KAPITEL 23

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WÜSTENSTURM KANNTE SICH selbst nicht mehr. Von einem Herzschlag auf den anderen änderte sich ihre Stimmung. Eine Klaue schien ihr permanent die Luft aus den Lungen zu pressen. Sie wusste nicht mehr weiter, wusste nicht mehr, warum sie eigentlich noch kämpfen wollte. Und doch. Irgendwas sagte ihr, dass sie nicht aufgeben konnte. Aber die Stimme wurde schwächer und schwächer, bis sie beinahe nur noch ein kleines Stimmchen in ihrem Hinterkopf war, das sie kaum mehr wahrnahm.

Warum sollte sie nicht aufhören weiterzumachen? Was war das, das ihr das beständig zuflüsterte? Etwa ihr angeborener Instinkt?

Nein, das konnte nicht sein.

Schon seit über einem Mond hatte sie ihren Instinkt nicht mehr gespürt. Es war als würde das Gift in ihren Adern sie langsam von ihrem Selbst abtrennen. Wer war sie, dass sie überleben wollte? Hatte das alles einen Sinn? Was ihr Überleben das Kämpfen überhaupt wert? Wäre es nicht viel leichter einfach Aufzugeben und sich ihrem Schicksal zu fügen?

Sie fühlte sich in sich gefangen und es war ihr doch als würde sie neben sich stehen. Sie nahm ihre Umgebung nur noch in Schemen wahr. Zwar wusste sie, dass Jaguarkralle bei ihr war, doch die meiste Zeit sah und hörte sie ihn nicht. Auch wenn er direkt vor ihr war. Wüstensturm hatte geglaubt, Furcht, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit u kennen. Sie hatte geglaubt, jede Situation mit klarem Kopf und kühl überlegten Gedanken begegnen zu können. Falsch gedacht. Oh, und wie falsch sie gelegen hatte. Jetzt hatte ihr die Verzweiflung so hart die Luft aus den Lungen gepresste, dass sie nicht mal mehr wusste... ja was eigentlich. Es war als hätte sich eine schwarze Kuppel aus Hoffnungslosigkeit und Halluzinationen, aus Schemen und Schmerz über sie gelegt. Sie konnte nicht mehr klar denken. Konnte nicht. Konnte.... Sie hatte immer ein Schutzschild an Objektivität und Fokus umgeben, sodass ein solch geistiger Zusammenbruch niemals möglich gewesen wäre. Aber nun war alles anders. Die Monde langen Qualen forderten ihren Tribut. Nun, kurz vor ihrem Ende lang kein Funken Entschlossenheit mehr in ihrem Blick. Sie hatte lange durchgehaltem, doch auch die stärkste Katze mit der besten Unterstützung konnte solchem emotionalem und körperlichem Druck nicht standhalten. Wüstensturm war psychisch am Ende. Sie mochte zwar noch weiterlaufen können, ihre Pfoten würden sie auch noch den nächsten Gipfel hinauftragen. das war keine Frage. Ihr Körper lebte noch, solange er lebte, würde der zähe Katzenkörper auch kämpfen. Aber sie war nur noch eine Hülle. Der Prozess dahin war schleichend gewesen. Aber jetzt – zum Ende hin – war es rasend schnell über sie gekommen.

Jaguarkralles Blick begegnete dem Wüstensturms als er sich umdrehte um nach ihr zu sehen, da sie seit geraumer Zeit nicht mehr auf seine Fragen und Sticheleien antwortete. Ihm blieb das Herz einen Augenblick lang stehen. Nein! Nein! Nein!, tobte es in seinem Kopf. Alles fühlte sich kalt an. Zitternd leckte er sich über die Lippen um sich seinen Schock nicht anmerken zu lassen. Doch was er in ihrem Blick sah war nichts als Verzweiflung und Leere – Leere, einfach nichts. Nichts! Nein, das darf nicht wahr sein!, innerlich heulte er vor seelischem Schmerz auf, Beim SternenClan! Ich habe doch gefleht, gebetet... Nein ich habe euch im Staub kriechend gebeten, dass sie bis zum Schluss durchhalten möge. Nein! Sie kann jetzt nicht einfach so aufgeben. Das darf sie einfach nicht! Er wusste, dass sie Lage nun aussichtslos war. Wenn sie nicht kämpfte, würde sie sterben. Somit hatte sie auch die letzte Hoffnung zunichte gemacht, das Heilkraut noch rechtzeitig finden zu können. Sie durfte nicht sehen bleiben! Durfte nicht aufgeben!

„Wüstensturm". miaute Jaguarkralle leise. Sie reagierte nicht. Er fasste sie mit einer Pfote an der Schulter und versuchte ihren Blick zu fangen. „Wir stehen das durch", stieß er hervor. Sein Herz raste vor Angst. Seine Augen glühten, „So wie früher. Was auch immer kommen mag. Gib nur noch nicht auf." Bitte, ich flehe dich an, fügte er im Stillen hinzu. Er konnte es nicht laut aussprechen. Er schaffte es ja kaum seine Gefühle für sie zu ordnen, geschweige denn sie in Worte fassen. Wie sollte er nun seine Gedanken und Ängste laut aussprechen.

Die Kätzin wankte leicht. Er konnte das Zittern ihrer Muskeln unter seinem Pfotenballen spüren. Sie zitterte. Verdammt! „Rede mit mir!", verlangte er. Sie antwortete nicht. Starrte immer noch ins Leere. In ihrer eigenen sich selbstzerfleischenden Gedankenwelt verloren. „Rede mit mir!", wiederholte er fordernder. Jaguarkralle schüttelte sie leicht. „Wüstensturm! Bleib bei mir!" Er bekam langsam Panik. Kämpfe, kämpfe, kämpfe, schrie sein Instinkt ihr zu, lass dich nicht von dir selbst einsperren! Du bist eine zweite Anführerin des Donnerclans. Silberstern hat DICH ausgewählt, unter allen Katzen des Clans. Du eine zweite Anführerin, verdammt, und du wirst nicht aufgeben – du gibst nicht auf!

Wüstenpfote hörte Jaguarkralle. Sie wollte seine Worte glauben, wollte ihm antworten, doch...

Nein, nein, nein, sie würde nicht schon aufgeben, die würde nicht....

Ihr Kampfgeist wollte an ihr rütteln, doch es nützte nichts.Nicht in einer geistigen Festung voller schwarzer Gedanken, Verzweiflung undGift im Blut, das bald in ihr Herz eindringen würde und dieses lahmlegen würde. Sie war dem Ende geweiht. 

Schwarz.

Alles wurde schwarz um sie herum.

Jaguarkralle heulte erschrocken auf, als er Wüstensturm zu Boden sinken spürte. Er hielt sie am Nackenfell fest, dass sie nicht abrutschte und legte sie sanft auf dem Boden am. Sie war nicht mehr ansprechbar. Wieder und wieder stupste er sie mit der Nase an und leckte ihr über die Ohren. Aber nichts. Sie war fort. Ja, sie lebte zwar noch, aber ihr Geist war in ihr selbst verborgen. Sie hatte das Bewusstsein verloren.


Ja, ich hab mich lange nicht gemeldet, aber ich lade grade dieses Kapitel fertig hoch und arbeite am Nächsten. Warum hab ich jetzt endlich Zeit? Ich  hock grad in einer Werkstofftechnik Vorlesung und die ist ernsthaft einschläfern, also muss ich mich sinnvoll beschäftigen, um nicht instant wegzunicken. XD

Vielen Dank fürs Lesen!

Eure Diana Jane!

Warrior Cats - Sturz in die FinsternisWhere stories live. Discover now