Kapitel 1: Hoffnungslose Katastrophe

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Platsch. Hüpfte mein Hund gedankenlos in eine Regenpfütze, während sie mit gestreckter Leine bellend einem Fahrradfahrer hinter her sah. Dabei landete das Wasser in meinen dunkelblauen rechten Gummistiefel. Genervt verdrehte ich die Augen und griff in meinen Leckerlibeutel. Als Vanilha das Knistern wahrnahm, richtete sie ihren Blick auf meine Hand, wobei sie immer noch weiter vor sich hin bellte. Naja, das war zumindest bereits einen Fortschritt, in letzter Zeit würdigte sie mich ansonsten keines Blickes. Somit gab ich ihr das Leckerchen und belobigte sie verbal.

„Fein!", sagte ich mit hoher Stimme. Wobei Vanilha sich desinteressiert abwandte und hektisch von rechts nach links blickte, dabei rannte sie beinahe auf der Stelle.

Ich blickte nach oben und immer noch prasselten unendlich viele Regentropfen vom Himmel. Meine Haare klebten mir am Gesicht und durch die verrutschte Kapuze rann mir das Wasser über die Stirn bis zu meinen Augenbrauch. Ich rückte etwas gestresst meine Kapuze wieder zurecht und strich mir mit der Handfläche das Wasser von der Stirn.

Ich bereute es bereits jetzt schon diesen Weg gewählt zu haben. Eine unendlich erscheinende Straße gerade aus. Links und rechts durchnässte Felder und Wiesen, wo in den Gräben bereits das Wasser stand. Bald hatte ich es geschafft, bald war ich wieder zu Hause. Wobei, heute war noch ein guter Tag. Heute konnte Vanilha nicht auf Schattenjagd gehen, was ansonsten bei strahlendem Sonnenschein immer vorkam, als auch waren so gut wie keine Leute mit ihren Hunden unterwegs. Andere Hunde auf einem Spaziergang anzutreffen, geben mir immer den Rest. Da dreht Vanilha komplett durch, stellt ihre Nackenhaare auf und bellt unaufhörlich und hört den Rest des Weges auch nicht mehr auf. Die beste Frage von den anderen Besitzern war dann meist: „Sollen wir sie spielen lassen?" Natürlich antwortete ich freundlich mit ‚Nein, danke!'. Jedoch innerlich schimpfte ich vor mich hin, denn die Leute sahen doch so schon, dass mein Hund panische Unsicherheit gegenüber ihrem Hund hat und wenn ich Vanilha hinlassen würde, dann wäre sie in wenigen Sekunden einfach weggerannt. Somit war dies das falsche Umfeld jetzt sozialen Kontakt aufzubauen. Das wäre kontraproduktiv und bekam sie ja bereits in der Hundeschule. Heute saßen viele Hundebesitzer im Haus, denn es regnete ja. Nur die wirklich motivierten Leute sah man an so einem Tag mit ihrem Hund.
Plötzlich spürte ich ein heftiger Ruck in meiner linken Hand, wo ich die Leine meines Hundes festhielt. Dieser zog in Richtung einer der Felder, sofort griff ich mit der anderen Hand in mein Leckerlibeutel.

„Schau doch!"

Doch mein Hund, mit rotem und weißem Fell, würdigte mich keines Blickes, stattdessen fing sie wie wild an zu bellen und in die Höhe zu springen. Auf der Wiese saß eine Scharr an Störchen. Zwei von denen pickten irgendetwas vom Boden auf. Ein dritter spannte seine Flügel und setzte sich zum Anflug an. Der vierte wackelte gemütlich in unsere Richtung, ohne sich nur ein bisschen um das Gekläffe meines Hundes zu kümmern.

„Vanilha! Hör sofort auf!", sagte ich mit ernster Stimme.

Doch als der Vogel sich in die Lüfte geschwungen hatte, musste er auch gerade noch zirka 200 Meter weiter vorne die Straße kreuzen und auf die gegenüberliegende Wiese fliegen. Elegant ließ er sich auf die Füße fallen und pickte unbekümmert weiter. Gleichzeitig jedoch rannte Vanilha von der linken Seite hüpfend, tobend und bellend auf die andere. Beinahe wäre ich über sie gestolpert. Leise fluchte ich vor mich hin und streckte ihr ein weit aus „besseres" Leckerli vor die Nase. Wie zu erwarten, Vanilha war wie ausgeschaltet und komplett fixiert auf den Storch. Ich zupfte etwas an der Leine, um so ihre Aufmerksamkeit zu bekommen und hielt währenddessen mit Kraft gegen den Zug der Leine.
In der Hundeschule habe ich dies gelernt und geübt, nur da haben wir es mit Katzenfutter eintrainiert. Die Übung hieß „Abwenden". In dem Moment wo der Hund zu mir schaute und sich vom Objekt der Begierde abwandte, durfte ich ihn belobigen. Was machte ich nur falsch? Anfangs hatte dies mit Vögeln und anderen Hunden super geklappt, aber mittlerweile nützte dies gar nichts mehr. Mein Hund sah mich ja nicht mal ein klein wenig an. Das Gebelle von Vanilha fand kein Ende und ich ging einfach mit schnellen und hastigen Schritten gerade weiter. Auch wenn sie mich nicht beachtete und mich dieser Lärm wahnsinnig machte. Mein Herz schlug mir bereits bis zur Brust und ich schluckte den aufkommenden Kloß an Wut nach unten. Ein weiter Ruck durchzog die Leine und nun hüpft Vanilha aufgeregt vor mir hin und her. Fast stand ich ihr auf die Füße und mit ihrem ruckartigen Ziehen hätte sie mir beinahe die Leine aus der Hand gerissen. Dies hätte zu einer weiteren Katastrophe geführt. Wäre sie hier abgehauen, wäre sie alles nach gerannt, was sich bewegte. Nicht zu vergessen, dass wir uns hier am Rande des Naturschutzgebietes befanden. Dann würde ein Red and White Irish Setter, als ein Jagdhund, wie eine Rakete durch das Gebiet rennen und jagen. Bedeutet zugleich, Abschussfreigabe für die Jäger. Mich durchfuhr bei dem Gedanken ein Schauer über den Rücken.
Wobei heute noch ein guter Tag war, da es regnete, ansonsten ließen ihr Schatten am Boden keine Ruhe, versuchte ich mir noch einzureden.

Mein bester FreundWhere stories live. Discover now