Sport ist Mord

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Miki pov:

Langsam mache ich meine Augen auf, die ich zusammen gekniffen hatte, jederzeit darauf gefasst, sie nicht mehr zu öffnen. Ich sehe an mir runter und stelle fest, dass zu meinem Glück noch alles dran ist. Nachdem ich mich auch versichert habe, dass aus welchem Grund auch immer, keiner gestorben ist, richte ich mich langsam auf. "Wir leben noch. Langsam frage ich mich, ob Jitsuko das überhaupt ernst meint." überlegt Miki und runzelt die Stirn. "Ich denke schon, sonst wären wir ja kaum hier..." murmelt Kira zögerlich und wirkt immer noch ziemlich bestürzt, über Jitsuko's plötzlichen Charakterwandel. "Wunderbar, ihr seit ja schon alle wach. Nachdem ihr so einen erholsamen Schlaf hattet, könnt ihr ja jetzt ein wenig Sport ma..." "Wie sind wir überhaupt hier hergekommen?" unterbricht Uchi Jitsuko, die gerade auf dem Bildschirm aufgetaucht ist. Sofort bildet sich eine sichtbare Ader auf ihrer Stirn und sie wirkt aufgebracht. "Aus Prinzip, weil du mich unterbrochen hast, gibt es keine Antwort!" knurrt sie durch zusammengebissene Zähne und setzt erneut zu ihrer Rede an. "Wo waren wir? Ach ja, Sport. Nach eurem Dornröschenschlaf, wird ein bisschen Sport sicherlich nicht schaden. Jeder nennt mir jetzt eine Zahl zwischen eins und zehn, keiner darf dieselbe nehmen!"

Milli pov:

Was heckt sie jetzt bitte wieder aus? Naja, wie auch immer, mehr als ihr Spiel mitzuspielen können wir gerade nicht machen. "6." sage ich entschlossen und hoffe, dass ich meine Wahl nicht bereuen werde. Nacheinander verkünden alle ihre ausgewählten Nummern. Kira 5, Uchi 9, Miki v4 und Amaya hat sich die 1 ausgesucht. "Alles klar, zweimal gerade, dreimal ungerade. Ob eure Zahl gerade oder ungerade ist entscheidet jetzt über euren..., naja freundlich ausgedrückt, weiteren Weg. Sofort läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken, sie ist doch sonst nicht so sprachlos. Das kann doch schon nichts gutes heißen. "Gerade leicht, ungerade schwer. Das wird ein Spaß! Dann tretet doch bitte ein." grinst Jitsuko und eine schwere Metalltür schwingt auf und schlägt mit einem ohrenbetäubenden Krachen an die Wand hinter ihr. Nachdem klar ist, dass keinem das Trommelfell geplatzt ist, treten wir alle durch die Tür. Sagte ich der Knall war laut? Das war gar nichts. Überall rattert es und es klingt wie in einem Uhrenturm. Man hört nur irgendwelche Maschinen und immer wieder das ekelhafte Geräusch von aufeinander schlagendem Metall. Es ist ein höllisches Durcheinander von schrecklichen Tönen, die einfach nur in den Ohren wehtun. Kurz bin ich benommen von den ganzen neuen Eindrücken, immerhin war es im vorherigen Raum verhältnismäßig still. Und die Frage, wie wir in den anderen Raum gekommen waren, ist auch immer noch nicht geklärt. Soweit ich weiß, haben wir auf den Knopf gedrückt in diesem Steinzeit Raum und das letzte woran ich mich erinnere ist ein heftiger Schmerz, der durch meinen Kopf geschossen war und darauf folgte endlose Dunkelheit. Nach und nach nehme ich nun auch alles andere wahr, außer diese grauenvollen Klänge, zum Beispiel ein erstauntes Raunen von einem meiner Teammitglieder. Als ich meinen Blick weiter wandern lasse, verstehe ich auch wieso.

Kira pov:

Vor unserer Gruppe befinden sich zehn verschiedene Wege, nein, eher Parkoure. Alle sind durchnummeriert, von eins bis zehn... Und es gibt wirklich alles an Hindernissen, von Balancieren bis Klettern oder Springen, ist alles dabei. Aber etwas daran ist komisch, da ist noch was anderes. So ein knackendes Geräusch und das tanzende, schattenwerfende Licht irritieren mich irgendwie. "Das ist unser Ende!" ruft Amaya und wirkt vor lauter Verzweiflung schon fast motiviert. Jitsuko's freudige Lache ignoriere ich gekonnt und konzentriere mich eher auf das, was nun vor uns liegt. Murrend treten wir alle an den Start unserer Parkurse. "Hätte ich mal nicht die 5 genommen..." murmele ich leise vor mich hin und betrachte den Bildschirm, welcher hoch über uns aufragt. Darauf ist ein großer, knallroter Countdown abgebildet, welcher momentan bei dreißig Minuten steht. "Na dann, meine Freunde. Ihr könnt euch vermutlich denken, was jetzt kommt, hehe. Ihr dürft euren Parcours absolvieren, aber nacheinander, also Amaya fängt an und dann immer der Reihe nach. Es gibt noch eine kleine Sonderregelung, die Zeit die ihr braucht, wird dann der nächsten Person von der verfügbaren Zeit abgezogen. Amaya, mach dich..." "WAS? NICHT DEIN ERNST!? WAS IST BITTE FÜR EIN MONSTER AUS DIR GEWORDEN??" rief Uchi dazwischen, aber Jitsuko ergriff augenblicklich wieder das Wort. "UNTERBRICH MICH NOCH EINMAL UND DU STIRBST SOFORT! UND JETZT HALT DEN RAND UND WARTE, BIS DU DRAN BIST!" keift sie wütend zurück und erklärt, dass Amaya sich bereit machen solle. Nun wurde mir auch klar, warum gerade Uchi sich so aufregt. Sie hat immerhin die Nummer 9...

Amaya pov:

Komm schon! Du kannst das, es hängt zwar nur das Leben der anderen davon ab, wie schnell du jetzt bist, aber du packst das..., sprach ich mir selber gut zu, nehme danach meinen ganzen Mut zusammen und übertrete die feuerrote Linie zu meinen Füßen. In dem Moment ertönt ein lautes Piepen, mein Startsignal. Schnell renne ich los und gebe mein bestes, jedoch habe ich nicht die beste Ausdauer und versuche schnaufend möglichst zügig voranzukommen. Ich muss immer wieder irgendwo hochklettern, dann runterspringen, nur um danach wieder hochzuklettern. Völlig außer Atem kehre ich einige Zeit später zu den anderen zurück und werfe einen Blick auf den Timer. 7;47 Minuten habe ich gebraucht, und es sind noch vier Leute... sofort bereue ich es, so schnell schlapp gemacht zu haben. Als Nächstes ist Miki dran, nachdem auch sie aufgebrochen ist, beobachten wir sie alle, wie sie athletisch von einem Hindernis zum nächsten springt. Würde es hier nicht um Leben und Tot gehen, würde es schon fast Spaß machen, ihr zuzusehen. Miki kommt in einem Affenzahn zurück und starrt auf den Bildschirm. 4:31 Minuten. Also haben die anderen drei noch knappe 18 einhalb Minuten.

Uchi pov:

So ging es weiter, bis auch Kira und Milli fertig waren. Dadurch das Kira einmal gestürzt war, hat sie wertvolle Sekunden verloren. Mir bleiben insgesamt 5:13 Minuten, da Milli und Kira zusammen etwa 12 Minuten gebraucht haben. Ich merke, wie ich anfange nervös zu werden und beginne, meine schwitzigen Hände zu kneten. "Uchi, wenn du nicht langsam losgehst, fliegst du direkt raus!" droht mir die Stimme aus dem nirgendwo und stresst mich nur umso mehr. "Uchi..." nuschelt Milli neben mir und sucht wohl nach Worten um mich aufzumuntern, schließt ihren Mund aber wieder und blickt betreten zur Seite. Mir läuft der Schweiß den Rücken runter, während ich ein paar Schritte zurück trete und mich bereit mache. Innerlich drehe ich durch, aber äußerlich kann ich mir das natürlich nicht anmerken lassen, also tu ich einfach das einzige, was ich jetzt tun kann. Ich nehme so viel Anlauf, wie es mir möglich ist und sprinte auf das erste Hindernis zu, es ist ein wackelnder Balken, über den ich mit Leichtigkeit drüber komme. Das darauffolgende Piepen, soll zwar ein Startsignal sein, aber für mich klingt es eher, wie eine Drohung, der Beginn des Endes. Vor lauter Angst, gebe ich weiterhin Vollgas und komme gut durch. Ich sehe schon die rote Linie, welche sowohl die Startlinie, als auch das Ziel darstellt. Doch in dem Moment ertönt schon wieder dieses nervtötende Piepen. "Tja, Uchi... netter Versuch" redet Jitsuko's Stimme aus dem knackenden Lautsprecher, sie klingt schon fast...mitleidig? Ich renne weiter, obwohl mir immer mehr klar wird, wie sinnlos es ist. Ich hebe den Blick und schaue jedem meiner Teammitglieder ein letztes Mal in die Augen, bevor ein schallender Schuss erklingt und ein stechender Schmerz durch meine Brust schießt. Schreiend falle ich auf den Boden und drücke meine Hand auf die klaffende Wunde, doch das Blut spritzt immer weiter, vermischt sich mit dem dunkelroten Farbton der rettenden Ziellinie, welche auf einmal so weit entfernt wirkt, obwohl ich nur kurz vor ihr zusammengebrochen bin. "UCHI!!" Ich weiß nicht wer da geschrien hat, doch es ist das letzte was ich wahrnehme, bevor ich beginne zu fallen. Ein Falltür hat sich im Boden geöffnet und die Dunkelheit verschlingt mich, bis ich das knackende Geräusch höre und ein letztes Mal das rot gelbliche, tanzende Licht sehe, von dem brennendem Ungeheuer, welches mich gleich erlösen wird. Es ist wunderschön, obwohl Feuer so gefährlich ist, kann es doch so wunderschön sein.

"Tja, da habt ihr eure Antwort. Ich meine es wortwörtlich Todernst!"

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⏰ Last updated: Nov 04, 2022 ⏰

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