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„Oha." Claire staunte nicht schlecht, als sie und Sue am Abend unser Zimmer betraten. „Ihr seht super gut heiß aus", urteilte sie über Hopes und meinen Anblick.

Nach der Waldexkursion hatten wir uns mit den Beiden verabredet, einen Pub in Old Town zu besuchen und ich freute mich schon, die Stadt auch endlich selber zu sehen.

„Aber nehmt euch besser noch eine Jacke mit, nicht dass es euch Mimosen wieder zu kalt wird." Sue grinste und ihr schwarzer Bob unterstrich ihre Frechheit.

„Einmal am Tag halb zu erfrieren reicht voll und ganz", stimmte ich ihr zu. 

Ich schnappte mir meinen schwarzen Blazer, zog ihn über und warf einen abschließenden Blick in den Spiegel. Ich trug eine enge schwarze Jeans, eine lockere, beige Bluse und dazu passende Pumps. Meine dunkelblonden Haare fielen, dank Hopes Frisier-Talents, in den Spitzen eingedreht bis in meine Taille und ich war dezent, aber doch betonend geschminkt. Ich gefiel mir.

„Na ja. Wir man hört, war es ja nicht nur kalt heute im Wald. Vielleicht auch heiß. Ganz kurz jedenfalls", schnurrte Hope, woraufhin Claire kicherte und Sue mir zuzwinkerte.

„Wenn ihr doofen Hühner auf die Begegnung mit Ethan anspielt ... er hat mir nur geholfen, den Weg wieder zu finden", erklärte ich zum gefühlt hundertsten Mal an diesem Tag.

„Also ich meine mich genau daran erinnern zu können, wie deine braunen Augen geleuchtet haben, als du uns davon am Bus erzählt hast", triezt Hope mich weiter und grinst mich breit an.

„Blödsinn!" Ich verdrehte die Augen.

„Wusstet ihr eigentlich, dass er sie Kitz nennt?" Hope wandte sich zu Claire und Sue. „Also von Rehkitz? Voll niedlich oder?"

„Ehrlich?" Sue machte große Augen. „Das alleine ist ja schon mega süß."

„Das ist ein dummer, alter Spitzname aus unserer Kindheit!", platzte es etwas zu harsch aus mir heraus. „Und jetzt will ich auch nichts mehr davon hören. Ethan ist kein Heiliger, auch, wenn ihr das noch so gerne glauben wollt. Was er mir und meiner Familie mit seinem plötzlichen Verschwinden angetan hat, zeigt nur die Hässlichkeit seines Charakters, gutes Aussehen hin oder her! Und ich habe bis jetzt keine Erklärung dafür von ihm bekommen! Also lasst es jetzt gut sein, okay?"

Ich schaue die Mädels vorwurfsvoll an, die wiederum mich anstarrten.

„Sorry, Süße", sagt Hope betreten.

„Genug jetzt von diesem doofen Thema." Ich schnappte meine Handtasche. „Los, lasst uns jetzt endlich einen schönen Mädelsabend haben!"

Ich hakte Sue unter den Arm und wir wollten gerade das Zimmer verlassen, als ich Hope Claire noch etwas zuflüstern hörte. „Wenn sie ihn nicht will, dann sollten wir auslosen. Das wäre nur fair."

Die Mädels verfielen in ein kindischen Kichern, ich verdrehte die Augen und zog Sue aus dem Zimmer.

Old Town machte seinem Namen alle Ehre. Die Altstadt war wunderschön und urig, es wirkte fast, als sei die Zeit hier einfach stehen geblieben. Jedenfalls was die Architektur anging, denn in den engen Gassen war gar reges Treiben. Eine Bar reihte sich an die nächste, ein Pub an den anderen. Die Studenten der UMaine schienen diese Altstadt abends zu neuem Leben zu erwecken und so ließen wir uns von der allseits guten Stimmung mitreißen, bis wir schließlich in einem der wenigen, noch nicht komplett vollen Pubs einkehrten.

In einer der hinteren Ecken fanden wir noch einen freie Tisch. Die Luft war zum Schneiden, es war furchtbar warm, beinahe stickig, was der partymäßigen Stimmung hier aber keinen Abbruch tat. Klarer Fall, Old Town war ganz sicher nicht in der Zeit stehen geblieben, sondern hatte sich den Bedürfnissen ihrer studentischen Besuchern angepasst. Die Musik war laut, die Getränke günstig und die Stimmung erste Sahne.

Nach kürzester Zeit hatten wir die ersten Cocktails intus und die Jungs am Nachbartisch ausgecheckt.

„Ich finde den Blonden ja ganz süß", säuselte Sue, während sie an ihrem Strohhalm nagte und ihren Bob akkurat hinter die Ohren strich.

„Hm, dann schnappe ich mir den Linken", schlug Claire vor, die meines Erachtens nach schon von dem ersten Drink ganz schön beschwipst war.

„Und du?", wollte ich von Hope wissen, die irgendwie betrübt da saß.

„Ich weiß nicht." Sie ließ ihre Schultern hängen. „Keiner von denen ist auch nur ansatzweise so wie Jake."

„Ach ... sieh an." Ich musste lachen. „Vor ein paar Tagen hast du ihn noch so hart abgewiesen, und jetzt das?"

„Ich weiß ... und ich bereue es vielleicht auch ein wenig." Hope zog eine Schnute. „Ich meine, kannst du dich an seine Oberarmmuskeln erinnern?"

„Ja Süße, das kann ich." Ich schmunzelte.

„Mist verdammter", schmollte sie weiter.

„Komm schon, Süße. Da hilft nur ein weiterer Drink." Ich klopfte ihr bestärkend auf den Oberschenkel, nahm die Cocktailwünsche der Mädels auf und quetschte mich an anderen Studenten vorbei zur Bar.

„Ich hätte gern noch zwei Sex-on-the-Beach und zwei Bloody-Maries", ließ ich den Barkeeper wissen, der sich weit zu mir rüber lehnen musste, um mich bei der Lautstärke um uns herum überhaupt zu verstehen und ich war froh, dass er wie schon zuvor keinen Ausweis sehen wollte, andernfalls wäre es echt peinlich geworden. 

So nickte er mir nur kurz zu und machte sich ans Mischen unserer Getränke, als sich plötzlich ein Arm von hinten um meinen Hals und meine Schulter schlang. 

„Ich wette hundert Dollar, Kitz, dass Jules das hier gar nicht gut heißen würde", raunte Ethan an meinem Ohr, um die Musik zu übertönen.

Das Flüstern des Alphas | ✔︎Where stories live. Discover now