Kapitel 26

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Natasha blickte sich selbst ins Gesicht – wie irreal das gerade war. Sie hatte schon mit vielen Menschen auf der Welt gekämpft, ob es nun ausgebildete Soldaten waren, Agenten, Meisterkämpfer, oder was es sonst noch so gab, aber gegen sich selbst zu kämpfen, war einfach eigenartig. Das schlimmste daran war nicht mal sich selbst zu sehen, sondern die Tatsache, dass man diese andere Natasha nicht einfach austricksen konnte, da sie nun mal genauso agierte, wie sie selbst. Da wäre es sogar leichter gegen einer der anderen Black Widows zu kämpfen. Der Rothaarigen entfuhr ein leises Schnauben und griff erneut ihre Gegenüber an. Sie täuschte einen Angriff auf ihren Magen an, nur um dann nach deren Arm zu greifen und sie zu Boden zu bringen. Wie zu erwarten – oder auch nicht – sah die andere Rothaarige es so kommen und fing ihre Faust ab und trat ihr die Beine weg. So einfach würde sie es der Frau nicht machen und packte den Arm der anderen und sammelte ihre Kraft, um diese dann über sich drüber zu werfen und sich anschließend ab zu Rollen. Die Agentin warf den Kopf hoch und verpasst ihrem Doppelgänger einen Tritt ins Gesicht, bevor sie dann aus ihrer Pose hochkam. Natürlich wusste sie, dass man eine Natasha Romanoff nicht so leicht außer Gefecht setzt.
Das einzige Wort, was ihr über die Lippen kam war ein was? Immer noch versuchte Wanda seine Worte zu verstehen und zu überlegen, ob diese Wahr waren oder nur eine weitere Lüge. Aber seine Augen und seine Mimik sprachen aus, dass es keine Lüge sei. Man konnte ihnen Mitleid und Entschuldigungen erkennen. „Warum soll ich dir glauben, wenn du mich schon oft genug belügt und misstraust hast – du hast es doch gerade selbst gesagt." entgegnete sie ihm. „Wäre ich wirklich den ganzen Weg hierhergekommen, zusammen mit Clint und Tony – die gerade dabei sind Yelena zu vernehmen – nur um dir dann etwas vorzulügen? Wanda, auf gar keinen Fall. Ich meine die Entschuldigungen vollkommen ernst." antwortete der Cap ihr und blickte sie voller ernst an. Er stand nun auf und lief auf die Hexe zu, um ihr die Hände auf die Schultern zu legen. Er hatte recht. Wäre er wirklich hier, um ihr weiß Gott was zu tun, hätte er es schon längst erledigt und hätte auch ganz bestimmt nicht Stark und Barton erwähnt. Ein leiser Schluchzer überkam sie, gefolgt von noch mehr Tränen, als sie Rogers Hände auf ihren Schultern spürte. „Aber... Aber warum seid ihr jetzt erst gekommen?" wollte sie dann wissen, ihre Stimme nicht mehr als ein Hauchen. „Erst vor einigen Tagen kam Fury zusammen mit Natasha zurück und erzählte ihre Vermutungen und dann kamen auch die Meldungen darüber, dass hier etwas Komisches vor sich geht. Vor drei Tagen sind dann Coulson und Hill hierher geflogen, um diese Anomalie – die du verursacht hast – zu untersuchen. Um mich noch kürzer zu fassen, sobald wir genügend Informationen hatten, hat Stark extra Anzüge entwickelt, um durch das Kraftfeld zu gelangen." begann er und machte eine kurze Pause, wahrscheinlich damit sie alles verarbeiteten konnte. Ehrlich gesagt war die Hexe sich nicht mal sicher, ob ihr Verstand das überhaupt noch aufnahm. Ihre Gedanken kreisten sich nur um Natasha und das sie lebte – ihre Gefühle machten gerade eine Achterbahn durch. „Jetzt hör mir aber gut zu. Du musst das, was auch immer du hier erschaffen hast, beenden. Keiner dieser Menschen hat das was verdient, was du hier getan hast – egal ob aus Wut oder Trauer. Lass diese Menschen wieder sie selbst sein." die Rothaarige wusste, vielmehr konnte nur erahnen, was sie den Menschen angetan hatte und wusste das es falsch war. Doch das hier, ihre eigene Welt, war der einzige Ort, an dem sie die ganze Zeit über glücklich war. Sie nickte und sah zu ihm auf. „Ich konnte es nicht verhindern, es kam einfach über mich..." versuchte sie sich noch zu erklären, doch Steve winkte es nur ab. „Dafür haben wir später noch Zeit. Jetzt müssen wir erstmal Nat mit ihrer Doppelgängerin helfen." Wanda fuhr sich über die Augen und wischte sich die Tränen weg, bevor sie die Schultern straffte und mit Steve zusammen nach draußen lief.
Keine Ahnung, was die Hexe erwartet hatte zu sehen, als sie und der Captain nach draußen kamen. Jedenfalls nicht das sich beide Natashas an den Haaren zogen. Dieser Moment war einfach zu komisch, dass sie nicht anders konnte als leise zu kichern. Doch sie hatte auch sofort gespürt, wie sich ihr Herzschlag beschleunigt hatte, als sie die richtige Black Widow gesehen hatte. Ihre Freundin hatte nun kürzere Haare die, ihr nur noch bis zum Kinn reichten, anstatt wie vorher bis zur Schulter, ebenso trug sie ihren üblichen Lederanzug. Ein kleines Lächeln erschien auf ihren Lippen, als sie hörte wie Natasha auf Russisch fluchte – das war ihre Freundin. „Wie genau sieht jetzt der Plan aus?" wollte Steve wissen und blickte die andere an. „Wir müssen Nat von der anderen weglocken, dann treffe ich sie mit einem Energieball und sperren sie dann ein." er war heilfroh, dass der Doppelgänger nicht real war, denn der ein Teil von Wandas Plan klang ziemlich übel.
Die Agentin zog erneut an den Haaren der anderen. „Cyka!" meinte sie in ihrer Muttersprache zu sagen. Sie wollte gerade ansetzen ihr einen Schlag in die Magengegend zu verpassen, als sie Schritte hörte, die definitiv von mehr als einer Person stammten. Und als sie dann Wandas Stimme hörte, dachte sie ihr Herz würde für einen Moment stehen bleiben. Noch nie im Leben war sie so froh jemandes Stimme zu hören und als dann aus dem Augenwinkel die roten Locken der Hexe zu erkennen war, konnte die Black Widow, als zu Lächeln und zu spüren, wie ihr Puls sich erhöhte. Doch, bevor sie Wanda in die Arme schließen konnte, musste sie ihre Doppelgänger zu Boden bringen. Sie trat einen Schritt nachvorne, zwischen den Füßen der anderen und hackte ihren Fuß hinter deren und zog ihn weg. Bevor die andere jedoch hinfiel, packte die Black Widow ihr Bein mit der freien Hand und löste die andere Hand aus den Haaren, um ihren Arm zu nehmen und dann mit Schwung über sich rüber warf. Im nächsten Moment sah sie, wie die rothaarige Hexe ihre Hände hob und mit einem Ball aus Kräften die Fake Natasha noch weiter nachhinten warf, gefolgt von Steve der auf diese zu ging – vermutlich, um diese irgendwo festzubinden.
Langsam drehte sie sich nun zu Wanda, die immer noch am Treppenabsatz stand und ihre Freundin nur ansah. Während sie nun auf diese zu lief, ging auch die andere die restliche Stufe runter und in den Moment in dem Natasha Wanda in die Arme schloss, fühlte es sich an als würde die Welt für diesen Augenblick stehen. Es waren nur sie und Wanda, beide in ihrer eigenen kleinen Welt, in der sie niemand stören würde. Die Rothaarige fuhr mit der Hand durch deren Locken, bevor sie ihre Lippen sanft auf die der anderen legte. Wanda schlang ihre Arme um den Hals der Black Widow und erwiderte jenen Kuss genauso sanft, bevor beide diesen vertieften und leidenschaftlich mit einfloss. Es füllte sich einfach, wie ein Traum Natasha wieder in den Armen zu haben, ihre Lippen zu spüren, einfach sie wieder zu haben. Nicht nur bei der Hexe liefen Tränen über die Wange, sondern auch bei der anderen. Jene von der man dachte, sie hätte nicht einmal Gefühle – doch hier war nun zu sehen, wie sehr die beiden sich einander bedeuten. „Ich dachte, ich hätte dich für immer verloren..." flüsterte Maximoff, als beide Frauen sich voneinander gelöst hatten und die andere sanft mit dem Daumen über ihre Unterlippe strich. „Ich wollte dir das niemals antun... ich hätte dir am liebsten unseren Plan verraten, doch wir mussten auf Nummer sicher gehen..." antwortete sie leise und sah sie entschuldigend an. „Hätte ich gewusst, was das in dir auslöst, hätte ich das niemals getan. Ich gebe mir die Schuld für, dass was hier geschehen ist... es tut mir unglaublich leid, Wanda.""Hör auf, dir die Schuld zu geben – du hast damit absolut nichts zu tun. Es lag an mir, ich habe das hier erschaffen. Und komm jetzt nicht mit „Es ist auch nicht deine Schuld." Verstanden?" ein Schmunzeln erschien auf den Lippen der Agentin und es folgte ein Nicken. „Sobald wir Yelena haben, wird das hier alles verschwinden.""Ich liebe dich, Wanda.""Und ich liebe dich, Natasha." es folgt ein weiterer kurzer Kuss als ein lauter Knall zu hören, was beinahe so klang als wäre etwas aufeinandergeprallt und dann Steves Stimme zu hören war. „Ich möchte die Damen zwar ungern stören, aber ich glaube da brauchen zwei Avengers unsere Hilfe." entgegnete er ihnen und blickte kurz auf die Doppelgängerin, die nun in Handschellen an den Zaun gefesselt war. Die beiden Frauen wandten sich dem Captain zu und nickten. „Das glaube ich auch. Wer weiß, was Belova vorhat – vor allem mit dem Taskmaster Anzug." antwortete Natasha und blickte nochmal zu ihrer Freundin.

Echoes in the darkness {Scarlet Widow FanFiction} - AbgeschlossenWhere stories live. Discover now