Zero O'Clock

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Jungkook POV

Die Straße glänzte vor Nässe im Licht der Straßenlaternen. Meine Schuhe waren von Wassertropfen überzogen, da ich in beinahe jede Pfütze trat, was allerdings nicht unbedingt meine Schuld war. Der Weg bestand eigentlich nur aus Schlaglöchern, und durch den andauernden Regen heute, der erst vor ein paar Minuten aufgehört hatte, waren diese komplett gefüllt mit Wasser. Zudem waren einige der Gullis hier verstopft, sodass nichtmal eine Chance für das Wasser bestand, abzulaufen.

Der einzige Grund, warum ich um diese späte Uhrzeit, um 23:47 Uhr, noch draußen war, lag darin, dass ich wie so oft in den letzten Wochen nicht schlafen konnte. Nach der harten Trennung von meinem nun Exfreund hatte ich wirklich starke Probleme. Ich konnte nachts kaum schlafen, hatte einiges an Gewicht verloren und meine Augenringe reichten gefühlt bis zum Boden.

Da ich also wieder einmal nur wach gelegen und an die Decke gestarrt hatte, war mir irgendwann der Gedanke gekommen, dass ich, da mein Schlafrhythmus eh am Arsch war, auch mitten in der Nacht einen Spaziergang machen konnte. Der klare Vorteil daran: keine Menschen, die einen sonderbar ansahen, weil man halbtot durch die Straßen schlurfte.

Ich kam irgendwann an dem kleinen Park um die Ecke an. Tagsüber, besonders bei schönem Wetter, war es hier furchtbar voll. Kleine Kinder, Senioren, Hundebesitzer... Und das schlimmste: haufenweise Pärchen. Zum Kotzen. Diese ganze Liebesdudelei ging mir seit einigen Wochen einfach nur noch auf die Nerven. Vielleicht auch, weil ich es mit meinem Ex nie so romantisch gehabt hatte, mir aber immer schon gewünscht hatte, einfach händchenhaltend mit meinem Partner das Wetter zu genießen.

Jetzt allerdings, im Stockdunkeln war niemand da. Dachte ich zumindest, als ich den Hauptweg bis zum zweiten Abzweig nach links entlanglief, wo ich dann abbog und zu dem kleinen Ententümpel ging. Ich liebte den Ententümpel. Er war immer idyllisch und entspannt, und auch wenn tagsüber haufenweise kleine Kinder am Ufer standen und den Enten zusahen, so hatte es doch immer etwas schönes, hier zu sein.

Als ich allerdings den Tümpel hinter ein paar Büschen endlich sehen konnte, stoppte ich plötzlich. Ich war nämlich doch nicht alleine. Auf der kleinen Bank am Wasser, vom Mond beschienen, der gerade hinter einer Wolke hervorgekommen war, saß jemand. Ein junger Mann um genau zu sein, scheinbar nicht viel älter als ich. Seine Haare erschienen im Mondlicht hell, ich vermutete, dass sie gefärbt waren. Was ich allerdings erst nach einigen Sekunden merkte, war, dass die Schultern des Mannes leicht bebten, dazu hörte ich ein leises Schluchzen.

Ich schluckte. Er weinte ganz offensichtlich, war aber vollkommen alleine und sein Schluchzen war herzerreißend. Ich rang mit mir innerlich. Einerseits wollte ich ihm helfen, ihn nicht einfach so alleine da sitzen lassen, andererseits schrie mein Körper beinahe danach, wegzurennen.

Ich lief also langsam und vorsichtig weiter in Richtung Bank. Als ich ungefähr einen halben Meter neben der Bank stand, räusperte ich mich leise. Der junge Mann blickte mich beinahe sofort an. Seine Augen waren weit aufgerissen, die Haare zerzaust vom vielen hindurchfahren mit den Händen. Seine Unterlippe bebte, und ihm liefen die glänzenden Tränen in Strömen die Wangen herunter.

„Mh..brauchst du Hilfe?"

Er sah mich weiter aus Hundeaugen von unten herauf an. Ich fragte mich, ob er überhaupt mitbekommen hatte, dass ich was gesagt hatte, als er den Kopf senkte und etwas murmelte, was ich allerdings nicht verstand. Ich wartete noch einen Moment, beschloss dann aber mich mit einigem Abstand neben ihn zu setzten, denn er wirkte nicht, als würde er jetzt sonderlich laut sprechen wollen.

„Wie bitte? Ich hab dich nicht verstanden."

Er sah mich verständnislos an. Dann begann er, mit rauer, aber dennoch wunderschöner Stimme zu sprechen.

Zero O'Clock ~A Yoonkook Oneshot~حيث تعيش القصص. اكتشف الآن