Gerüchteküche

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Wärme, Geborgenheit und eine tiefe Ruhe umfingen mich, als ich am nächsten Morgen blinzelnd meine Augen öffnete. Robb hatte sich einem Wolfswelpen gleich in meine Arme gekuschelt und schlief noch seelenruhig. Verträumt strich ich ihm durch seine Locken, wie friedlich und sanft er doch aussah. Die Spuren seines gestrigen Gefühlsausbruchs waren vollends verschwunden und sein Gesicht schien eine Spur heller zu leuchten als gewöhnlich. Die kleinen Fältchen auf seiner Stirn hatten sich entspannt, den Frust und Gram ausgetrieben, und verliehen ihm so ein fast schon unschuldiges Aussehen. Er wirkte so viel jünger, als in seiner Position als König, auf Grund der er einiges von seiner jugendlichen Freiheit und Unbeschwertheit hatte aufgeben müssen.

Wiederwillig stand ich auf, bettete seinen Kopf vorsichtig auf eines der Kissen und ging zum Fenster, um hinauszusehen. Das Unwetter hatte etwas an seiner Schwere verloren, doch es regnete immer noch in Strömen. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, doch anhand des hellen Streifens im Osten, der durch einen Riss in der Wolkendecke zu sehen war, konnte ich erkennen, dass der Morgen bald hereinbrechen würde. 

Nachdem ich das Fenster einen Spalt breit geöffnet hatte, um etwas von der morgendlichen Frische hereinzulassen, rumorte mein Magen plötzlich laut und mir wurde bewusste, dass ich schon fast einen ganzen Tag lang nichts an Nahrung zu mir genommen hatte. Ich war viel zu beschäftigt gewesen mich erst um die Kranken und Verletzten und dann um den König zu kümmern. Bei all der ganzen Aufregung und den verwirrenden Gefühlen hatte ich völlig vergessen zu essen. 

Schnell ging ich zu dem hölzernen Schrank, der auf der anderen Seite des Zimmers lag und in dem der König einen Großteil seiner Kleidungsstücke aufbewahrte. Darauf bedacht möglichst kein Geräusch zu verursachen, öffnete ich die rechte Schranktür und fand auch sofort das, wonach ich gesucht hatte. Ich griff nach dem dicken, grauen Wollmantel und warf ihn mir über mein durch den Schlaf verknittertes Kleid. Es würde ihm sicher nichts ausmachen, wenn ich mir den Mantel kurz mal auslieh. Ich war schon dabei das Zimmer zu verlassen, als mir noch etwas einfiel. Flink schlich ich zu meiner Heilertasche, leerte diese und hängte sie mir um. So würde ich das Esser besser transportieren können.

Vorsichtig öffnete ich die Schlafzimmertür und spähte hinaus, um zu schauen, wer sich noch in den Zimmern des Königs aufhielt. Mit Erleichterung erkannte ich, dass Lord Bolton die Gemächer verlassen hatte und seine Gefolgschaft gleich mit ihm. Die einzigen Personen, die sich noch im Wohnbereich des Königs aufhielten, waren zwei seiner eigenen Männer, die Wache schoben. Wobei der eine eingenickt war und der andere auf irgendwelche Karten schaute, die er vor sich ausgebreitet hatte. Doch entgegen meiner Erwartung war er äußerst aufmerksam, denn als ich versuchte leise durch den Raum zu gehen, um in kein Gespräch verwickelt zu werden, stand er plötzlich mit dem Schwert vor mir und grinste mich an. Es war Theon!

"Na na, wo willst du denn so klamm heimlich hin?", fragte er mich grinsend, aber im Flüsterton, sodass die andere Wache weiter schlief. "Nur Frühstück holen.", gab ich ihm als knappe Antwort, in der Annahme, dass das genügen würde. "Nur Frühstück holen...so so und wofür ist dann die Tasche da?", befragte er mich stattdessen weiter und tippte meine Umhängetasche misstrauisch mit der Schwertspitze an. Seine Gründlichkeit den König vor allem "Bösen" zu schützen in allen Ehren, aber das war doch jetzt wirklich unnötige Zeitverschwendung. "In diese leere Tasche werde ich gleich das Essen hineinfüllen, sodass ich es leichter transportieren kann.", erklärte ich ihm mit betonter Ruhe und schenkte ihm ein gezwungenes Lächeln. "Aha und wozu der Mantel...?", hakte er jetzt mit einem belustigten Blick nach. Wollte er mich auf den Arm nehmen? Warum stellte er denn die ganze Zeit Fragen zu so offensichtlichen Dingen? "Weil es kalt ist.", erwiderte ich nun ein wenig genervt und konnte sehen, dass es sich ein Grinsen verkneifen musste. Ich zog fragend die Augenbrauen in die Höhe und sah ihn leicht gereizt an, was ihn nur noch mehr zu amüsieren schien. Wow er hatte wirklich nur meine Zeit verschwenden wollen, wie rücksichtsvoll. 

Winter is coming for herWhere stories live. Discover now