daisy

Not for me

Wir lernten uns in der Schule kennen. Weißt du noch? Unser allererster Schultag? Wir sprachen nicht miteinander. Aber natürlich taten wir das nicht. Kannst du dich noch daran erinnern, wie schüchtern ich damals war? Ich traute mich nicht einmal, dich anzusehen. Zumindest nicht, während du es merktest. Aber ich tat es trotzdem.

Ich weiß noch ganz genau, was du damals anhattest. Eine Bluse. Da waren Blumen drauf. Sonnenblumen. Du hattest deine Haare hochgebunden. Mit einem breiten Haarband. Und du hast gelacht.

Als ich dich das erste Mal gesehen habe, hast du gelacht. Vielleicht hat ein Teil von mir sich damals schon in dich verliebt. In dein Lachen. In das Strahlen deiner Augen. Einen Teil von mir habe ich damals schon an dich verloren.

Aber wir redeten nicht. Wir redeten an diesem Tag nicht. Und an den Tagen danach nicht. Und auch die Monate danach nicht.

Erinnerst du dich an den Moment, an dem wir dann endlich anfingen, zu reden? Ich tue es ganz genau.

Partnerarbeit. Sobald ich deinen Namen hörte, setzte mein Herz für einen Moment aus. Ich konnte nicht einmal vernünftig mit dir reden und du hast das gemerkst. Deine Augen sahen mich an und blickten durch mich hindurch und merkten alles. Du hast gelächelt. Dann hast du mir deinen Namen verraten, als würde ich ihn nicht schon längst kennen. Und dann lieferten wir die verdammt noch mal beste Präsentation ab, die unsere Klasse jemals gesehen hatte.

Ich bin ein einfaches Stück Holz, weißt du das? Ein Streichholz, erloschen und kalt und einsam. Ohne dich. Aber wenn du da bist, oh wenn du da bist, dann brenne ich. Du bringst mich zum brennen.

Seit dieser Präsentation wurdest du mich nicht mehr los. Wie ein Hundewelpe, der dir zugelaufen war. So hast du immer gescherzt. Und ich habe gelacht.

Erinnerst du dich, wie wir uns langsam näher kamen? Irgendwann hieß es du und ich. Wenn man sprach, sprach man von uns. Du und ich. Unzertrennlich.

Erinnerst du dich an den Sommer? Oh wir waren so jung... Ich weiß nicht, ob du weißt, welchen Sommer ich meine. Ob du dich daran erinnerst. Ich tue es. An jede einzelne Sekunde. Wir waren draußen. Es war heiß. Erinnerst du dich an deine Picknickdecke? Eigentlich war es keine Picknickdecke, bloß ein altes Laken mit Traktoren drauf, aber wir nannten sie immer unsere Picknickdecke. Wir lagen auf dem Rücken und beobachteten die Wolken und sahen Dinge, die sonst niemand sah.

Und dann lachtest du dein Lachen, das mein Herz schon am ersten Tag zum Stocken gebracht hatte. Du nahmst meine Hand und ein Teil von mir war für immer an dich verloren. Und du hast mir ins Gesicht gegrinst. Wir werden uns niemals verlieren. Das hast du gesagt.

Ab da nahmst du oft meine Hand. Dir war nie klar, was diese einfache Berührung mit mir machte. Ich war ein kaltes Stück Holz. Doch wenn du mich berührtest, ging ich in Flammen auf.

Und du sahst mich an und lachtest und versprachst mir, dass wir uns niemals verlieren würden.

Wir waren jung. Es war neu. Für mich war es aufregend. Du sagtest das war, was Freundinnen taten.

Dir war es nie bewusst. Aber für mich war es so viel mehr. Für mich bedeutete es mehr.

Und mein Herz war ein Schmetterling, jung und naiv und zerbrechlich. Ein Schmetterling, der den Wolken entgegenflog, voller Hoffnung.

Jetzt weiß ich, dass es alles in meinem Kopf war. Deine Blicke. Deine Berührungen. Deine Nähe. Die Bedeutung. All diese Erinnerungen... Wir sahen sie aus unterschiedlichen Augen. Wir schrieben unterschiedliche Geschichten.

Du liebtest mich. Und ich liebte dich. Aber anders.

Erinnerst du dich an den Tag? Der Tag, der für mich endgültig alles veränderte. Wir tranken zum ersten Mal Alkohol. Wir waren nicht alleine, aber mir kam es damals so vor. Du sahst mich an mit deinen Augen die alles sehen und du lächeltest. Ich lächelte auch. Die Flasche zwischen uns existierte nicht mehr. Die Blicke um uns herum auch nicht.