Die Zeit verging etzend langsam. Dauernd hörte ich beunruhigende Geräusche und Schreie von Dinosauriern. Schon komisch, dass die Rufe der Tiere von weiter weg lauter waren, als das Atmen der Kinder. In meinem Kopf schwirrten immer wieder Gedanken wie: ,,Wie konnten sie so lange auf dieser Insel überleben?", oder ,,Warum waren wir uns noch nie begegnet, obwohl sie ja anscheinend die ganze Insel kennen?".

Ein menschliches knurren lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich. Es war Darius, der sich streckte und langsam wach wurde.

,,Morgen, du bist ja früh wach geworen.", lächelte ich den Jungen an. Er erwiderte dieses und meinte:,,Seit ich hier bin, bevorzugt mein Körper es, früh aufzustehen."

Ich drehte meinen Kopf wieder von Darius weg und starrte in den Wald. Von weitem konnte man die unruhigen Rufe der Dinosaurier hören. Der Wind wehte zart über meine Haut. Auch die Sonne war am Himmel sichtbar und langsam wurde es wärmer. Die Bäume verloren ab und zu ein paar zerfressende Blätter. Die leichten Wolken verschwanden nach einer Weile am Horizont und die Vögel zwitscherten, als wäre es ein ganz normaler Sommertag ohne eine verdammt große Gefahr.

,,Wenn wir von der Insel verschwinden, wirst du dann mitkommen?", fragte der Junge seelenruhig, setzte sich zu mir und starrte ebenfalls in den Wald. Kurz sah ich zu ihm.

,,Das hier ist mein Zuhause. Ich werde niemals gehen. Außerdem lasse ich Shiva nicht allein zurück.", erklärte ich. Darius nickte verstehend.

,,Ich wecke dann mal den Rest der Crew.", sagte er und stand entschlossen auf. Dann lief er zu einem der Betten und fing wirklich an einen nach dem Anderen zu wecken. Wieder starrte ich richtung Wald und in die weitere Ferne. Im Hintergrund nahm ich genervtes Gemurmel wahr, doch fing ich an es zu ignorieren und dachte ein wenig nach.

Was würde geschehen, falls wir es nicht schafften? Wie würde alles ablaufen? Könnten alle überleben? Mussten sie doch ihr ganzen Leben hier verbringen, ohne jemals wieder zurück aufs Festland zu können? Ich war ratlos und hoffte einfach nur, dass alles klappte.

Einige Zeit später, als alle Morgenmuffel endlich wach waren, legten wir uns einen Plan zurecht. Ich würde mit den Kids zum Boot laufen und wenn nötig mit dem Skorpius kämpfen, damit die Jugendlichen entkommen konnten, falls dieser uns angriff.

,,Dann sollten wir jetzt los. Nicht dass uns der Skorpius begegnet.", meinte Darius. Es war, als wäre er der verantwortungsvollste der sechs Kids. Brooklyn stimmte Darius mit einem überzeugendem Grund zu. 

,,Gehen wir dann auch oder sitzt ihr weiter einfach nur so rum?", fragt Kenji aufgebracht.

,,Mein Gott Kenji. Gibt es denn nicht einen Tag, an dem du nicht wegen Kleinigkeiten meckerst?", fragte nun Ben etwas gereizt. Ich sah dem Geschehen nur eindringlich zu, bevor ich mich dann in Bewegung setzte.
,,Hört auf zu meckern Leute. Wir müssen euch hier schleunigst weg bekommen. Ich will nicht, dass ihr sterbt. Also reißt euch zusammen.", meinte ich gleichgültig und sah keinen der Kids an.

Nach einigen Minuten befanden wir uns mitten im Wald. Die Kids waren still und wir lauschten jedem Geräusch. Immer mal trafen wir auf Dinos, die sich anders verhielten als es sein sollte. Ich erkannte fast nichts wieder. Es hatte sich durch den Skorpius so viel verändert. Oft fanden wir Dinoleichen und andere tote Tiere und auch waren viele gesunde Bäume einfach umgekippt. Ich fragte mich, wieso dies alles geschah.

Meine Aufmerksamkeit richtete ich auf die sechs Jugendlichen, die vorsichtig neben mir liefen. Dann ertönte ein zerbrechender Ast. Ich schob die Kids genau hinter mich, bereit mich jeder Zeit zu verwandeln.
,,Bleibt hier stehen, rennt, wenn ich es sage.", befahl ich ihnen ganz leise. Sie gehörchten und nickten zur Bestätigung.

Ich suchte alles ab, doch fand einfach nichts. Bis die Kinder dann meinen Namen sagten, leise und voller Panik. Sie zeigten über mich. Ich folgte ihren Fingern und sah dann ein hässliches Geschöpf, dass mich böse anblickte.

Mit einer Bewegung schleuderte das Ding mich weg. Ich konnte mich gerade so abfedern, wurde aber trotzdem bewusstlos, nur für kurze Zeit. Dies reichte jedoch für den Skorpius, um zu den sechs zu gelangen.

Sobald ich meinen Körper wieder unter Kontrolle hatte, verwandelte ich mich erst in ein etwas kleineren Dinosaurier. Ich entschied mich für den Raptor. Überraschend griff ich den Skorpius an. Er bewegte sich von den Kindern weg und ich nutzte die Chance sie anzubrüllen, in der Hoffnung, sie verstehen das Zeichen und rennen weg.

Zu meinem und ihrem Glück hatten sie es richtig gedeutet und sind in Richtung Boot gelaufen. Seit gefühlten Ewigkeiten kämpfte ich gegen den Skorpius. Entweder als Raptor, T-Rex oder auch als Flugdino, um ihn zu irritieren.

Ich fluchte innerlich, da er einfach nicht müde wurde. Ich dagegen wurde immer schwächer. Ich würde nicht mehr lange durchhalten, dachte ich. Und so war es auch. Mit einem einzigen Schlag, verursachte er, dass ich wegzuschleuderte und bewusstlos wurde. Alles wurde schwarz und ich konnte nicht mal mehr einen Gedanken fassen.

Ich nahm viele kleine Berührungen wahr. Einige stark, andere zart. Nach einer Zeit nahm ich dann stumpfe Stimmen wahr und ich öffnete meine Augen. Ich gewöhnte mich schnell, da es nicht mehr so hell war. Einen Moment mal, es war doch gerade noch früher Morgen, dachte ich.
Mein Kopf schnellte hoch.
,,Vorsicht, April du solltest dich nicht zu schnell bewegen.", warnte mich Darius, und er hatte recht. Ich drehte meinen Kopf und wollte aufstehen, doch verlor das Gleichgewicht.

,,Wie... Wo ist der.. Skorpius.", fragte ich und hielt mir den Kopf. Die Jugendlichen sahen mich an, als würde ich etwas verpasst haben.
,,Was ist los?", fragte ich verwirrt.

,,Es... Es gab Probleme mit dem Boot. Es hat ein Leg und wir brauchen noch länger als einen Tag, bis alles daran fertig ist.", erklärte Ben nun. Ich überlegte.

,,Oh nein. Das darf nicht wahr sein. Ihr müsst von dieser Insel runter. Ich kann euch nicht mehr länger schützen. Der Skorpius ist viel zu stark.", gab ich zu, auch wenn mir das alles sehr leid tat.

,,Da ist noch etwas. Es gibt zwei von ihnen.", erzählte Brooklynn. Ich konnte das nicht fassen. Ich fragte, woher sie das wissen. Als antwort kam,:,,Wir sahen sie, als wir vom Boot zurück hierher rannten. Sie konnten sich aber nicht ausstehen.".

Ich dachte wieder nach. Mein Kopf brummte, aber das musste ich ignorieren.

,,Wenn es nun zwei gibt und sie sich gegenseitig hassen, vielleicht würden sie sich gegenseitig töten. Vielleicht könnten wir sie zu Blues versteck locken, Blue warnen und dabei zusehen, wie sie sich bekriegen.", meinte ich mit Hoffnung im Gedanke.

,,Das wäre eine Möglichkeit.", stimmte Darius zu. Die Anderen überlegten jedoch und schienen nicht ganz davon überzeugt.

,,Gibt es keine andere Möglichkeit? Das ist viel zu gefährlich", fragte Ben. Darius sagte daraufhin,:,,Bestimmt gibt es die, aber denkt doch mal nach. Jeder Tag hier ist für uns gefährlich. Sogar für April, die sich mit allen Dinos hier verstenden hatte, bis der Skorpius auftauchte. Außerdem haben wir keine Zeit für einen anderen Plan, außer wir wollen gefressen werden.". Er hatte so recht mit dem was er sagte. Wir durften uns keine Fehler erlauben, womöglich verlieren wir sonst einen oder gleich alle von uns.

,,Darius und April haben recht. Wir müssen es versuchen und wir werden das schaffen. Wir sind doch ein Team, Leute. Wir müssen den beiden vertrauen. Vorallem, da die beiden die Klügsten sind und viel mehr über Dinosaurier wissen als wir. Eigentlich ist es nicht mein Stil das zu sagen, aber ich bin dafür etwas zu riskieren. Das machen wir nämlich schon seit wir hier sind.", leitet Yaz eine motivierende Rede ein. Es stimmte und langsam verstanden es auch alle.

,,Gut, so machen wir das. Also, wie gehen wir vor?", fragte Kenji. Darius und ich sahen uns grinsend an.

Die Königin der Dinosaurier   ▪︎Eine letzte Chance▪︎Where stories live. Discover now