XIX.

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(P.o.v. : Alice)

Mittlerweile bin ich schon ein paar Tage bei Tobi zu Hause und ich habe mich relativ gut eingelebt. Morgens geht er als erstes Laufen und ich bleibe so lange noch im Bett liegen, oder wenn ich nicht mehr schlafen kann, dann stehe ich auf und gehe in die Küche frühstücken. So wie jetzt auch. Noch in meinen kurzen Schlafshorts und meinem Top stehe ich am Herd und mache Rührei. Kratze lustlos mit dem Pfannenwender in der heißen Pfanne herum und versuche kläglich das Ei nicht zu braun werden zu lassen. Nach ein paar Minuten ist es fertig und ich fülle mir einen Teil auf den Teller, nehme mir eine Gabel und setzte mich im Wohnzimmer an den Esstisch. Noch total müde stütze ich meinen Kopf mit einer Hand ab, den Ellbogen auf dem Tisch. Stück für Stück pieke ich das Rührei mit der Gabel auf und kaue viel zu lange auf einem Bissen herum. Im Hintergrund höre ich eine Tür auf gehen. Wird auch Zeit dass Tobi zurück kommt, der ist jetzt bestimmt schon über eine Stunde unterwegs. Ich drehe mich zu ihm um, doch zu meiner Überraschung steht dort nicht Tobi sondern Mason.

Wow Alice.. du bist sogar zu dämlich um die Haustür von einer normalen Zimmertür zu unterscheiden.

Er scheint auch grad erst aufgestanden zu sein, zumindest trägt er nur eine graue Jogginghose. "Morgen", grummelt er und geht weiter in die Küche. Das Brummen der Kaffeemaschine erfüllt den Raum, genauso wie der Geruch von frisch gemahlenen Kaffeebohnen. Ich glaube das ist das erste mal das er sich zum Frühstück Kaffee macht und sich nicht sofort einen Whiskey einschenkt. "Du kannst dir gerne was vom Rührei nehmen.", rufe ich Mason zu. Obwohl ich damit eigentlich überhaupt nicht rechne das er das tut. Doch tatsächlich. Er setzt sich sogar mir gegenüber auf den Stuhl, stellt zwei Tassen Kaffee auf den Tisch und beginnt zu essen. "Bist du so müde dass du wirklich zwei Kaffees brauchst?", schaue ich ihn fragend an. Er blickt zu mir von seinem Teller auf. Verzieht kurz sein Gesicht und antwortet dann: "Nein, der ist für dich man." Im selben Moment schiebt er die eine Tasse weiter zu mir rüber. Oh. "Danke." Ich schaue ihn noch einen Moment an. Heute wirkt er irgendwie friedlicher als sonst. Er hat wie Tobi braune Haare, doch seine sind etwas heller und vereinzelte fast schon blonde Strähnen zeichnen sich durch seine etwas längeren Haare. Im Sommer ist er vermutlich viel in der Sonne gewesen, denn seine Haut ist braun gebrannt. Mir fällt auf das Mason eine Kette trägt, an ihr baumelt ein silberner Ring. Davor war sie mir noch nie aufgefallen, wahrscheinlich weil sie immer von seinem Shirt überdeckt wurde und er sie darunter trug. "Schöne Kette.", sage ich zu ihm. Er schaut sie an, umgreift sie mit der einen Hand und schließt die Augen. "Danke.", murmelt er. Auf seiner Stirn bilden sich Falten und er verzeiht sein Gesicht. "Alles in Ordnung?", frage ich. "Ja alles gut. Ich.. ich hab nur nen Kater glaub ich. War gestern wohl doch ein bisschen zu viel Alk." Haha, nur gestern? Ich glaube das ist jeden Tag zu viel Alkohol. Aber das wollte ich ihm jetzt nicht sagen. "Warte, ich hab da ein Wundermittel gegen Kater." Ich stehe auf und gehe nochmal in die Küche. Mische aus ein paar Zutaten einen Smoothie zusammen und gebe Mason das Glas in das ich die bräunliche Flüssigkeit gefüllt habe. "Was ist da drinnen?" "Das willst du bestimmt nicht wissen", lache ich. Er trinkt den Smoothie in einem Zug aus und muss sich danach schütteln. "Bah, also wenn das jetzt nichts bringt dann werd ich echt sauer Alice." Keine Ahnung ob er das ernst meint aber ich weiß, dass dieser Smoothie Wunder vollbringt. Bei mir hat er zumindest bis jetzt immer geholfen.

"Ist das ein Familienerbstück oder so?", frage ich Mason und deute nochmal auf die Kette.

"Ehm nein, eigentlich nicht.", ich merke wie sein Blick auf mir lastet, mit jeder Sekunde länger scheint es so als würde er prüfen ob er mir vertrauen kann oder nicht. Ich habe da zumindest so ein Gefühl. "Sag schon.", ermutige ich ihn.

"Der Ring gehörte einer Person die mir sehr wichtig war."

"War? Jetzt also nicht mehr?"

Er schwieg und schob sein Rührei auf dem Teller hin und her. So wie ich es vorhin in der Pfanne gemacht habe. Habe ich die falsche Frage gestellt? War das unangebracht etwas so persönliches zu fragen? Ich muss schlucken.

Gut gemacht. Lass es doch einfach sein. Dir würde sowieso niemand etwas anvertrauen. Das bist du gar nicht wert, warum sollten Leute dich mögen, hm?

Blödes Unterbewusstsein. Aber ok, vielleicht stimmt es ja. Ich sollte nicht weiter fragen. Ich nehme meine Tasse und trinke einen großen Schluck Kaffee. Momentan gefühlt das einzige was mich am Leben hält. Obwohl.. nein, eigentlich hält mich hier nichts. Vielleicht Tobi, aber er ist in den letzten Tagen irgendwie seltsamer geworden. Wir haben gestern darüber gesprochen, dass er mehr Zeit für sich braucht. Klar kann ich verstehen, immerhin bin ich grade 24/7 in seiner Wohnung und dann noch das was ihm diese fremden Männer ohne Grund angetan haben. Eventuell sollte ich mich wirklich einfach mehr zurück nehmen. Also ich korrigiere mich: Kaffee ist momentan das einzige was mich wach hält.

"Doch sie ist mir immernoch sehr wichtig. Aber das ist jetzt egal.", gibt Mason von sich.

Was? Hat er jetzt doch noch auf meine Frage geantwortet? Was meint er damit? Sie ist ihm immernoch wichtig? Wer ist sie? Eine Frage nach der anderen ploppt in meinem Kopf auf.

"Ist der Kater schon besser geworden?", die einzige Frage die ich mich traue zu stellen.

"Ja.", antwortet Mason und muss schmunzeln. Er muss schmunzeln. Unglaublich. Seine Lippen verziehen sich tatsächlich zu einem Lächeln. Ich glaube das war das erste mal das ich ihn lächeln sah. "War zwar total eklig, aber ey, es hat geholfen."

Als ich aufgegessen habe und meine Tasse Kaffee leer ist, bringe ich mein Geschirr in die Küche zurück und sortiere es in die Spülmaschine ein. Ich gehe zurück in Tobis Zimmer wo ich meinen Koffer mit meinen Klamotten hingelegt habe und suche mir ein Outfit zusammen. Schwarze skinny Jeans und ein dunkelblaues hautenges Oberteil. Meine Haare binde ich in einem Zopf zusammen. Fertig angezogen und fertig gemacht, nehme ich mein Handy und gehe zurück ins Wohnzimmer wo Mason gerade sein Geschirr verräumt. Ich lasse mich auf die Couch fallen und checke meine Nachrichten.

- 3 Nachrichten von Mama -

Mama [09:44]: Guten Morgen Hase, wie ist es bei Tobi? Kommst du noch ohne mich klar? ;)

Mama [09:50]: Hast du schon mit Mason gesprochen? Ich bin so neugierig.

Mama [09:52]: Meine Fortbildung läuft übrigens sehr gut. Kann sein dass ich noch ein paar Tage länger bleiben muss.

So ist sie, meine Mum. Neugierig wie immer.

Alice [10:37]: Hey Mama, es ist schön hier. Kannst ruhig länger wegbleiben, ich komme klar.

Alice [10:39]: Nein hab ich nicht. Er ist irgendwie verändert. Aber ich glaube wir müssen ihm einfach Zeit geben.

In der Zwischenzeit hat sich Mason wieder ein Glas Whiskey eingeschenkt und sich mir gegebüber auf die Couch gesetzt. So wie letztens auch. Und ich dachte schon er würde jetzt mal eine Pause mit dem Trinken einlegen. Falsch gedacht.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 14, 2021 ⏰

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