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In the mirror... Heute war ich wohl etwas in Eile. Viel war bisher zu tun. Und aus genau diesem Grund fand ich nicht die Zeit, welche ich bisher immer vor dem Spiegel verbrachte. Ob die junge Frau wusste, dass ich ihr meine Zeit einfach nicht schenken konnte? Ob ihr klar war, dass ich nicht jeden Tag, Minute um Minute, in den Spiegel sehen kann? Ihre Augen waren immer getränkt von jeglicher Emotion und obwohl ich wusste, dass ihr Leben nicht perfekt war, war ich mir mir sicher, sie ist glücklich. Glücklich über all jenes was sie hat, denn was brachte es schon über das zu trauern was sie nicht besaß. Als ich heute zum ersten mal in den Spiegel sah, wusste ich nicht wie ich ihr gegenüber stehen sollte. Diese junge Frau war definitiv stärker als ich es war, als ich je sein könnte. Sie versuchte schon seit jeher die Menschen in ihrer Umgebung glücklich zu machen und das schöne für sie, bei den meisten reichte ihr Lächeln. 

Ich wusste dies, denn ich konnte es selbst fühlen, wenn sie mir eines schenkte. Aber was sollte sie tun, wenn ihr Lächeln mal nicht mehr reichte? Bei den von ihr gewählten Menschen, wusste sie, würde es immer reichen, Hauptsache ihre Mundwinkel hoben sie an, denn die Freude welche die junge Frau im Spiegel ausstrahlte war so echt wie schon lange nichts mehr. Doch es gab auch Menschen in ihrem Leben, welche einfach da waren, ohne, dass sie es sich aussuchen konnte und genau diese machen ihr das Leben schwer. Schon viele Entscheidungen hatte sie getroffen und auch nicht getroffen, nur um sie zufrieden zu stellen. Nur leider waren sie es nie. Die junge Frau machte sogar die Menschen, welche ihr wichtig waren, zu Entscheidungen, denn wenn Sie es von ihr verlangten, dann würde sie sich für oder auch gegen jemanden entscheiden. 

Eigentlich war es ein Wunder, dass diese junge Frau überhaupt noch wusste, wer sie selbst war, wenn es ihr doch einige nicht einmal erlaubten. Sie taten so als würden sie ihre Entscheidungen akzeptieren und zum Teil auch gutheißen, aber die Wahrheit sah anders aus. In Wahrheit würden so einige Dinge viel mehr dazu führen, dass sie nicht mehr willkommen war. 

Ihre Augen sahen trüb in die meinen und ich konnte nur ebenso traurig zurück blicken, denn eines war ihr nicht bewusst: Nach Jahren, in welchen sie sich in Perfektion und Anstand übte, war ein kleiner Fehler der Todesstoß und sie fühlte sich nicht mehr wohl in ihrer eigenen kleinen Welt.

Written by U.N. \ 19.03.2022

In the mirrorWhere stories live. Discover now