"Ja Vater." sagte ich und senkte meinen Kopf noch tiefer.

"Jetzt geh auf dein Zimmer und wage es nicht, mir noch einmal unter die Augen zu treten."

Ich nickte nur stumm und ging dann aus dem Raum. Ich schaute noch einmal zurück und mein Blick begegnete dem von meinem Bruder. Sein Gesichtsausdruck war kalt, doch in seinen Augen konnte ich erkennen, dass es ihm leidtat. Ich versuchte ihm zuzulächeln und ihn somit zu beruhigen. Klappte nicht so ganz. Bevor mein Vater noch was bemerkte ging ich schnell auf mein Zimmer und starrte den Test an. Wie konnte mir nur so etwas passieren?

Eine 2!

Warum, warum, warum?

Ich hätte besser sein können.

Besser sein müssen!

Aber ich war es nicht. Mein Bruder hatte den Test nicht verhauen. Er hatte eine 1. Wie immer. Warum war ich nicht wie er?

Ich wollte, musste wie er sein. Sonst ergab mein Leben keinen Sinn.

Ich musste ganz und gar wie er sein. Dass ich ein Mädchen war störte zwar, aber das war letztendlich auch egal.

Beim nächsten Mal muss ich besser sein. Ich muss! Muss! Muss! Muss!

Ich darf jetzt nicht versagen! Sonst komme ich noch in die 3-E. Das darf nicht sein.

Auf keinen Fall. Das darf nicht sein.

Zuzutrauen wäre es deinem Vater. So schlimm wie er ist.

Ja, ich weiß. Aber so schlimm ist er nun auch nicht. Er ist nun mal sehr diszipliniert. Und ein wenig streng. Ein wenig? Okay, sehr streng. Aber er will doch nur dass es uns gut geht und wir ein schönes Leben nach der Schule haben. Das glaubst du ernsthaft noch? Natürlich. Das ist ja auch wahr.

Aber was solls. Ich sollte jetzt schlafen und vorher noch mal ein bisschen was lernen.

SEINE Schwester zu sein ist echt nicht leichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt