Der Winter war über die Stadt gekommen. Kalt und eisig hatte er die Häuser, die Läden, den Park und auch die Schule eingehüllt. Der Winter brachte Temperaturen die an den Minus 9° Celsius kratzten und die dafür sorgten, dass der Verkehr innerhalb der Stadt abgenommen hatte. Menschen trauten sich aufgrund des Eises nicht mehr wirklich mit dem Auto auf die Straße, die Busse fuhren nur noch in unregelmäßigen Abständen und Fußgänger überlegten es sich mehr als zweimal ob der Gang in den Supermarkt wegen der Packung Milch wirklich notwendig war.
In den meisten Fällen war er es nicht.
Zur Missgunst der Schüler dieser Stadt, reichten die niedrigen Temperaturen, das schlechte Wetter und die feinen Eisschichten überall nicht aus um eine Art Kältefrei in Bewegung zu setzen.
Rachel war über diese Tatsache hingegen sehr erfreut. Bereits seit einigen Stunden lag sie wach in ihrem Bett und überlegte was sie machen sollte. Das Fieber bereitete ihr höllische Kopfschmerzen und ihre Glieder schmerzten bereits bei der kleinsten Bewegung. Ihr Herz schlug hektisch in ihrer Brust, beschäftigt damit die Blutzirkulation zur Unterstützung des Immunsystems im Gang zu halten. Ihre roten Haare klebten an ihrer Stirn und der Schweißfilm der sich über ihren Körper gelegt hatte war wohl die Ursache dafür. Würde sie es nicht besser wissen, würde sie sich einfach nur einreden sie hätte einige Monate durch und damit den Winter verschlafen.
Der eiskalte Wind der gegen ihr Fenster peitschte vertrieb diesen Gedanken recht schnell wieder. Ihr Wecker schlug um Punkt 6 Alarm. Mit müden Knochen betätigte sie den Schalter und brachte ihn damit zum schweigen. Wie jeder Teenager verbrachte sie noch gute zehn Minuten damit im Bett zu liegen und darüber nachzudenken ob sie sich wirklich den Schultag antuen möchte. Ihr Verstand gewann den inneren Konflikt und ihre Beine berührten den harten Holzboden. Erschrocken über den plötzlichen Temperaturunterschied von Bett,Körper und Boden fuhr sie zusammen und hustete angespannt. Ihre Brust hob sich kaum merklich, als sie den kurzen weg zu ihrem Kleiderschrank überwand, sich einen dicken grünen Hoodie , eine gefütterte schwarze Leggings und eine weite Jeanshose, die sie vor einigen Jahren in der Herrenabteilung gekauft hatte, anzog. Schnell machte sie ihr Bett ordentlich , strich die hellblaue Bettdecke glatt, drapierte das Kissen sodass es aufrecht stand und stopfte ihr Bettlacken unter die Matratze.
Seit ihrer Kindheit war es ihr Ritual, dass sie zuallererst das Bett machte. Mit leisen Schritten lief sie aus ihrem Zimmer. Ein langer Flur mit einigen Türen , weißen Wänden ohne Dekor und nur einer Kommode auf der ein einziges Bild der Familie stand erstreckte sich vor ihren Augen. Rachel öffnete direkt die Tür rechts von ihrem Zimmer und betrat ein normales, ordentliches, weißes Bad. Der Lichtschalter gab dem Druck ihrer Hand nach, ihr Blick fiel zuerst auf den Spiegel, er war makelloser den je. Zum Zähneputzen stellte sie sich extra weit von der Scheibe weg, um ihn ja nicht zu beschmutzen.
Da ihr Fieber ihrem Körper eh schon einen rötlichen Taint gab, konnte sie sich das Make Up für heute sparen. Ihre kurzen, naturroten Haare malträtierte sie mit Trockenshampoo und einer zu harten Haarbürste. Bevor sie das Bad wieder verließ , dachte sie kurz nach und musste an die schmutzigen Schultoiletten denken, weshalb sie sich doch noch dazu entschloss einige Minuten auf der Toilette verbringen zu können. Das Licht im Bad ging aus und ihr Weg führte sie nun den ganzen Flur runter. Er mündete in eine Kombination aus Küche und Wohnzimmer und auch diese waren eher weiß und sauber als wohnlich. Aus einem der Küchenschränke nahm sie sich eine violette Schüssel, griff im Kühlschrank nach Milch und holte schließlich noch aus einem anderen Fach ihre heißgeliebten Nougat Cornflakes. Zu einem Video ihres Lieblingsyoutubers genoss sie ihr Frühstück. Danach räumt sie die verschiedenen Dinge an ihrer entsprechenden Plätze zurück und trank noch schnell etwas Fiebersaft.
Ihr Rucksack stand neben dem weißen Ledersofa, wie jeden Morgen hatte ihn ihre Mutter dort hingestellt, fertig gepackt und bereits mit einer Brotdose darin. Rachel war dankbar für diese kleine Aufmerksamkeit und trotz ihres Alters von nun bald 17 Jahren empfand sie es weder als peinlich noch störend. Sie betrachtete die einzelnen Familienbilder die auf den im Wohnzimmer verteilten Kommoden standen und dachte dabei an die Momente die sie festhielten. Lächelnd schwelgte sie in Erinnerungen an die Picknicks im Wald und im städtischen Park, die Ausflüge in den Zoo oder den Urlaub in Griechenland.
Häufig wünschte sie sich diese Zeiten zurück, aber das Leben hatte andere Pläne. Ihr Vater hatte eine kleine Beförderung in der Firma bekommen, bei der er zwar nicht sonderlich mehr verdiente aber deutlich eingeschränkter war was Freizeit anging. Ihre Mutter hingegen traute sich nicht alleine in den Wald oder ins Ausland , zum einen aus Angst zum anderen weil sie nicht als halbe Familie unterwegs sein wollte. Auch Rachel hatte immer mehr zutun, die Schule war fordernder geworden mit voranschreitenden Jahren und den Traum eine Tierärztin zu werden verfolgte sie seit sie 10 Jahre alt war wie ein Schatten.
Als sie den Wecker ihrer Mutter hörte, blinzelte sie und verließ somit ihre eigene ,kleine Gedankenwelt . Es war nun 7: 30 was bedeutete sie müsse sich los machen , um nicht zu früh aber auch noch gerade pünktlich anzukommen. Zügig hüllte sie sich in ihren dunkelbraunen Mantel, legte sich den dunkelgrünen Schal um , griff nach passenden Handschuhen und Mütze und verließ mit ihrem Rucksack die Wohnung. Rachel lief die Treppen der 2 Stockwerke nach unten und kam auf der noch dunklen, leeren Straße raus.
Nur vereinzelt sah sie Mitschüler aus den Türen kommen oder die Straße entlang gehen. Mit Kopfhörern in den Ohren schloss sie sich der breiten Masse an. Schneeflocken legten sich an ihre Wimpern, auf ihre Wangen und benetzten ihre Lippen. Etwa 10 Minuten später , bog sie in die Saxon Street und sah bereits das offene Schultor vor sich. Der Schnee verdeckte den größten Teil des Tores und doch konnte sie die Konturen der eisernen Rosen sehen.
Die städtische Schule war seit 4  Jahren ihr Ort der Bildung und der Verzweiflung gewesen. Sie genoss die langen Flure und die ruhigen Biologieräume.
Sie verabscheute die Klassenräume in denen sie Englisch und Geschichte hatte. Kleiner Nebel zog von ihr auf, als sie ausatmete und Rachel hielt an der linken Seite des Schultores an. Unangenehm spürte sie die Blicke der jüngeren Schüler die sie fragend an sahen.
ÄSuchend schaute sie die Straße hinab. Die warmleuchtenden Laternen ließen ihr orangenes Licht auf den Weg fallen und in der ferne erkannte sie ihre beste Freundin. Lucy war letztes Jahr hergezogen und es dauerte eine ganze weile bis die beiden sich wirklich näher kamen. Die Braunhaarige hatte sich mal in einer Freistunde in den Biologieraum gesetzt. Entgegen ihrer Erwartungen hatte sich jedoch bereits jemand darin befunden. Rachel hatte überrascht aufgeschaut und sie mit ihren dunkelbraunen Augen gemustert. Kurz hatte Stille geherrscht.
Lucy lächelte daraufhin kurz und winkte kurz mit der Hand. Rachel erwiderte die Geste und dieses Spiel hatte sich dann einige Monate hingezogen. Jeden Dienstag gab es diese stumme Interaktion. Und aus Stille, wurde eine Begrüßung.
Die Begrüßung wurde zu einer Unterhaltung. Diese führte zu einer Gemeinsamkeit. Dann entstanden die ersten Treffen und daraus resultierte die Freundschaft der Beiden.
Wie früher hob Lucy kurz die Hand, Rachel tat es ihr gleich.
Die Brille ihrer besten Freundin war sichtlich beschlagen und es war ein Wunder das Lucy noch nicht auf dem Gehweg lag. Rachel lief ihr entgegen und hielt mit kleinem Abstand an. ,, Hey.", begrüßte sie , sie ,, Hey , krank?" , kam sofort die wissende Antwort und Rachel nickte lachend. ,, Ja schon wieder." , sprach sie mit deutlich verschlossener Nase. ,, Na dann halt dich fern.", erwiderte nun auch Lucy und die beiden drehten sich gemeinsam um, um den Schultag zu starten. Die Massen aus Schülern war nun in dem Gebäude verschwunden und nur vereinzelt eilten noch andere durch die großen Türen. 


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 So das war es für das erste Kapitel. Ich hoffe es hat euch gefallen. Ich versuche in den nächsten tagen oder vielleicht noch heute gleich das 2. zuschreiben. Wie ihr vielleicht festgestellt habt ( wenn ihr mich durch RPGs kennt xD ) , versuche ich meinen Schreibstil etwas zu ändern und anzupassen. Ich bitte um Nachsicht und hoffe auf eine gute Zeit mit euch allen. 

Sollte ich es nicht schaffen, wünsche ich euch ein frohes neues Jahr 

^^

Wörter : 1391 

Return - Wie die Sonne am MorgenWhere stories live. Discover now