Kapitel 1 - Eine unangekündigte Neue

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Die Sonnenstrahlen glitten sanft durch die Baumkronen hindurch und beleuchteten sanft den mit Moos bedeckten Waldboden. Es war leises Vogelgezwitscher zu hören, der schon etwas kühle Wind fegte sachte über den Grund, bewegte die abgefallenen Ästchen leicht. Auch die Eichhörnchen und Mäuse flitzten am frühen Tag schon umher. Es war ein perfekter Sonnenaufgang, als auch so langsam im Lager der Katzen sich etwas regte.

Große, schwarze Pranken traten auf ein Stückchen Moos und Gestein, es war ein leises Gähnen zu hören, als sich Toth aufraffte und aus seinem Bau heraustrat. Seine Schnurrhaare zuckten leicht, als er den leichten Windzug bemerkte. Die Narbe auf seinem Nasenrücken blitzte leicht auf, ebenso wie seine eisblauen Augen, als er in die Sonne blickte und dann seinen Blick über das noch ruhige Lager seiner Gruppe schweifen ließ. Er war der Erste, der wach wurde. Langsam setzte er eine Pfote vor die Andere, als er weiter aus seinem Bau ging. Sein dichtes, schwarzes Fell glänzte im Sonnenlicht, ebenso wie der Rest seiner Kampfnarben. Toth blieb stehen, als er am Felshang seines Baus angekommen war und blickte, noch immer müde, herab. Langsam setzte er sich hin, legte seinen Schwanz ordentlich über die Pfoten und sah Gedankenverloren in den Himmel. Ihn verfolgten immer mehr Albträume. Die Dunkelheit und Athon gegenüber fraßen ihn quasi auf. Es zerriss ihn förmlich. Es nährte seine Gier nach Blut - Das Blut seines Bruders.

Er war so in seinen Gedanken vertieft, dass Toth gar nicht bemerkt hatte, dass sich nach einigen Atemzügen seine Gefährtin zu ihm gesellte. "Toth", sprach sie mit ihrer gewöhnlichen, mit leichter Trauer belegten, liebevollen Stimme. "Worüber denkst du wieder nach? Konntest du wieder nicht schlafen?" Sie saß sich eng an ihren Gefährten gekuschelt zu ihm und betrachtete die markanten Gesichtszüge des Katers. Er wendete seinen Blick nicht zu ihr, nur sein Ohr zuckte leicht erschrocken, da er sie nicht bemerkt hatte. "Meyra ... Du weißt, dass ich nicht mit dir darüber reden kann", flüsterte er leise und sah dann doch zu ihr, blickte in ihre dunkelgrünen Augen. "Ich bin deine Gefährtin, Toth, mit mir kannst du über alles reden", meinte sie etwas enttäuscht und wendete den Blick ab, richtete ihn auf das Lager. Langsam wurden auch die anderen Katzen wach, bewegten sich auf die Lichtung. Alle wirkten sehr mitgenommen, traurig. "Wir sollten unsere Zeit nicht mit mir und meinen Problemen verschwenden. Sorgen wir lieber dafür, dass unsere Gruppe heute etwas zu fressen hat. Lass uns eine Patrouille zusammen stellen. Wir gehen sofort los, noch ist es ruhig im Wald. Das sollten wir nutzen." Ohne auf eine weitere Antwort seiner Gefährtin zu warten, erhob sich der große Kater, machte einen kräftigen Satz und sprang vom Felshang hinunter direkt in die Lichtung. Er schüttelt sich nach der wuchtigen Landung kräftig und stellte sich dann aufrecht hin. Er durfte keine Schwäche zeigen, Schwäche war schlecht und könnte ihm seine Führungsposition oder gar sein Leben kosten.

"Wir gehen jagen", sprach Meyra hinter ihm. Sie war ihm wenig später gefolgt und gesellte sich dicht zu ihm. Sie ließ sich nun nichts mehr anmerken, nichts von ihrem Gespräch mit Toth, auch nichts von ihren allgemeinen Gefühlen. "Miriel und Nero, kommt ihr mit und unterstützt uns?", fragend richtete sich die Katze an ihre Schwester und dessen Gefährten. Die rot-weiß getigerte Katze schwenkte ihren Kopf zu ihr und wirkte kurz angebunden, nachdenklich, ehe sie die Frage bejahte. "Ich will mitkommen!", kam es plötzlich, ganz leise und zittrig aus der dunkelsten Ecke des Lagers. Es war die Höhle von Carmenta, die Heilerin und Beraterin von Toth. Sie lief wackelig, sehr unsicher auf ihren kleinen Pfoten zu den anderen Katzen und blieb ganz knapp, nur wenige Schwanzlängen von Meyra entfernt stehen. Man hörte leises, entsetztes Luft schnappen von den anwesenden Katzen, dann wurde es ruhig. Einige Zeit lang wagte es niemand, der kleinen Katze zu antworten. Jeder wollte wahrscheinlich ablehnen. "Ich brauche neue Kräuter", meinte Carmenta nun mit etwas festerer Stimme und hob ihr Kinn leicht an. Es kränkte sie, dass die Anderen nicht wollten, dass sie mit kam. In ihr wurde nur die kleine, schwache, blinde Katze gesehen.

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⏰ Last updated: Dec 15, 2021 ⏰

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