Die Hintertür

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Olivia lauschte angestrengt nach draußen. Ihre große Schwester Hannah telefonierte sehr laut und schien sich über ihren Job zu beschweren. Es war ja nicht Olivias Schuld, dass ihre Schwester einen Job in einem Restaurant angenommen hatte. Und deshalb viele Überstunden machen musste. Als sie noch auf dem Festland und nicht in einem Wohnungskomplex auf Isla Nublar gelebt haben, hatte Hannah nicht so viel arbeiten müssen. Sie war ganz normal zur Schule gegangen, hatte sich mit Freunden getroffen und ein normales Teenager Leben gelebt. Die Freiheiten genossen, die Olivia verwehrt blieben. Das Mädchen hielt die Luft an, als Hannahs Stimme näherte sich immer mehr dem Zimmer des Mädchens. Dann drückte Hannah die Türklinke hinunter und betrat das Zimmer ihrer kleinen Schwester. Nach wie vor war die ältere der beiden Schwestern am Telefonieren. Olivia konnte jedes einzelne Wort verstehen. 


"....ja Ashley total. Nein Dad meinte ich soll überprüfen, ob Olivia in ihrem Zimmer ist, hat wohl voll das Chaos geschoben, weil man ihr das dämliche Stofftier mit dem noch dämlicheren Namen weggenommen hat. Absolut stimmt ich dir zu, welche 11. Jährige braucht schon einen Babysitter. Ob ich den süßen Jungen bei der Ticketkontrolle im Eingangsbereich gesehen habe? Ja voll süß...." - und so schloss sich die Zimmertür der 11. Jährigen Olivia wieder und das Mädchen hörte wie die Stimme ihrer Schwester Hannah langsam leiser wurde. Sie hatte ja Recht. Olivia war definitiv zu alt für einen Babysitter. Doch ihr Daddy sah es anders. Und nur wegen dieser doofen Babysitterin war ihr Lieblingsstofftier Crackle nun nicht bei ihr und Olivia fühlte sich schrecklich alleine. Es war nicht fair. 

Das Mädchen lauschte noch, bis die Zimmertür ihrer Schwester ins Schloss gefallen war, schlug dann die Bettdecke zur Seite und schlich aus ihrem Zimmer. Wenn ihr Vater schon keinen Freund für Crackle aus dem Souvenirshop holen wollte, würde sie es eben selbst tun. Olivia kannte seit ihrem Umzug auf Isla Nublar einen kleinen Trick. Manchmal vergaßen die älteren Jugendlichen nämlich die Türen zum Hintereingang des Souvenirshops abzuschließen. Auch wenn es schwierig war, jetzt um kurz vor Mitternacht zur Main Street zu gelangen. Die Monorailbahn fuhr zwar noch, aber das Mädchen wusste genau, dass sie ohne die Karte ihres Vaters, die Zimmerkarte schlechte Chancen haben würde überhaupt aus dem Apartment heraus zu gelangen. 

Als das 11. Jährige Mädchen sich aus dem Zimmer geschlichen hatte und zur Küche gegangen war, um zu überprüfen ob dort vielleicht doch die Karte ihrer Schwester lag, wurde Olivia zutiefst enttäuscht. Denn der Tisch war leer. Sie ohne andere Option. Ihr blieb fürs erste nichts anderes übrig, als sich wieder ins Bett zu legen und zu schlafen.


Vielleicht würde ihr Vater ihr morgen wenigstens Crackel zurückgeben. Und dann würde sie abends eigenständig aus dem Apartment verschwinden, zum Souvenirshop laufen und einen Freund für ihr Lieblingskuscheltier finden.

Zeitgleich zu diesem Gedanken an eine offene Hintertür, für eine Flucht, behielt Delta die Maschine im Blick, während sie ähnlich wie Olivia an einem Plan arbeitete ihrem eigenen kleinen Gefängnis entfliehen zu können.

Sowohl Raptor als auch Mensch waren sich nicht darüber im klaren, dass sich ihre Wege morgen Abend zum ersten mal durch ein Missgeschick kreuzen würden. 

Im Schutz der DunkelheitWhere stories live. Discover now