Duell

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  Wir übten bereits seit einigen Stunden auf dem Übungsplatz. Erst waren es nur einfache Aufwärmungen, danach folgten ein paar Durchlaufe von einigen Kampfstellungen. Erst waren sie langsam und jede Bewegung überaus bedacht, um die richtige Haltung zu waren. Nun sollten sie schneller ausgeführt werden, sodass es immer schwieriger wurde und ich zu keuchen begann. Ich konnte es nicht schön reden, auch wenn ich mich erheblich gebessert hatte, doch meine Ausdauer war nach wie vor im Vergleich zu dem erwarteten Durchhaltevermögen von Elben immer noch schlecht.

  >> Schwertarm oben lassen und mehr aus der Hüfte drehen! <<, bellte Thranduil über den Platz, als er sich kurz mit einem Soldaten unterhalten musste, der ihn in Anspruch genommen hatte. Er schien sichtlich zusammenzuzucken, als er Thranduils donnernde Stimme direkt neben ihm hörte, wobei ich schon Ohrenschmerzen in einiger Entfernung bekam. Das tat er immer. Diese Stimme von meinem Gefährten war überaus gewöhnungsbedürftig. Ich vermutete er verfiel  auf dem Übungsplatz komplett in seine gewohnte Kommandogewalt des gefürchteten und talentierten Schwertkämpfers, wie seiner einfachen und doch überaus schwierigen Rolle als König, der keine Widerworte duldete.

  Kurz darauf kam er zurück und beäugte meine Ausführungen, wie Katzen ihre Beute beäugen würden - stets erpicht auf einen Fehler. So trat, hieb, duckte und drehte ich mich immer wieder aufs Neue, wich einige Schritte vor und wieder zurück, bis meine Hände glitschig um den einfachen Metallknauf des Schwertes lagen. Ein Übungsschwert, jedoch aus Eisen, als aus Holz, welches Thranduil vor einigen Tagen ausgetauscht hatte, da er der Meinung war, ich solle nun mit dem eigentlichen Gewicht des Schwertes üben. So war es natürlich deutlich schwerer und veranlasste ihn mehrere Pausen oder verkürzten Unterricht zu machen.

  >> Rechten Ellenbogen höher! Du lässt ihn schon wieder hängen. Wärst du in einen Angriff verwickelt, hättest du schon zum sechsten Mal das Zeitliche gesegnet. <<, befahl Thranduil nun etwas ruhiger, als zuvor.
  Ich rang mir gerade so ein kleines Grinsen ab, als ich den Ellenbogen in die richtige Position brachte und ordentlich mit dem Schwert ausholte. Vielleicht ein ganz klein wenig in die Richtung des ernst dreinblickenden Königs, der die ganze Zeit über, wie ein Tiger um mich herumgeschlichen war und nun endlich seit einigen Minuten stehen geblieben war. Vielleicht musste er deshalb auch einen Schritt zurückweichen, weshalb er gleich noch etwas finsterer dreinblickte.
  >> Wenn du mich schon umbringen willst, war das eine Erbärmlichkeit, die ich nicht von dir erwartet hätte Arien. <<
  Ich bekam eine schreckliche Gänsehaut, die nichts mit Behaglichkeit zu tun hatte, als ich hörte, wie er grässlich lang meinen Namen in die Länge zog.
 
  Ich machte einfach weiter und achtete nicht auf seine Bemerkung. Was war nun eigentlich mit dem Duell? Wollte er mich erst ermüden oder war das ein schlechter Scherz gewesen? Ich wusste es nicht ganz Recht, doch es war mir egal. Ein grandioser Plan hatte bereits Gestalt angenommen.

  Thranduil stand rechts vor mir, in nun wieder etwas sichererem Abstand als eben, sodass ich mich nun mit drei großen Schritten vorwärtsbewegen musste und das Eisenschwert gegeben erst nach rechts, dann nach links, um es dann nach rechts unten niedersausen zu lassen. Sofort drehte ich mich auf der Stelle und duckte mich gleichzeitig, um anzutäuschen, dass ich einen feindlichen Angriff von oben entgehe. Im nächsten Moment stand ich wieder gerade, vielleicht etwas zu dem unbeeindrucktem Elbenkönig gewandt, als sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen stahl. Des Sieges sicher war ich im Inbegriff ihm meine Schulter in die Brust zu rammen, so wie er es mir in den ersten Stunden gezeigt hatte und ich es auch schmerzlich zu spüren bekam. Doch noch ehe ich es mich versah schlug ich auf weichem Grasboden auf und mir wurde schmerzhaft die Luft aus den Lungen gepresst. Ein rasselnder Atemzug entglitt mir, als sich der nun breit grinsende, leicht missbilligende König in mein Sichtfeld schob.
  >> Ich denke ich habe gewonnen. <<, verkündete er müßig, sodass ich nur grimmig die Augenbrauen zusammenzog.
  >> Wir haben gar nicht angefangen! <<, klärte ich frustriert auf, ehe ich mich auf die Füße rappelte, nach dem Schwert neben mir im Gras griff und ihn fixierte.
 
  Siegessicherheit prangte sein viel zu hübsches Gesicht, welches mich in diesem Moment unglaublich wütend machte. Wie er lässig mich musterte, vielleicht auch etwas zu genau und danach noch etwas mehr seine Augen funkelten, sich müßig und ohne Aufzusehen eine Staubfluse vom Ärmel seiner langen, heute goldenen Robe  zupfte und dann gelangweilt wieder aufblickte. Am meisten verärgerte mich jedoch, dass er nicht einmal sich veranlasst gefühlt hatte, sein unsagbar teures Gewand abzulegen.

Thranduil FF || Die Bestimmung - Die dunkle KroneOù les histoires vivent. Découvrez maintenant