Kapitel 27

87 7 0
                                    

Nächster Morgen

Als ich meine Augen öffnete, fielen meine Augen zuerst auf Tharn, der neben mir auf das Bett lag.

So hatte er damals auch gelegen.

Tharn braucht mich an seiner Seite.

Ich werde nirgendwo hingehen. Selbst wenn der Tod mich höchstpersönlich abholen kommt.

Als Tharn seine Augen öffnete, sah er direkt in meine Augen.

„Dir geht es gut", stellte er lachend fest.

„Ihr geht es hervorragend. In ein paar Tagen wird sie bestimmt schon aufstehen", gab Mina ihm zu verstehen.

Erst als ich zu ihr aufsah, erkannte ich mein Baby in ihren Hämden.

Gierig hielt ich ihr meine Hände entgegen.

Ich will ihn wieder in meine Arme nehmen.

„Er muss noch gefüttert werden", erklärte mir Mina.

Gefüttert?

„Ich warte draußen", gab uns Tharn zu verstehen.

Erst als Tharn hinausgegangen war, verstand ich was vor sich ging.

Mina setzte sich neben mir auf das Bett und gab meinen Sohn die Brust.

Ach ja.

Er muss gefüttert werden und natürlich kann ich, als die Jungfer, die ich noch bin, nicht tun.

Aber...

Wie kann Mina..

„Was ist mit dir passiert? Wie hat dich Tharn wieder gefunden?", fragte ich misstrauisch.
„Der König hat dir nichts erzählt?"-Mina
Ich schüttelte meinen Kopf.
Mina lächelte traurig, als sie meinen Sohn enger an ihre Brust presste.
„Mein Mutter wollte mich einfach nur loswerden. Es war egal wie sie mich los wurde. Meine Mutter hatte  die erste Möglichkeit ergriffen, die sich ihr anbot. Der Mann, der mich geheiratet hatte, musste kein zweites Mal fragen."-Mina
„Der alte Mann war doch wohl auf. Oder?"-Neha
„Nun so hatte er sich ausgegeben. Der alte Mann hatte das Gold und das Land, welches meine Familie ihm, als Mitgift gegeben hatte, eingesteckt und mich einfach verkauft."-Mina
Erschrocken riss ich meine Augen auf.
„Selbst wenn er mich selbst nie angefasst hatte, hatten tausende andere Männer ihre Finger nicht von mir lassen können."-Mina
„Mina..."-Neha
„Nun wer einmal darin landet, kommt nicht nie wieder raus. Egal wer derjenige auch sein mag. Bei meiner ersten Gelegenheit bin ich daraus geflohen, um meine Mutter anzurufen."-Mina

===
Rückblick 16 Jahre zuvor: Mina's Sicht

Mama... Mama", schrie ich weinend in den Hörer hinein.

Stille.

Ist die Verbindung unterbrochen?

Mama", schrie ich lauter in den Hörer.
„Ich höre", murmelte meine Mutter eisig.
„Mama, er hat mich verkauft", weinte ich laut schreiend.
Kurze war das Telefon unheimlich leise.
„Wieso rufst du mich an?",schrie sie plötzlich laut in den Hörer hinein.
„Mama, hörst du nicht?"-Mina
„Ich verstehe nicht wieso du mich anrufst?", wiederholte sie genauso laut.
„Mama.."-Mina
„Glaubst du wirklich, dass du jetzt noch in den Hof darfst. Nach all dem, was du gemacht hast?",tadelte sie mich.

Das meint sie nicht so.

„Mama ich hab nichts gemacht. Diese Männer... Sie haben mich vergewaltigt", weinte ich nach Luft schnappend.
„Du bist eine Schande für uns. Solange du nicht hierher zurückkehrst, können wir noch mit erhobenen Kopf leben. Solltest du jedoch zurückkehren, wird unser Ruf zerstört werden. Nach allem was du gemacht hast, hoffen wir dass du es nicht mal wagst, hierher zurück zu kehren", sprach sie, und legte auf.

Versteinert stand ich da.

Ich konnte mich nicht mehr bewegen.

Wie lange wusste sie schon, was diese Männer mit mir gemacht haben?
Weshalb hat sie nicht einmal daran gedacht, mich hier raus zu holen?

Tränen kullerten meine Wangen hinunter, als die Männer nach mir griffen.
Einer zog mich an meine Haaren schleifend hinter sich.

Doch ich rührte mich nicht.

Ich werde nicht mehr versuchen zu entkommen.

Wohin soll ich auch gehen...
====

„Ab diesem Tag, habe ich nie wieder geweint. Weder als mich die Männer vergewaltigt haben, noch als mich einige davon verprügelt hatten. Nichts war so schlimm, wie der Moment, als ich von meiner Mutter verbannt wurde."-Mina

Ich hörte ein Schluchzen.

Erst nach einer Weile wurde mir bewusst, dass es ich diejenige war, die weinte.Ich setzte mich langsam auf.

„Als Tharn mich gefunden hatte, war ich Schwanger gewesen. Von wem, das kann ich dir leider nicht sagen. Es waren so viele gewesen. Irgendwann sieht jedes Gesicht gleich aus."-Mina

Ich rückte näher an Mina heran.

„Du hast ein Kind?", wollte ich wissen.
„Nein. Ich habe es verloren. Zwei Tage nach deiner Ankunft. Mein Kind kam Tod zur Welt."-Mina

Erst jetzt sah ich Mina wieder vor mir.

Bei unserem ersten Treffen, bei der ersten Mahlzeit mit dem König, war sie wirklich fülliger gewesen.

Aber dann...

Bei unserem zweiten Treffen hatte sie einige Pfunde verloren.

Ich umarmte sie.

So viel ist ihr zugestoßen?

Wir schwiegen.

„Während ich geglaubt habe, dass alles keinen Sinn macht, bin ich dir begegnet. Als der König dich aus dem Fenster beobachtet hatte, bin ich seinem Beispiel gefolgt. Du hast dem König dazu gebracht, mit dir zu fasten. Du hast für deine Rechte gekämpft. Dabei hast du niemanden aufgefordert, deinen Kampf für dich zuführen. Deine Soldaten und sogar deine Gehilfin hast du erlaubt zu essen, während du gehungert hast. Dich dann am ersten Tag trainieren zu sehen, hat mir Hoffnung gemacht. In diesem Moment habe ich mich entschieden, dass ich lieber, mit dir, an deiner Seite streben würde, als zwischen all diesen Tyrannen zu leben."-Mina

„Danke", gab ich ihr schluchzend zu verstehen.

Marked QueenWhere stories live. Discover now