Mit diesem Statement öffne ich die Augen wieder und sehe in das verdutzte und irgendwie undefinierbare Gesicht von Veronica. „Was? Zu deep?", merke ich an und kann ein Schmunzeln nicht unterdrücken. „Du bist so blöd!", mault sie mich spielerisch an und haut mir leicht gegen den Oberarm. „Merke dir eins Vere, egal wer es ist und wie sehr du dieser Person vertraust, du kannst Menschen nur vor den Kopf schauen und hast keine Ahnung, was in ihnen vorgeht. Weshalb glaubst du misstraue ich den meisten Menschen und halte so gut wie alle auf Abstand? Jetzt noch mehr als damals vor der Apokalypse? Früher konnte man noch halbwegs an die Vernunft der Menschen appellieren, weil es Gesetze gab und sich die meisten vor den Konsequenzen ihrer Taten gefürchtet haben. Aber jetzt gibt es diese nicht mehr. In dieser Welt überleben nur die klugen und starken. Letztere sogar noch eher. Wie Jesper sagte, fressen oder gefressen werden. Das Gefährliche in dieser Zeit sind nicht die Toten oder die Nahrungsknappheit, sondern die Lebenden. Die Toten zerfleischen dich, dann bist du halt tot, wenn du kein Essen oder Trinken findest, stirbst du. Wenn aber Menschen mit schlechten Absichten dich finden und du dich nicht wehren kannst, leidest du und stirbst dann. Und glaub mir, dieses Leid willst du dir nicht ausmalen, aber ich denke du weißt, worauf ich anspiele."
Eine kurze Pause entsteht.
„Aber es gibt bestimmt auch noch gute Menschen da draußen, wie dich, mich oder die anderen drei... zwei. Na du weißt doch was ich meine. Es können ja nicht alle böse sein. Ich weiß, dass ich Fremden schnell vertraue, aber wenn ich ihnen kein Vertrauen gegenüberbringe, warum sollte es dann andersrum der Fall sein?" „Hmm. Ist ja auch egal. Pass einfach auf dich auf, wenn ich mal nicht dazu in der Lage bin. Die Hauptsache ist, dass wir jetzt überleben." Als ich wieder nach vorne schaue, sehe ich Bill gerade aus dem Loch steigen. „Lass uns Bill helfen", murmle ich und stehe auf, auch um weiteren Gesprächen aus dem Weg zu gehen. Bei Bill, der von unserem Gespräch nichts mitbekommen hat, angekommen helfen wir ihm den Leichnam seines Bruders ins Loch zu legen und das Loch wieder zu verschließen. „Willst du noch was sagen?", fragt Vere ihn unsicher, als das Loch zu ist. „Alles was gesagt werden musste ist gesagt.", gibt Bill daraufhin trocken von sich und geht zurück zum Bus. Als er an mir vorbei geht schaut er mich mit einem bösen Blick von oben herab an und das obwohl er mit seinen 1.80 cm gerade einmal knapp 10 cm größer ist als ich.
Ob er unser Gespräch doch mitbekommen hat? Oder ist es etwas anderes? Na ja, ist ja auch egal. Jedenfalls machen sich nun auch Veronica und ich uns auf, zu unserem Wagen. An diesem angekommen sieht Bill mich und Jesper fast durchgehend böse an. „Hast du Benzin gefunden?", frage ich Jesper, den stechenden Blick Bills ignorierend. Vermutlich einfach seine Art mit Verlusten umzugehen. „Ja der Wagen ist voll und wir haben noch zwei Kanister über. Sag mal, hast du irgendein Problem Bill? Dein Gestarre nervt!", als Jesper das gesagt hat richtet Bill seinen Blick von uns zur Autowand. Kurz wirft Jesper mir einen fragenden Blick zu, woraufhin ich nur unwissend mit den Schultern zucke und er den Wagen anschmeißt, sodass wir weiter Richtung Atlanta fahren.
„Wir sollten hier für heute Schluss machen!", meine ich zu den Anderen „Wir sind jetzt kurz vor Atlanta. Wenn es dort doch nicht so sein sollte, wie wir es uns wünschen, haben wir am Tag wesentlich bessere Chancen zu fliehen, als in der Nacht.", rede ich weiter und höre Veronica „Klingt logisch. Ich schätze es reicht auch wenn wir morgen das Flüchtlingslager erreichen." sagen. „Ich würde nicht so sehr darauf vertrauen, dass es da echt so ein Lager gibt!", gibt Jesper mürrisch von sich. ˋUnd ich dachte schon er hätte heute einen guten Tagˋ
„Aber ja wir können hier meinetwegen die Nacht über bleiben. Sollen wir uns ein Haus säubern oder bleiben wir im Bus?", fragt Jesper nun. „Ich denke es genügt, wenn wir die Fenster vom Bus abhängen. So viele Untote sind ja nicht hier." Ein Nicken von Jesper und Vere, während Bill keine Regung von sich gibt. „Bill?" Ein stumpfes „Meinetwegen", ist alles was er von sich gibt, aber hey ich kann ihn verstehen. Er hat heute die letzte Person aus seiner Familie verloren. „Na gut, Vere gibst du mir die Decke und ziehst hinten die Vorhänge zu?" „Klar, warte... hier."

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Together or not at all - The Walking Dead (Daryl FF)
FanfictionZahra. Ihr wurde es im Leben nie leicht gemacht und gerade als sie dachte, alle Hürden überstanden zu haben, brach mit einem Mal die Apokalypse aus und hinterlies ihre Spuren, auch bei der 27-Jährigen. Die Toten erheben sich und fressen die Lebenden...