnet war. Damals, als sie die Kurse noch besuchte. Da V bereits eine eigene Kunstkarriere hatte und ihr Durchbruch schon lange vollzogen war, begegnete sie ihrem Studium eher stiefmütterlich. Sie war schließlich jetzt in aller Munde und sie hatte vor ihre aktuelle Bekanntheit so gut zu nutzen, wie es ihr möglich war. Es konnte alles nämlich immer schnell vorbei sein und wenn es so weit war, hatte sie vor, genug Geld zu besitzen, um weiterhin unabhängig bleiben zu können. Dann würde sie ernsthaft studieren oder das tun, worauf auch immer sie Lust hatte.

„Danke ich kenne meinen Namen", gab V gewohnt bissig von sich und versuchte der Frau aus dem Weg zu gehen.

„Oh mein Gott! Ihr wollt du unserer Versammlung, stimmts? Ist das deine Freundin? Gott, du bist echt hübsch! Ich habe immer gewusst, dass du eine von uns bist", zwinkerte das Mädchen V zu und griff nach Lunas Hand, die ebenfalls etwas verwirrt aussah.

„EINE Freundin", versuchte Luna das Missverständnis aufzuklären und fügte dann dennoch schnell dazu.

„Wir sind hertero. Beide", ergänzte V um die Fronten abzuklären und nun sah das Mädchen verwirrt aus.

„Ich ficke aber ab und zu auch mal eine Frau", gab V trocken von sich und Luna stieß ihr mit einem Ellenbogen in die Seite.

„Das ist respektlos!", tadelte ihre Freundin sie und der Meinung schien das Mädchen auch, denn sie nickte zustimmend. Und weil V dennoch nur mit den Schultern zuckte, weil es ihr wirklich egal war, übernahm Luna den sozialen Part.

„Entschuldige. Ja, wir wollten zur LGBTQ Versammlung. Ich wollte mich gerne engagieren, weil ich ebenfalls vor ein paar Tagen ein eher unschönes Erlebnis hatte. Ich bin Luna und führe eine Beziehung mit zwei Männern", meinte sie und V prustete wieder.

„Toll, schreib es am besten in deinen Lebenslauf. Komisch, dass die Leute, die Leuten ständig sagen, dass sie nicht über ihre sexuelle Orientierung oder ihre Kleidung oder sonst etwas definiert werden wollen, sich dann hinstellen und sich selbst darüber so sehr definieren müssen. Können wir und nicht einfach mit Namen vorstellen und den Rest Privatsache sein lassen? Jeden das seine. Keine Verurteilungen, keine ..." Luna hielte ihr demonstrativ die Hand vor den Mund und sah sie böse an.

„V! Was soll der Scheiß? Gerade du solltest dich in diese Leute hineinfühlen können!"

„Ich will mich gerade in absolut niemanden herein fühlen! Warum machst du das hier nicht einfach allein und ich verpiss mich zu meiner Leinwand?"

„Entschuldige sie bitte. Sie hat gerade Liebeskummer und ist deswegen auf einem Selbstzerstörungstrip, der sie dazu bringt absolut unausstehlich zu sein!" entschuldigte Luna sich und dann lächelte das Mädchen wieder und nickte dann verstehend.

„Kein Problem, sie hat ja nicht ganz unrecht. Ein bisschen komplexer ist es allerdings schon. Ich bin übrigens Abby und bei uns ist jeder willkommen, auch die, die nicht wissen wie nötig sie es haben." sagte sie mit einen Blick auf V „Ich freue mich, dass ihr hier seid, auch wenn es nicht schön ist, was euch passiert zu sein scheint. Kommt einfach mit rein und dann musst du mir unbedingt erklären, wie es dazu kam, dass du an gleich zwei Männern dein Herz verloren hast! Veronika kann sich dann zu den anderen setzen, die gerade etwas schmollen. Gebrochene Herzen haben wir auch einige", meinte das Mädchen und deutete auf einen Eingang eines Raumes, den die Universität ihnen zur Verfügung gestellt zu haben scheint.

Da V scheinbar eh keine andere Wahl hatte, gab sie sich geschlagen und stiefelte übelgelaunt in den Raum wo sie feststellte, dass hier alle komplett normal zu sein schienen und die Einzige, die man wieder vollkommen aus dem Rahmen kippte, nur sie selbst zu sein scheint. Toll. Genau das hatte sie gebraucht.

Take it deep, Babygirl - Adventskalender 2021 (Kurzgeschichten)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt