Kapitel 27

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Lukas

Sie schrie und schrie. Ich wusste nicht was ich machen sollte. Schon lange hatte sie keine Alpträume mehr. Das letzte Mal war sie gerade mal dreizehn.

Ich hatte gebetet dass ich sie nie wieder so schreien hörte.

Nie wieder.

Sie hat unsere Mutter gesehen. Ihren Tod. Wieder dieselben Ereignisse, an die sie sich nicht erinnern konnte. Wahrscheinlich waren es wieder die selben Männer in Schwarz und Masken.

Es tat weh. So verdammt weh nicht zu wissen, wer für den Tod unserer Mutter verantwortlich war, aber es tat noch viel mehr weh meine kleine Schwester so zu sehen.

Sie gab sich selbst die Schuld.

Immer noch.

Aber sie war nie Schuld. Niemals.

Jeder war schuld außer sie.

Sie war doch gerade mal zehn.

Ich hatte gehofft, dass sie sich nie mehr daran erinnert. Das sie es einfach vergisst, als ob es nie passiert wäre.

Doch nur weil man etwas vergisst, heißt es nicht dass es nie passiert ist.

Mein Herz tat weh und ich hatte Wut in mir. Wut die ich nicht rauslassen konnte. Nicht jetzt. Mein Körper wurde stocksteif.

Und als ich Havas Blick auf mir sah und sie ihr Gesicht verzerrte und heftiger zu schluchzen begann, erkannte ich dass mir eine Träne runtergelaufen war. Doch ich konnte nichts dagegen machen, sie hatte mich so unvorbereitet erwischt. Ich hatte nicht erwartet so plötzlich wieder mit dem Tod von unserer Mutter konfrontiert zu werden.

Ich versuchte keine weiteren Emotionen zu zeigen.

<<Hava beruhige dich. Hava?! >>, sagte ich zu ihr und hielt sie am Arm fest damit sie aufhörte um sich zu schlagen.

Doch sie hörte mich gar nicht. Spürte mich gar nicht.

Ihr Blick war glasig und lag in der Ferne.

Weit weg.

Sie fing an zu wimmern und ich versuchte sie in das hier und jetzt zu holen. Vergeblich. Sie wurde nur noch wilder.

Ihre schreie wurden noch lauter.

Und immer wieder schloss sie die Augen und riss sie im nächsten Moment wieder auf.

Tränen liefen unendlich über ihr kleines Gesicht.

Mein Herz zog sich zusammen.

Meine kleine Schwester litt und ich konnte nichts dagegen machen. Ich war nutzlos...

Es tat weh.

Ich sah zu Felix, der sie besorgt ansah.

Etwas störte mich an ihm. Etwas was ich nicht benennen konnte oder konnte ich es doch?

Er erinnerte mich an jemanden...

Vor allem störte es mich dass er meiner Schwester so nah stand. Zu nah für meinen Geschmack. Wir sahen einander an.

<<Sie hat eine Panikattacke >>, sagte er und ich erkannte puren, aufrichtigen Schmerz in seinen Augen.

Ich nickte.

<<Sie hatte das letzte Mal mit elf eine>>

Er schloss die Augen und machte sie
wieder auf.

<<Ich hole die Krankenschwester. >>, sagte er und sah gar nicht verschreckt aus. Als ob er sich mit Panikattacken auskannte.

Er rannte aus dem Zimmer und Hava schrie immer noch.

Sekunden verstrichen, die sich wie Stunden anfühlten.

<<Hava liebes? Bitte komm zu dir! >>, heulte meine Tante, als mein Onkel seine Arme umsie legte und sie aus dem Zimmer zog.

Felix kam mit der Krankenschwester rein.

Sie bekam ein Beruhigungsmittel, aber es half nicht, als ob sie sich wehren würde...

Was aber unmöglich war.

Sie bekam eine zweite und endlich schlossen sich ihre Augen. Leicht hob ich sie hoch und legte sie unter die Decke.

Sanft Strich ich ihre Haare weg. Sie sah unserer Mutter so ähnlich...

Und doch nicht. Sie hatten die selben Merkmale, aber Havas Gesicht war schärfer, kantiger und härter.

Während das Gesicht unserer Mutter engelsgleich, weich und rundlich war.

Ich würde bei ihr bleiben, bis sie wach war. Ich konnte sie jetzt nicht alleine lassen.

Ich setzte mich auf das Sofa und Felix ließ sich neben mich fallen.

Kritisch sah ich ihn an.

<<Was wird das? >>, fragte ich ihn.

<<Sie ist meine Beste Freundin und wie eine Schwester für mich. Das heißt ich bleibe bis sie wach ist. >>, sagte er und seine grauen Augen verdunkelten sich.

<<Sie ist meine kleine Schwester. >>, sagte ich und sah ihn mürrisch an. Was dachte sich dieser Eierkopf?

<<Jaja sie ist am meisten deine Schwester. Habs verstanden. >>, sagte er Augenrollend.

Dumpfbacke.

Augenrollend breitete ich meine Beine aus und atmete tief ein. Das würde eine lange Nacht werden, das wusste ich jetzt schon.

Aber wenn er schon hier war und ich ihn ertragen musste... konnte ich ihn auch ausfragen.

Ein böses Lächeln schlich sich auf meine Lippen.

<<Na dann Felix, erzähl mal.... >>

Lost Part of a Puzzle - MY HEART IS ON FIRE🔥-Where stories live. Discover now