* Kapitel 10 *

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Cole saß an seinem Schreibtisch und wie so oft waren seine Gedanken bei Sophia. Dass er ein Pirat war, hatte sie sehr aufgewühlt und daher hatte er beschlossen, sich etwas von ihr fernzuhalten, damit sie diese Sache in aller Ruhe verdauen konnte. Er seufzte schwer und dachte dann an Barrymore. Jenem Mann, den er abgrundtief hasste. Zu gerne hätte er einen Kampf mit ihm gefochten, doch die Anwesenheit von Sophia, hatte ihn in Sorge versetzt. Er würde seinen Blutdurst nach diesem Mann ein andern mal stillen müssen. Die Sicherheit von Sophia hatte absoluten Vorrang!
Er zuckte aus diesen Gedanken als es an der Tür klopfte und nach seinem herein, ein bleicher Sebastian eintrat. Cole war sofort alarmiert, als er den Koch sah. Er las ihm am Gesicht ab, das etwas passiert sein musste.
"Tristan, er ...", begann Sebastian, wurde aber von dem wilden Fluchen seines Kapitäns zum Schweigen gebracht. Cole konnte es nicht fassen, sicher war er sich, das der Koch erkannt hatte, das Tristan eine Frau war. Wie sollte er Sebastian nun alles erklären, wichtiger noch, wie sollte er ihn daran hindern, das der ganzen Crew zu erzählen?
"Also das kann ich erklären", meinte er.
"Kapitän er ....", begann Sebastian, aber wieder wurde er von Coles Flüchen unterbrochen.
"Ich weiß, ich weiß es, ich wusste es von Anfang an", sagte Cole.
"Ihr wusstet es? Aber wollt ihr ihn wirklich so liegen lassen?", fragte Sebastian erstaunt.
"Also ich ...", begann Cole, stockte dann aber ruckartig. Liegen lassen, wen und wo?
"Was genau meinst du?", fragte Cole.
"Tristan, er ist im Gang mit hohem Fieber zusammengebrochen. Ich ...", wieder brach Sebastian ab, als sein Kapitän ruckartig aufsprang und in Windeseile an ihm vorbeirannte. Mit wild rasendem Herzen eilte Cole zur Kombüse und tatsächlich entdeckte er Sophia davor im Gang liegend. Sie war nicht bei Bewusstsein. Rasch kniete er sich zu ihr nieder und als er sie berührte, schien sie wortwörtlich zu brennen. Kräftig fluchte er, ehe er sie auf seine Arme hob und in seine Kajüte trug. Sebastian war noch immer dort und war ganz besorgt.
"Schließe sofort die Tür", befahl Cole und legte Sophia in seinem Bett ab. Sebastian gehorchte und kam dann zu ihm.
"Er brennt richtig. Was sollen wir nur tun?", fragte Sebastian und beklagte den Umstand, das Herold, der Arzt nicht auf dem Schiff war. Die Frau des Arztes hatte, als sie das letzte Mal in der Heimat gewesen waren, kurz vor einer Entbindungen gestanden, weshalb Herold entschieden hatte, nicht mit zur See zu fahren.
"Wir bekommen das auch ohne ihn hin. Los, bring mir Wasser und Tücher", befahl Cole und Sebastian eilte sich, die besagten Dinge zu besorgen. Cole wollte Sophia die Mütze abnehmen, bemerkte jedoch einen Widerstand. Nach genauerer Überprüfung erkannte er, das sie die Mütze mit Klammern an ihrem Haar befestigt hatte. Rasch löste er diese und zog ihr die Mütze ab. Ein flüchtiges Lächeln huschte über seine Lippen als er erkannte, das sie ihr Haar nicht geschnitten hatte. Am liebsten hätte er den Knoten gelöst und ihre Haare in aller Pracht bewundert, doch es gab nun Wichtigeres zu tun. Mit zittrigen Händen knöpfte er ihr Hemd auf und zum Vorschein kamen mehrere Bandagen und es war klar, wofür sie dienten. Sebastian, der just in diesen Moment zum Bett zurückkehrte und einen Blick auf Tristan warf, sog sogleich scharf die Luft ein.
"Er ist eine ...", begann er zu schreien, doch Cole wirbelte hastig zu ihm herum und drückte ihm seine Hand auf den Mund.
"Eine Frau, ich weiß", flüsterte er und gab dem Koch zu verstehen, dies gefälligst nicht laut hinauszuschreien. Sebastian nickte und als Cole seine Hand von ihm löste, begann er sofort mit lauter Fragen um sich zu werfen.
"Ich erkläre dir alles später, aber verdammt nochmal, behalte es für dich", meinte Cole und machte sich daran Sophia das Hemd auszuziehen. Nachdenklich sah er dann zu der Schüssel mit Wasser, die Sebastian gebracht hatte.
"Die Temperatur muss dringend runter. Vergiss das, befülle den Zuber mit kaltem Wasser. Mach schon, beeile dich", befahl er und Sebastian eilte sich, dem Befehl zu folgen.

Die Nacht brach herein und das Fieber, das Sophia gepeinigt hatte, begann endlich zu sinken. Cole, der sich stundenlang um sie gekümmert hatte, atmete erleichtert aus. Erschöpft saß er auf einem Stuhl, den er an das Bett herangezogen hatte. Nachdenklich betrachtete er Sophia, die zwar noch leicht glühte, aber nicht mehr brannte. Das es ihr besser ging, bewies auch ihre ruhige Atmung, die vor kurzem noch rasend schnell gewesen war. Cole überlegte, was er nun mit ihr machen sollte. Bisher war sie nicht zu sich gekommen, doch das könnte sich jederzeit ändern und sie erkennen lassen, das er von ihrem Geheimnis wusste.
Im Moment lag sie völlig nackt in seinem Bett und lediglich die Decke verhinderte einen Blick auf ihren schönen Körper. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Er hatte, als er Sophia im kalten Wasser gebadet hatte, alles gesehen. Er wusste, das sie perfekte Kurven hatte und alles an ihr entsprach zu seiner völligen Zufriedenheit. Einen Makel hatte er nicht finden können und es war ihm schwergefallen, anstand zu bewahren. Seine Sorge um sie hatte den lüsternen Gedanken jedoch Einhalt geboten. Cole wusste, sie hatte das schlimmste überstanden und er würde sie nicht länger in seinem Bett behalten können. Tom-Tom hatte bereits nach ihr gesucht und dabei das ganze Schiff auf den Kopf gestellt. Cole hatte das Gerücht verbreiten lassen, das er Tristan in seiner Kajüte wegen eines Fehlers bis spät in die Nacht eine Strafarbeit aufgebrummt hatte. Das stoppte zwar die Suche von Tom-Tom, doch deren Sorgen hatte es nicht gemildert. Cole plante nun, Sophia im Laufe der Nacht wieder in Tristan zu verwandeln und sie in ihrer Hängematte abzulegen. Wenn sie erwachte, konnte er nur hoffen, das sie keine Fragen stellte. Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus den Gedanken. Rasch erhob er sich und öffnete sie einen kleinen Spalt weit. Es war Sebastian. Cole ließ ihn hinein und verschloss dann rasch wieder die Tür, um neugierige Blicke draußen zu behalten.
"Sie sieht schon viel besser aus", meinte Sebastian und eilte zum Bett. Sichtlich zögerte er, ehe er nach der Decke griff und sie anheben wollte. Mit einem gewaltigen Satz war Cole bei ihm und verpasste ihm einen mächtigen Schlag, sodass Sebastian erschrocken zur Seite taumelte.
"Was genau, wolltest du da gerade tun? Sie ist Nackt, wage auch nur einen Blick und ich reiße dir dein verdammtes Herz hinaus", fauchte Cole ihn gefährlich an.
"Ich kann es irgendwie immer noch nicht glauben, das sie eine Frau ist, ich wollte nur auf Nummer sicher gehen", rechtfertigte der Koch sich.
"Glaube es, oder glaube es nicht. Aber nimm die Finger von ihr", schimpfte Cole.
"Schon gut Boss, ich werde es nicht erneut wagen", versicherte Sebastian ihm.
"Gut, das will ich auch hoffen. Geh, ich muss sie wieder zu Tristan werden lassen und dabei darfst du gewiss nicht zusehen", meinte Cole und scheuchte Sebastian aus seiner Kajüte.

Des Piraten liebster SchatzWhere stories live. Discover now